Waldsassen
27.11.2023 - 11:11 Uhr

Frauenschicksale im Gottesstaat in der Basilika Waldsassen

Keinen Gottesdienst oder ein Konzert, sondern Einblicke in ein Leben in einer anderen Welt bekam das Publikum in den Bankreihen der Basilika in Waldsassen. Am Ende gab es besondere Musik und einen Appell an die Politik.

Zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung begrüßte Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl eine große Anzahl an Gästen in der Basilika Waldsassen. Am Vorabend des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen stellt Autorin Jasmin Taylor ihr Buch „Im Namen Gottes - die Unterdrückung der Frauen im Iran“ vor.

Moderatorin Martina Beierl las zu Beginn einen Abschnitt aus dem Buch vor, der einen Einblick in das Schicksal von Jasmin Taylor gibt. Mit 15 Jahren wurde sie aufgrund eines verrutschten Kopftuchs verhaftet und gefoltert. Im Gespräch erläutert sie, dass im Iran die Mädchen bereits mit 9 Jahren volljährig und strafmündig sind. "Das erschreckende daran ist, dass die Islamische Republik Iran nach wie vor Mitglied der UN-Konvention ist und die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet hat", heißt es dazu in einer Mitteilung. Seitens des Iran würden allerdings einzelne Bestimmung der Konvention ausgehebelt, die mit den islamischen und nationalen Gesetzen nicht vereinbar seien.

Frauen nahezu ohne Rechte

"Seit aus dem Land ein Gottesstaat geworden ist, haben die Frauen nahezu alle Rechte verloren", wird Jasmin Taylor zitiert. Nach dem Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini, die im vergangenen Jahr wegen eines locker sitzenden Kopftuches verhaftet, schwer misshandelt wurde und schließlich nach drei Tagen starb, konnte sie nicht mehr wegschauen. Die Proteste starker iranischer Frauen – vor denen die Regierung Angst hat - haben seither zugenommen und breiten sich weltweit aus. Mit der Veröffentlichung des Buches begibt sie sich, nach eigenen Angaben, in große Gefahr.

In ihrem Buch schildert sie Schicksale von weiteren Frauen. Fast jede Frau aus ihrem Bekannten- und Freundeskreis könne von einem persönlichen Schicksal berichten. Eine junge Frau sei von ihrem ehemaligen Schwiegervater mit Säure bespritzt worden. "Sie ist seither erblindet und hat schwerste Verätzungen an Gesicht und Körper."

"Die Regierung unterstützt terroristischen Organisationen wie die Hisbollah und Hamas“, zeigt sich Jasmin Taylor überzeugt, dass es keinen Weltfrieden geben wird, solange diese Regierung im Iran an der Macht ist.

Vier-Punkte-Plan "Weihnachtswunsch"

Auf die Frage nach ihrem "Weihnachtswunsch", wie es hieß, schilderte Taylor ihren Vier-Punkte-Plan mit Handlungsaufforderungen an die Politik der westlichen-demokratischen Welt: Die Aufnahme der iranischen Revolutionsgarden in die Liste der Terrororganisationen, den sofortigen Stopp der Atomverhandlungen mit dem Iran, die Reduzierung der auswärtigen Beziehung mit dem Iran auf ein Minimum, den Ausschluss aus der UN-Konvention.

Mit dem Stück „Imagine“ von John Lennon, dass passend zum Abend die Sehnsucht nach Frieden widerspiegelt, gespielt von Musiker Julius Meier auf der Geige, schloss der Abend. Für die Besucher gab es die Möglichkeit das Buch von Jasmin Taylor zu erwerben und es sich von der Autorin signieren zu lassen.

Jasmin Taylor war es ein besonderes Anliegen, dass sie der Stadtbücherei ein Exemplar ihres Buches zur Verfügung stellen darf. Im Beisein von Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl nahm Dritter Bürgermeister Markus Scharnagl das mit einer Widmung versehene Buch entgegen.

OnetzPlus
Waldsassen20.11.2023
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.