In der Osternacht-Liturgie am Karsamstag in der Basilika Waldsassen wird Elisabetta Minniti, deren Familie aus Italien stammt, in die römisch-katholische Kirche aufgenommen. Die Tauffeier ist der Abschluss des Katechumenats: Auf dieser Wegstrecke gegen Ende der Vorbereitungszeit gibt es mehrere kleinere Ereignisse. Diese wurden an den Sonntagen in der Fastenzeit gewürdigt. Die Taufbewerberin wird bei der intensiven Vorbereitung von Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl begleitet.
„Es hat mir gut getan“, blickt die 38-Jährige auf die Vorbereitung seit Herbst zurück. „Ich habe eine innerliche Ruhe gefunden. Ich fühle mich geborgen und nicht alleine“, sagt sie, und ihr Lebensgefährte Luigi Stillo pflichtet ihr bei. Warum Elisabetta so fühlt, erzählt sie im Gespräch im Pfarrbüro.
Eltern sind Zeugen Jehovas
„Meine ganze Familie ist römisch-katholisch“, sagt sie, die wie ihr Partner aus Kalabrien stammt. Die Eltern siedelten nach München über, wurden 1987 Zeugen Jehovas. Mitglied in der Glaubensgemeinschaft wurde auch Elisabetta nach ihrer Geburt ein Jahr später. Nach einer Zwischenstation in der süditalienischen Heimat zog die Familie 1995 wieder zurück nach München.
„Meine Oma hat mir immer das Christliche beigebracht“, erzählt die zweifache Mutter, die ihren Beruf – Frisörin und Kosmetikerin – zurzeit nicht ausübt. Im Gespräch lässt sie durchblicken, dass sie sich bei den Zeugen Jehovas nicht wohlgefühlt hat. „Vieles hat mir nicht gefallen“, erinnert sich Elisabetta an viele Verbote, die das Leben einschränkten.
Kein Kontakt zu den Eltern
Seit nun über zehn Jahren ist Elisabetta von den Zeugen Jehovas ausgeschlossen – mit schweren Folgen: Die Eltern haben jeglichen Kontakt zur Tochter abgebrochen. "Wir sind doch alle Kinder von Gott", äußert Elisabetta ihr Unverständnis darüber. "Da habe ich angefangen, mich für den christlichen Glauben zu interessieren." Die Familie, zu der Partner Luigi Stillo, Jahrgang 1983, und die Kinder Chiara (9) und Francesco (2) gehören, zog nach Waldsassen. "Die Kirche rief mich irgendwie", sagt sie über ihre Eindrücke und die Kontaktaufnahme im Sommer 2020. "Der Pfarrer hat mit mir gesprochen und ich habe mich gleich wohlgefühlt."
Ihr Mann Luigi verrät, dass sich seine Frau positiv verändert hat. „Sie ist immer sehr euphorisch, wenn sie nach Haus kommt.“ Auch Stillo stammt aus Kalabrien, ist von Geburt getauft und erzählte seiner Frau immer wieder, wie es ist in der römisch-katholischen Kirche: „Da ist kein Zwang. Das ist freiwillig. Die Tür ist offen für alle Menschen“, so Luigi voller Überzeugung und sagt: „Es ist so. So wurde es mir beigebracht, von klein auf.“
Kirche für jeden offen
Die Kirche sei für jeden offen. Niemand werde sagen, man sei in einer anderen Religion und werde deswegen ausgeschlossen. "Und das ist das Gute daran, weil der Glaube an den Menschen da ist. Das habe ich versucht zu erklären."
"In Zeiten von Kirchenaustritten ein schönes Zeichen."
Pfarrer Thomas Vogl freut sich darüber, dass er in der Liturgie der Osternacht eine Christin in die Gemeinschaft der Kirche aufnehmen kann. "In Zeiten von Kirchenaustritten ein schönes Zeichen." Der Seelsorger spürt bei der Taufbewerberin eine tiefe Sehnsucht nach dem Glauben. Wege zur Kirche ließen sich nicht immer rational festmachen. "Das ist nicht eine Sache vom Kopf her, sondern vom Herzen."
Konsequenzen für den Alltag
Der Glaube sei letztlich Herzenssache, doch die Entscheidung müsse sich auch rational begründen lassen, "dass ich sage, das ist vernünftig und nicht nur eine emotionale Phase". Es gehöre auch dazu, die Konsequenzen für den Alltag zu tragen. Bei Elisabetta Minniti sei diese Bereitschaft spürbar. "Sie haben immer schon in ihrem Umfeld, mit der Oma und dann mit ihrem Mann Kontakt zur römisch-katholischen Kirche gehabt und waren damit in Berührung. Aber es hat halt jetzt der letzte Schritt noch gefehlt."
"Es waren viele Kleinigkeiten, wo man sich in diese Richtung bewegt hat", verrät Luigi über die schrittweise Annäherung zur römisch-katholischen Kirche. Dazu gehöre auch der Wunsch, später einmal in der Kirche zu heiraten. Dies sei bisher noch nicht möglich gewesen. Am wichtigsten ist für die Familie, dass Elisabetta ihren "inneren Frieden gefunden" hat, wie der Familienvater sagt.
In guten Händen
"Ich habe meine Familie verloren", erinnert sich Elisabetta an die Zeit nach ihrem Ausschluss bei den Zeugen Jehovas. Nervös und depressiv sei sie gewesen damals, ohne Zuwendung ihrer Mama nach der Geburt der beiden Kinder. Die Schwermut darüber sei in der Zeit der Vorbereitung auf die Taufe in den Hintergrund gerückt. "Meine Mama fehlt mir und ich weiß, sie bleibt meine Mama. Aber nun fühle ich mich irgendwie", sagt sie und schnauft tief durch, "... in guten Händen", ergänzt Luigi und seine Frau sagt: "Ja". Früher sei das anders gewesen.
Oft habe sie sich traurig und allein gefühlt, "obwohl ich meinen Mann und meine Freunde hatte". Es habe etwas gefehlt. "Ich bin jetzt ruhiger und gelassener." Dies, findet Luigi Stillo, sei das Wichtigste, was eine Religion bewirken und erreichen könne.
Die drei Sakramente des Christwerdens: Taufe, Firmung, Eucharistie
- In der Osternachtfeier am Samstag, 3. April in der Basilika Waldsassen empfängt Elisabetta Minniti drei Sakramente hintereinander – erst die Taufe, dann die Firmung und dann die Eucharistie.
- Die Eingliederung der Kirche durch die drei Sakramente des Christwerdens hat sich in der Tradition von früher fortgesetzt.
- Am ersten Fastensonntag wurde Elisabetta Minniti zusammen mit weiteren sieben erwachsenen Taufbewerbern durch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer im Hohen Dom zu Regensburg in den Katechuminat aufgenommen.
- Dabei bewilligte der Bischof die Taufe, außerdem hat er Stadtpfarrer Vogl mit der Firmung beauftragt.
- Elisabetta Minniti lebt mit ihrer Familie inzwischen in Schirnding. Weil die Kontaktaufnahme zur Kirche in Waldsassen erfolgte, wird die Taufbewerberin in der Klosterstadt in die Kirche aufgenommen.
- Informiert über die Taufe in der Pfarrei Waldsassen ist auch der Pfarrer von Schirnding, Stefan Brunhuber in Arzberg.
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