Zum achten Runden Tisch hatte der FB Waldsassen viele Multiplikatoren des behördlichen und privaten Naturschutzes in sein Domizil an der Egerer Straße eingeladen. Einmal im Jahr findet diese Veranstaltung statt, bei der bereits laufende Maßnahmen begutachtet und neue Projekte auf Machbarkeit diskutiert werden. Dabei dürfte die spannendste Frage für die Teilnehmer diesmal gewesen sein, "wie wird denn die Zukunft mit zwei neuen Gesichtern an der Führungsspitze?"
Ausblick auf 10 Jahre
Umgekehrt war es für den frischgebackenen Betriebsleiter Norbert Zintl und seinen Stellvertreter Florian Fischer nicht minder spannend, wer denn naturschutztechnisch Hand in Hand mit dem Forstbetrieb zusammenarbeitet, welche Personen welche Projekte begleiten. Nun ganz so neu war die Situation nicht, denn Zintl kennt als heimisches Gewächs die meisten Protagonisten, die im Naturschutz zugange sind. Spannend war der Termin aber auch deshalb, weil ab diesem Jahr die neue Forsteinrichtung greift, in der festgelegt ist, wie der FB die kommenden zehn Jahre agieren wird, in forstwirtschaftlicher, wie in naturschutzfachlicher Hinsicht. Knapp drei Stunden dauerte die Veranstaltung, bei der rege diskutiert wurde. Axel Reichert, Naturschutzspezialist für den Bereich Nordbayern bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) referierte über die Überarbeitung des regionalen Naturschutzkonzepts des FB Waldsassen.
Er schilderte unter anderem den Status Quo, wie der FB Waldsassen im Naturschutz unterwegs ist, was alles umgesetzt worden und was angedacht, beziehungsweise in Planung ist. Die Ausweisung eines Bereichs auf der "Bärenhöhe" im Steinwald zum Naturwaldreservat durchlaufe derzeit das behördliche Genehmigungsverfahren. Man rechne damit, dass die Sache spätestens im Frühherbst unter Dach und Fach sei und auf dem Gebiet des FB Waldsassen das dritte Naturwaldreservat ausgewiesen ist. Die beiden bereits existierenden sind der sogenannte "Gitschger" am Teichelberg und das "Gänsnest" im Bereich Hatzenreuth.
Florian Fischer erklärte, dass im Bereich des FB etwa 250 Hektar an ganz alten Waldbeständen existierten, davon seien 115 Hektar Naturwaldreservate. Komme die "Bärenhöhe" dazu, wären das noch einmal 45 Hektar. Der Sprecher erklärte, dass alte Waldbestände bis zu einem halben Hektar Fläche, immer auch etwas mit Arterhaltung zu tun hätten. Dort wo ganz alte Bäume, Felsstrukturen oder vernässte Flächen eine bestimmte Größe hätten, werde schon immer in Richtung Naturschutz gewirtschaftet.
Der FB pflegt auf 250 Hektar sogenannte Klasse-I-Wälder mit Bäumen die über 180 Jahre alt sind. Solche Areale müsse man einfach erhalten. Norbert Zintl sagte, dass erst seit etwa 20 Jahren auf naturschutzfachliche Qualitäten von Wäldern wirklich geschaut werde. Dieser Aspekt gewinne aber immer mehr an Bedeutung. In 10 Jahren habe der FB Waldsassen seinen Totholzvorrat in etwa verdoppelt.
Paragraf 30-Standorte
Buchen ab 80 Zentimeter und Nadelholz ab einem Meter Stammdurchmesser werden überhaupt nicht mehr geschlagen. Besonders wertvolle Standorte seien nach Paragraf 30 im Naturschutzrecht per Gesetz geschützt. Bei der Forsteinrichtung wurden diese Sonderstandorte, die etwa 630 Hektar umfassen, im Kartenwerk neu eingetragen. Dazu gehörten Block- und Auwälder, in denen der Artenschutz absolut im Vordergrund stehe.
Fledermausexperte Rudi Leitl dankte dem Forstbetrieb für die tolle Unterstützung. 1181 Fledermauskästen seien hier installiert worden. Nicht zuletzt das habe vielen Arten geholfen.
Axel Reichert informierte auch über neue „Trittsteine“ und „Spenderflächen“, die bei der Forsteinrichtung mit erfasst worden seien. Solche besonders wertvollen Stellen hätten eine besondere Bedeutung für den Naturschutz. Man verstehe darunter inselartige Bereiche in denen ein Restbestand einer oder mehrere Arten vorkomme. Vergrößere man die Flächen, durch gezielte Unterstützung, entstünden Korridore in denen sich diese Arten weiter ausbreiten können. Ein gutes Beispiel dafür sei das Kreuzottervorkommen im Bereich Oberteicher Moor, das Revierleiter Wolfgang Pröls von forstlicher Seite her betreut. Hier habe sich die Population durch gezielte Maßnahmen, entgegen dem bayernweiten Trend, nicht nur stabilisiert, sondern sogar vergrößert. Daran war besonders, der im Jahr 2015 verstorbene, Dr. Wolfgang Völkl beteiligt, der die Populationen bayernweit erforschte. Claudia Fuchs von der Unteren Naturschutzbehörde erklärte, dass sie hier mit dem zuständigen Förster weiter daran arbeiten werde. Für kommendes Jahr sei ein Monitoring geplant, um zu sehen, wie sich das Oberteicher Vorkommen derzeit darstelle.
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