Huberta Bock aus Waldkirch ist seit 1. August Referentin für Regional- und Dorfentwicklung im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung. Ihr Arbeitsplatz ist das Landwirtschaftsministerium in Berlin. Dorthin ist die Vermessungsingenieurin zwei Jahre abgeordnet, freiwillig wohlgemerkt. "Das Ministerium hat speziell in Bayern angefragt und jemanden gesucht, der Praxiswissen von außen reintragen kann."
Huberta Bock scheint dafür prädestiniert. Sie kennt sich aus mit integrierter ländlicher Entwicklung. Das hat sie bei der Steinwaldallianz bewiesen, einem Zusammenschluss von 16 Gemeinden, der sich einen Handlungsrahmen mit 52 Projekten gegeben hat, von der Ökomodellregion über das Flächenmanagement bis zum Kampf gegen Leerstände in Dörfern.
Keine schlechte Visitenkarte für Berlin. "Der ländliche Raum ist in der Bundespolitik zurzeit ganz hoch aufgehängt", erklärt die Kepler-Abiturientin. So sind im Koalitionsvertrag ausdrücklich gleichwertige Lebensbedingungen im ganzen Land festgeschrieben. Dazu gibt es eine Kommission mit sechs Arbeitsgruppen. An deren Spitze stehen Hochkaräter. Vorsitzender ist Innenminister Horst Seehofer, seine Co-Vorsitzenden die Ministerinnen Julia Klöckner (Landwirtschaft) und Franziska Giffey (Familie). Bock ist Mitglied der Arbeitsgruppe Raumordnung.
Viel Geld vom Bund
Bis Mai nächsten Jahres sollen diese Gremien Handlungsempfehlungen vorlegen. "Sehr spannend, da kann man wirklich was bewegen für die Menschen im ländlichen Raum." Für diese "Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" ist reichlich Geld unterwegs. Allein für 2019 sind es 280 Millionen Euro vom Bund. Das sind 60 Prozent der Gesamtmittel. Die übrigen 40 Prozent kommen aus den 16 Ländern. Huberta Bock arbeitet daran mit, dass diese Mittel zielgerichtet in den Gemeinden als starke Fördermaßnahmen ankommen. Das beinhaltet Finanzspritzen für nichtlandwirtschaftliche Kleinstbetriebe, Investitionen in Nahversorgung mit Gütern und Dienstleistungen, ländlichen Tourismus, den Ausbau landwirtschaftlicher Wege, die Umnutzung dörflicher Bausubstanz, Flächenmanagement und Naturschutz. Zum Job gehören ferner jede Menge Anfragen von Staatssekretären und Abgeordneten.
Was arg stressverdächtig klingt, macht der Referentin enorm Spaß. "Es gibt so tolle Projekte in ganz Deutschland." Obwohl eine Bundesbehörde schon anders tickt als ein ALE: "In der Landesbehörde sind die Wege kurz, im Ministerium sind gewisse Hierarchien zu beachten, und die Länder müssen einbezogen werden." Das Landwirtschaftsressort hat 900 Mitarbeiter, die meisten davon in Bonn, aber 360 in Berlin. In Huberta Bocks Referat sind sie zu zehnt.
"Der beste Job"
Dafür muss die Oberpfälzerin ein paar Abstriche machen. Mit ihrem Mann, ebenfalls ein ALE-Beamter, muss sie eine Fernbeziehung zwischen Weiden und Berlin aufrechterhalten, und auch ihre 84-jährige Mutter in Waldkirch will sie nicht vernachlässigen. Das alles geht leichter, wenn die Arbeit erfüllend ist. Nach wie vor ist die Beamtin über ihre Berufswahl glücklich, die sie zunächst zur Vermessung geführt hat. "Für mich der beste Job, den es gibt." Dabei hätte sie ursprünglich Garten- und Landschaftsbau studieren wollen. Das Arbeitsamt habe davon aber abgeraten - zu wenige Stellen. So ist Huberta Bock in Tirschenreuth gelandet und dort hochmotiviert. Als Öffentlichkeitsarbeiterin erklärt sie in Schulen, was ein Amt für Ländliche Entwicklung so macht, und an der OTH Amberg hat sie einen neuen Studiengang mit initiiert.
All das möchte sie nicht aufgeben. Daher soll der Weg nach Berlin auch wieder in die Oberpfalz führen. Doch noch sind diese Gedanken weit weg. Im Moment braucht erst mal wieder ein Staatssekretär eine Auskunft.
Huberta Bocks Vorliebe für Fragen der Flächennutzung hat sich schon früh gezeigt. Sie stammt aus einer Familie, die einen eigenen Hof bewirtschaftet. Ihr Vater war in Waldkirch der örtliche Beauftragte für Flurbereinigung.
Mit diesem Thema befasste sie sich auch bereits in ihrer Facharbeit am Kepler-Gymnasium Weiden im Leistungskurs Erdkunde (Abitur 1992). Das führte schließlich zum Studium von Geodäsie und Vermessungswesen an der TU München.
Ihr Referendariat absolvierte die Hobby-Bäckerin in Thüringen und Hessen, später arbeitete sie ein Jahr beim Thüringer Landesvermessungsamt als Sachgebietsleiterin für den Bereich Grundstückswertermittlung. Danach wechselte sie auf eine Assistentenstelle am Lehrstuhl für Bodenordnung und Landentwicklung der TU München.
Von dort ging es vier Jahre nach Krumbach zum Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben als Projektleiterin für Dorferneuerungs- und Flurneuordnungsverfahren. 2013 kam die Behördenverlagerung des ALE Oberpfalz von Regensburg nach Tirschenreuth, was politisch nicht unumstritten war. Für Huberta Bock war es nicht nur die Chance zum Wechsel in die Heimat, sondern auch die richtige Weichenstellung: „Der Staat muss bei der Belebung des ländlichen Raums mit gutem Beispiel vorangehen, dann kommen auch die Firmen.“
Denn nach wie vor hat Bock die Erfahrung gemacht, dass die Oberpfälzer ihr Licht noch allzu oft unter dem Scheffel schimmern lassen. „Das ist absolut nicht nötig. Es gibt so viele tolle Beispiele.“ In Berlin sei sie bereit, dieses Selbstbewusstsein aufzupolieren. „Wenn jemand in der Oberpfalz eine gute Idee hat, kann ich sie hier gerne einbringen.“ (phs)













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