Waldsassen
26.04.2019 - 10:44 Uhr

Abgesägte Bäume bieten Wohnraum für viele Tiere

„Stehendes Totholz ist viel effektiver als liegendes“, wissen der Leiter des Forstbetriebs (FB) Waldsassen, Norbert Zintl, und sein Stellvertreter Florian Fischer. Seit vergangenem Jahr werden Hochstümpfe absichtlich erzeugt.

Der Text rechts unten auf dem Schild informiert über die Forstwirschaft und den Naturschutz im Wald. Bild: tr
Der Text rechts unten auf dem Schild informiert über die Forstwirschaft und den Naturschutz im Wald.

Unter dem Begriff Hochstumpf versteht der Forstmann Bäume, die in vier bis sechs Metern Höhe abgeschnitten werden, absterben und stehen bleiben. Mit dem Harvester sei das ganz einfach zu bewerkstelligen. Der Rest des Baumes bleibt neben dem Hochstumpf liegen und verrottet dort im Laufe der Zeit.

Stehendes Totholz sei viel effektiver als liegendes, weil mehr Arten davon profitierten. Hochstümpfe seien Bruthöhlen für Vögel, Fledermausquartiere und Insektenhotel. Der Mindest-Stammdurchmesser für einen Hochstumpf beträgt 40 Zentimeter. "Im Idealfall bleibt so ein Stamm noch Jahrzehnte lang stehen", erklären die beiden Förster. Das liege auch daran, dass ein gekappter Baum bei weitem nicht so windanfällig sei, wie seine hohen Vettern.

Dabei denken Zintl und Fischer auch an Sicherungsmaßnahmen bei denen je nach Gefährdungslage vielleicht nicht der komplette Baum entnommen werden muss, sondern durchaus der untere Teil als Hochstumpf stehenbleiben könnte. Unter diesem Aspekt betrachtet, stelle das eine perfekte Symbiose von Naturschutz und Verkehrssicherung dar.

Das passe hervorragend zum Credo der Bayerischen Staatsforsten: "Schützen und nützen auf der gleichen Fläche." In jedem seiner Reviere weist der Forstbetrieb an exponierter Stelle mit einem Schild auf diese Maßnahmen hin.

Darauf wird die Komplexität der Zusammenhänge zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz erklärt. "Man muss den Menschen schon erklären, warum gesunde Bäume in dieser Höhe abgesägt werden und der Rest daneben auf dem Boden liegen bleibt." Im vergangenen Jahr wurden etwa 120 Hochstümpfe präpariert, heuer sollen bis zu 150 dazukommen.

Genauso wie das Programm "Der Wald blüht auf" gehören Hochstümpfe zum Sonderprogramm Naturschutz der Bayerischen Staatsforsten. Die Stämme werden mit GPS eingemessen und in die entsprechenden Karten eingetragen. Auf den Infotafeln sind die Stümpfe als Wohnungsbaumaßnahme für Specht, Käfer, Fledermaus, Pilz und Co. beschrieben.

Forstbetriebsleiter Norbert Zintl (links) und sein Stellvertreter Florian Fischer bringen das erste Schild, das Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer zum Thema informiert, an einem Hochstamm an. Bild: tr
Forstbetriebsleiter Norbert Zintl (links) und sein Stellvertreter Florian Fischer bringen das erste Schild, das Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer zum Thema informiert, an einem Hochstamm an.
 
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