Zum 40. Hilfseinsatz in Tansania unterwegs war das Team der Aktion Feuerkinder von Ende September bis Anfang Oktober. Laut Initiatorin Dr. Annemarie Schraml ist dort weiterhin das größte Problem, dass sich auf dem Land nur wenige Familien eine Krankenversicherung leisten können. Sie unterzögen sich deshalb nur in äußersten Notfällen einer medizinischen Behandlung, denn alles müsse sofort bezahlt werden. „Kinder mit Fehlbildungen fallen oftmals durch dieses Raster.“
Wie schon beim vorigen Einsatz waren wieder Patienten nahezu aus ganz Tansania zur Behandlung gebracht worden – darunter Kinder unter Betreuung der Zilper-Foundation aus Babati, aus Monduli und von der Klinik Kafikahouse in Arusha. Patienten mit Klumpfüßen seien teils mit Gipsverbänden vorbehandelt worden. Der australische Förderer der Zilper-Foundation habe im August seine Unterstützung beendet. Deshalb, so Dr. Schraml, sei im Vorfeld mit der Stiftung Feuerkinder/Stiftung Hilfen für Tansania Rummelsberg ein Vertrag zur monatlichen finanziellen Unterstützung abgeschlossen worden.
Die Bedeutung der seit vielen Jahren kontinuierlichen und wertvollen Arbeit wurde beim jüngsten Aufenthalt deutlich, wie in der Mitteilung durchklingt. Dazu hätten auch Gespräche mit tansanischen Diakonen gehört, die in enger Beziehung zum Feuerkinder-Projekt stehen: Mit Fadhili etwa war 2006 die orthopädische Werkstatt gestartet worden, Elineema Mollel erhielt als „Medical Officer“ im Nkoaranga-Krankenhaus eine Zusatzausbildung in Orthopädie und leitet nun eine Krankenstation mit 18 Beschäftigten. Praygod Mwanga arbeitet als Computerfachmann und hat den Angaben zufolge jetzt selbst ein soziales Projekt initiiert.
Erfolgreich im Leben
Dr. Annemarie Schraml berichtet auch von Treffen mit früheren Patienten, deren weiterer Lebensweg ein wesentliches Ziel des Feuerkinder-Projektes repräsentiert – dass behinderte Kinder operiert werden, um gehen, die Schule besuchen, einen Beruf erlernen oder studieren zu können. Peter etwa hatte Klumpfüße schwerster Ausprägung und wurde von 2002 bis 2005 mehrmals operiert. Heuer konnt er sein Studium im Fachgebiet Einkauf und Beschaffungslogistik abschließen. Nun arbeitet er laut Dr. Schraml vorübergehend bei der Zilper-Foundation in Babati. Er habe 20 Kinder und Jugendliche ins Hospital begleitet, sie versorgt und auch bei Verbandswechseln geholfen.
Fadhili und Adil von der Insel Sansibar hätten dem Team ihre große Dankbarkeit für die Operationen zum Ausdruck gebracht. „Fadhili, dessen sehr schwere Fehlstellungen beider Beine korrigiert worden waren, arbeitet seit Jahren als Manager einer Hotelanlage auf Sansibar“, informiert Dr. Schraml in ihrer Mitteilung weiter. 2001 operiert worden sei Adil, der nach einem kniegelenksnahen Bruch des Unterschenkels ein X-Bein entwickelt hatte. „Die positive Erfahrung mit dem deutschen Team bewog ihn, ein besonders fleißiger Schüler zu sein“, berichtet die Ärztin und ergänzt: „Er studiert jetzt Medizin in Daressalam und versicherte, als Arzt auch Arme zu behandeln.“
Wertvolle Unterstützung
Wie es weiter heißt, hätten vor Ort besonders Dr. Godnester Mungure sowie die tansanischen Anästhesisten Emanuel Zablon und August Mallya mit dem Team intensiv und erfolgreich zusammengearbeitet. Wertvoll gewesen sei auch die Unterstützung durch die aus Tansania stammende Krankenschwester Grace Ayoo-Küfner und durch Dr. Mirjam Triebel. Letztere arbeite im Süden Tansanias, spreche perfekt Kisuaheli und habe Patienten und Eltern die Behandlungen erläutert, bei Verbandswechseln geholfen und organisatorische und bürokratische Arbeiten erledigt.
