Waldsassen
03.04.2024 - 10:42 Uhr

39. Feuerkinder-Einsatz in Tansania: Warum Spenden weiterhin nötig sind

Ihren 39. Feuerkinder-Einsatz hat Dr. Annemarie Schraml in Tansania absolviert. Sie berichtet von zahlreichen Operationen und einer Reihe von Verbesserungen der Infrastruktur. Aber sie betont auch, dass weiterhin Hilfe von außen nötig ist.

Mehr als zwei Wochen lang weilte Dr. Annemarie Schraml mit einem Team der Aktion Feuerkinder kürzlich wieder in Tansania. Es war dort bereits der 39. Einsatz der Ärztin aus Waldsassen, wie sie in ihrem Bericht schreibt.

Mit aus Deutschland angereist waren weitere Ärzte und Assistenzkräfte, darunter die aus Tansania stammende Schwester Grace Ayoo-Küfner. Vor Ort zum Team stieß auch wieder eine deutsche Ärztin, die im Süden Tansanias tätig ist. Engagiert mitgearbeitet haben laut Dr. Schraml zudem die tansanische Ärztin Dr. Godnester Mungure und zwei tansanische Anästhesisten.

89 Operationen durchgeführt

"An 11 Operationstagen wurden bei 46 Patienten 89 Operationen durchgeführt, 16 Kinder wurden an beiden Beinen operiert", berichtet Dr. Schraml. Erneut sehr erfreulich gewesen sei die Zusammenarbeit mit den tansanischen Fachkräften. Voll des Lobes zeigt sich Dr. Schraml auch angesichts der Versorgung des Feuerkinder-Teams im Gästehaus des "Usa River Reha Centers".

Eine große Freude für die Ärztin aus Waldsassen sei das Treffen mit einer Frau namens Eli gewesen. Dr. Schraml hatte sie vor 16 Jahren wegen schwerster Arthrosen an beiden Hüftgelenken in Rummelsberg mit Total-Endoprothesen (TEPs) versorgt, die weiterhin einen korrekten Sitz zeigten. Aufgrund der OP damals sei Eli beschwerdefrei.

Das Feuerkinder-Team stattete auch einer Einrichtung der Zilper-Foundation einen Besuch ab. Fast vier Stunden habe die Fahrt gedauert, wegen starken Regens habe sich das letzte Stück der Strecke in eine Schlammpiste verwandelt. Der von der Aktion Feuerkinder finanzierte Speise- und Aufenthaltsraum ist laut Dr. Schraml für die Kinder aus bis zu 1500 Kilometern entfernten Orten eine große Hilfe. Gespräche geführt habe man über die weitere Finanzierung der Versorgung der Kinder und Jugendlichen, die nach Operationen bis zu acht Wochen dort verbringen könnten.

Mit den Verantwortlichen des "Kafika-Houses" (zuvor "Plasterhouse"), die laut Dr. Schraml 20 Kinder zu Operationen brachten, sei darüber beraten worden, was getan werden könnte, um die Situation von Kindern mit Klumpfuß-Rezidiven und unbehandelten schweren Fehlstellungen zu verbessern. "Denn derzeit verschlechtert sich die Versorgungssituation in Tansania", beklagt Dr. Schraml. Das Team sei eindringlich gebeten worden, noch mehr Patienten zu operieren.

In der letzten Woche des Einsatzes habe das Team die vierjährigen Zwillinge John und Johnathan mit extremen O-und Innendrehfehlstellungen beider Beine operiert. Ihr Vater, der mit den Kindern neun Stunden lang per Bus aus der Großstadt Daressalam angereist sei, habe berichtet, dass zuvor zwei Kliniken dort eine Behandlung abgelehnt hätten. "Für Kinder bis zum fünften Lebensjahr ist die Behandlung eigentlich kostenlos, was aber zur Folge hat, dass Kinder, die aufwendigere Behandlung bräuchten, nicht behandelt werden, da Kliniken und Ärzte damit kein Geld verdienen", erklärt Dr. Schraml dazu.

