Die Basis fürs literarisch-musikalische Gemeinschaftsprojekt lieferten die Kurzgeschichten "Kummer aller Art" der Bestseller-Autorin Mariana Leky: "Sie beschreibt so liebevoll und mit feinem Humor alltägliche Situationen, die wir alle kennen. Diese Draufsicht tut gut. Und zu merken, man ist nicht alleine mit seinen Gedanken oder Ängsten", erklärt Jule Ronstedt auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.
Bevor ihr dieses Werk "in die Hände gefallen" war, hatte die Schauspielerin bereits drei Hörspiele für den WDR mit Leky-Texten eingesprochen, darunter auch den mittlerweile verfilmten Erfolgsroman "Was man von hier aus sehen kann". "Ich habe da immer ihr 'ich' gesprochen, und festgestellt, dass wir uns tatsächlich im Denken, in der Sprache und im Humor sehr nahe sind. Ich mag diese genaue psychologische Beobachtung, ihre Art, die Menschen in ihren Eigenarten zu beschreiben, den leisen Humor. Und dabei bleibt sie immer liebevoll und leicht. Das ist eine große Kunst."
Darüber hinaus machte sich Ronstedt auf die Suche nach Texten, die unter die selbst erwählte Überschrift "ÜberLebensLust", in der ja sowohl "Lebenslust" als auch das "Überleben" stecken, passen. Was auf Geschichten "über das Leben" ebenfalls zutrifft. Und weil in Mariana Lekys Texten Rainer Maria Rilke zitiert wird, war der Weg zum Schöpfer "unglaublich kluger Gedichte und großer poetischer Wahrheiten" ein kurzer. Ergänzt wird das Ganze von "einer Art Szene" von Jean Cocteau.
Weg vom Harfenklischee
Die Musik wiederum gebe diesen Geschichten Raum, gewissermaßen einen "heilenden" Nachhall, so Jule Ronstedt. Evelyn Huber steuert dazu eine Auswahl von bekannten und eigenen Stücken bei: "Mal beschwingt, mal zum Augen schließen und wegträumen. Und immer weg vom immer noch existierenden Harfenklischee - dieses Instrument hat so viel mehr und überaus Überraschendes zu bieten". Ein bisschen so, wie sie es ja auch schon als Mitglied des Kult-Weltmusik-Ensembles "Quadro Nuevo" gehalten hat. Dass sie sich zwischenzeitlich von den Kollegen getrennt hat, sei sicherlich das Einschneidenste in ihrem bisherigen Musikerleben gewesen: "Aber wenn eine Tür zugeht, dann gehen neue Türen auf."
"Augen auf bei der Berufswahl"
Unverbrüchlich dagegen ihr Liebe auf den ersten Blick zur Harfe, einem "wunderbaren Kommunikationsmittel", gegen das weder Klavier noch Hackbrett eine Chance hatten. Die Transportumstände habe sie bei der Entscheidung allerdings tatsächlich nicht im Blick gehabt, schreibt die Musikerin. Aber sie nimmt sie gerne in Kauf und wirft schon mal den Satz "Augen auf bei der Berufswahl" in die Runde, "wenn erstaunte Menschen mir beim Rumschieben meines großen Instrumentes mit Hilfe einer Sackkarre entgegenblicken."
Dass die Schauspielerin und die Harfenistin zum gemeinsamen Projekt zusammengefunden haben, verdanken sie verschiedenen Begegnungen: "Ich war auf diversen "Quadro Nuevo"-Konzerten, bei denen Evelyn gespielt hat, sie kannte mich aus dem Kino. Und dann kam an irgendeinem seltenen Corona-Event die Idee zu einer gemeinsamen, musikalischen Lesung auf. Das inhaltliche Konzept habe ich entworfen und Evelyn dann vorgeschlagen. Sie war sofort dabei", erinnert sich Jule Ronstedt.
Evelyn Huber findet die Duo-Abende wunderbar: "Und was mir besonders gefällt ist die Tatsache, dass sich Wort und Musik und damit auch wir beiden Künstlerinnen uns auf Augenhöhe mit gegenseitigem Respekt und großer Sympathie begegnen." Den respektvollen und wertschätzenden Umgang hebt auch Jule Ronstedt hervor: " Wir sind beide starke Frauen, lassen aber jedem seinen Raum. Unser gemeinsames Ziel ist es, dem Publikum einen schönen, wertigen Abend zu bieten." Um das zu erreichen, haben sich die beiden gut zugehört bei der Entwicklung des Programms, so die Schauspielerin: "Das war ein sehr produktives und schönes Miteinander."
"Wir haben uns einen musikalisch - literarischen Bogen ausgedacht, bei dem mal Wort, mal Musik im Vordergrund steht und dann und wann sich beides dramaturgisch verwebt", ergänzt Huber. Laut Ankündigung soll das Publikum obendrein ja auch noch erfahren, wie man sich aus dem Maul eines Alligators befreit. Eine zumindest in der Oberpfalz wohl eher rare Gefahr. Macht nichts: "Ängste sind ja oft nicht logisch oder real erklärbar. Aber Humor hilft immer", findet Jule Ronstedt. "Ich würde diese Gefahr nicht komplett ausschließen. Die Welt ist jüngst schon einige Male auf dem Kopf gestanden. Umso besser, wenn man mit einem zwinkernden Auge auf so manche Eventualität vorbereitet ist. Ein Abend Leichtigkeit tut uns allen gut", sagt Evelyn Huber.
Zu Personen und Veranstaltung
- Jule Ronstedt, Schauspielerin, Regisseurin, Autorin, geboren 1971 in München, aufgewachsen in Herrsching am Ammersee, Abitur, Schauspielausbildung an der "Neuen Münchner Schauspielschule", 1996 Titelrolle un "Pippi Langstrumpf" bei den Luisenburg-Festspielen, von 1996 bis 2001 festes Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen, Fernsehdebüt in der BR-Serie "Aus heiterem Himmel", Max-Ophüls-Preis 1997 als beste Nachwuchsdarstellerin in "Bandagistenglück", 2017 Regiedebüt mit Krimikomödie "Maria Mafiosi". Jule Ronstedt lebt in München.
- Evelyn Huber, Harfenistin, geboren in München, Studium Hauptfach Harfe, Meisterklassendiplom, Preisträgerin beim Internationalen Jazzharfenwettbewerb in Arizona/USA, 1998 bis 2009 Lehrauftrag für Harfe an der Musikhochschule München, 2007 bis 2009 Gastprofessur für Harfe an der Guildhall School of Music London, 2008 bis 2020 Harfenistin bei "Quadro Nuevo", seit 2022 Mitglied des "Board of Directors WHC World Harp Congress", u.a. 2010 und 2011 ausgezeichnet mit dem "ECHO Jazz" zusammen mit Quadro Neuvo, 2009 Bayerischer Kulturpreis.
- ÜberLebensLust - Harfe gemischt mit skurrilen Texten am Samstag, 20. Januar um 19 Uhr in der Aula im Kloster Waldsassen, Veranstalter Waldsassener Kammermusikkreis e.V., Tickets bei der Tourist-Information Waldsassen unter Tel. 09632/88160
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