Alle Narkosen seien von den tansanischen Anästhesisten August Patrick Mallya und Emmanuel Zablon durchgeführt worden. Bei den Operationen habe es keinerlei Komplikationen gegeben. Erfreulich gewesen sei auch die reizlose Wundheilung und dass "alle Patienten nach Hause oder in die Einrichtungen, die sie gebracht hatten, entlassen werden konnten".
Gutes Miteinander
Die ehemalige Chefärztin unterstreicht das sehr gute Miteinander und die Teamarbeit besonders mit den tansanischen Mitarbeitenden im OP-Saal und auf der Station. Dies sei vor allem von OP-Schwestern, die zum ersten Mal im Team waren, als wohltuend empfunden worden. Denn die Aufgaben übergreifende Mitarbeit sei an deutschen Kliniken oftmals nicht mehr üblich.
Zwei Tage hospitiert habe der äußerst begabte junge tansanische Arzt Joseph. Er arbeitet laut Dr. Schraml im Südwesten Tansanias im „Litembo Diocesan Hospital“ und habe größtes Interesse am Einsatz des Feuerkinder-Teams gezeigt.
Nachhaltigkeit zweites Ziel
Dr. Annemarie Schraml verweist in ihrer Mitteilung auch auf 16 Metallentfernungen bei während der vergangenen Einsätze operierten Kindern: Durchgeführt worden seien sie, während das deutsche Team nach Hause flog, von Dr. Godnester Mungure. Diese werde nun ein Masterstudium in Orthopädie und Unfallchirurgie am „Kilimanjaro Christian Medical Centre“ (KCMC) in Moshi beginnen. „So kommt man auch dem zweiten Ziel des Projekts – der Nachhaltigkeit – näher.“
Eingerahmt in eine feierliche Andacht, wurden der Spatenstich für den Neubau einer Ambulanz mit Notaufnahme und die Einweihung der in den vergangenen beiden Jahren gebauten Station für Gynäkologie und Geburtshilfe durch Bischof Elias Kitoi Nasari begangen. Dieser eindrucksvolle und für das Bestehen des Nkoaranga-Hospitals absolut notwendige Neubau sei durch die Unterstützung vieler Spender und der Aktion „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks möglich geworden.
Essen, Obst, Fahrgeld
Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung aus der Heimat – auch mit gestrickten Mützen, Socken und Decken und mit dem Kauf von Kleidung in Tansania – habe wieder vielen Kindern geholfen werden können. Auch wurden die stationären Patienten wieder mit Essen und Obst und die Eltern mit Fahrgeld unterstützt .
Besucht wurde auch die vom Krankenhausverwalter Frank gebaute und von der Stiftung Feuerkinder unterstützte „English Medium School“. Ab Januar 2025 werde eine zweite Klasse dort unterrichtet. Patenschaften für die Kinder (400 Euro für ein Jahr) wären sehr hilfreich, so Dr. Schraml. Diese ließen sich über die Stiftung Feuerkinder organisieren.
Der 40. Feuerkinder-Einsatz in Tansania
- Das Team: Dr. Annemarie Schraml, Dr. Stephan Oehler, Dr. Mirjam Triebel, Assistenzarzt Dominic Reinhart, Krankenschwester und Hebamme Grace Ayoo-Küfner, die Lehrerin für Pflegeberufe Marion Belzner, OP-Schwestern Simone Uhl und Karin Apfelthaler-Onyango, Ergotherapeutin und Physician Assistant Eva Bäuerle .
- Anzahl der Operationen: 101 an 11 OP-Tagen, darunter 30 Klumpfuß-Operationen unterschiedlicher Schweregrade und 16 Achskorrekturen (auch gleichzeitig an Ober- und Unterschenkel)
- Altersspanne der operierten Patienten von 3 bis 17 Jahren
- Voruntersuchungen an zwei Tagen mit 148 Patienten; Erstellung von OP-Plan; viele Patienten vertröstet auf nächsten Einsatz, geplant im Februar 2025
- Begleitung des Teams auch durch Journalistin und Autorin Dr. Margit Roth aus München, für deren Buch „25 Jahre Hilfsprojekt Feuerkinder“ (Interviews mit Patienten aus den ersten Jahren des Hilfsprojektes)
- Spendenkonto: Projekt Aktion Feuerkinder, EB Kassel / BIC: GENODEF1EK1;
IBAN: DE53 5206 0410 0103 5099 82
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