Häufige Stromausfälle

Ähnlich verhalte es sich mit konservativ behandelten Klumpfüßen. Diese müssten regelmäßig nachuntersucht und mit speziellen Orthesen versorgt werden. Weil dies meist aus finanziellen Gründen kaum erfolge, entstünden viele Rückfälle. Dann seien wiederum aufwendige operative Korrekturen nötig, die aber von einheimischen Ärzten kaum durchgeführt würden.

"An den ersten Tagen des Einsatzes mussten Reparaturarbeiten an elektrischen Geräten und Überwachungsgeräten durchgeführt werden, da wegen eines Stromproblems alle elektrischen Geräte defekt waren", verweist Dr. Schraml auf andere Probleme. Überhaupt sei auffällig gewesen, dass diesmal mehrmals pro Tag die Stromversorgung ausgefallen sei. Ein Großteil der Medikamente sei über die Aktion Medeor direkt im Land bezogen worden. Einige dort nicht verfügbare Präparate sowie auch alle Verbands- und OP-Abdeckmaterialien, OP-Bekleidung sowie Kunststoffgipse hätten wieder per Luftfracht gesandt werden können.

Schnelles Eingreifen möglich

Eine positive Nachricht sei, dass Ärztin Dr. Godnester Mungure ab Herbst 2024 ein Orthopädie-Masterstudium beginnen könne. "Es besteht so die Hoffnung, dass Dr. Godnester auch die schwierigeren operativen Eingriffe zukünftig durchführen wird und im Land die Arbeit des Feuerkinder-Teams fortsetzt", schreibt Dr. Schraml. Auch der Bau der "G.M. Memorial English Medium School" schreite voran, bald werde der Betrieb starten. Eine Schule in Nürnberg und einige Spenderinnen aus dem Landkreis Tirschenreuth hätten Patenschaften übernommen, so dass auch ärmere Kinder die neue Schule besuchen könnten.

"Die Versorgung von Notfällen im Nkoaranga-Hospital und der Meru-Diözese mit circa 30 000 Einwohnern ist mittlerweile besser und zeitnaher als im Landkreis Tirschenreuth", teilt Dr. Schraml weiter mit. Ein Allgemeinchirurg und ein Unfallchirurg wohnten in der Nähe und seien bei Notfällen sofort zur Stelle. "So war es eine große Freude, dass ein vor einem Jahr von einem Auto angefahrener, schwerstverletzter Junge ohne jeden Folgeschaden zu Besuch kam", berichtet Dr. Schraml in dem Zusammenhang. Nur eine Narbe sei noch sichtbar. Der Allgemeinchirurg habe nur zehn Minuten nach der Einlieferung die Blutung im Gehirn entlastet, Brustkorb und Bauchraum eröffnet und Blutungen an den Harnwegen gestillt. Diesem Arzt habe Dr. Schraml vor fünf Jahren einen Handbohrer zum Aufbohren des Schädelknochens besorgt, mit dem mittlerweile schon einigen jungen Unfallopfern das Leben gerettet worden sei. Der Bau der Geburtshilfe-Station in dem Krankenhaus stehe kurz vor dem Abschluss.

"Der Einsatz war insgesamt sehr gut, das Team hat bestens zusammengearbeitet, aber die Probleme im Land - auch mitverursacht durch den Klimawandel und weil die Schere zwischen Arm und Reich auseinandergeht - sind doch deutlich", bilanziert Dr. Schraml. Eine wesentliche Verbesserung gerade der Situation armer Familien sei dringend erforderlich. So müsse nach ihrer Ansicht weiterhin Unterstützung von außen erfolgen und sie bittet wiederum um Spenden, um die unterschiedlichen Projekte und einzelne hilfsbedürftige Menschen unterstützen zu können.

Hintergrund:

Spenden für Projekt Feuerkinder

  • Spendenkonto bei der Evangelischen Bank (EB) Kassel
  • BIC: GENODEF1EK1; IBAN: DE53 5206 0410 0103 5099 82
  • Verwendungszweck: Projekt Feuerkinder
 
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