Fröhliches Fest zur Eröffnung des Jerusalemwegs in Waldsassen

Waldsassen
27.06.2022 - 08:42 Uhr

Die Enthüllung der Friedenstaube im Pfortenhof des Klosters war der Höhepunkt der Feierstunde. Nicht ohne Tücken verlief der entscheidende Moment zur Eröffnung des Jerusalemwegs. Dessen Initiator war am Ende aber der Held des Tages.

Mit einem fröhlichen Fest und einem starken Bekenntnis von Vertretern der monotheistischen Weltreligionen für den Frieden ist am Samstagnachmittag im Pfortenhof des Klosters Waldsassen der Zubringer zum Jerusalemweg eröffnet worden. Mit dabei war Johannes Aschauer aus Österreich: Er und seine Mitstreiter setzen sich dafür ein, dass überall in Europa Zubringerrouten zum längsten Weg des Friedens und der Versöhnung geschaffen werden.

Das Akkordeonorchester unter Leitung von Dr. Silke Polata begleitete die Feier dem Anlass entsprechend mit einfühlsamer Musik. Die Taube als Symbol des Friedens gewann während des Festakts immer wieder besondere Bedeutung – auch vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine. Schülerinnen der Mädchenrealschule verteilten am Ende aus Salzteig gebackene Tauben, die verschieden farblich gestaltet waren – darunter auch in den Farben Russlands und der Ukraine.

Sehnsuchtsort für Religionen

Dekan Simon Mayer vom Dekanat Main-Spessart sprach zu Beginn vom Sehnsuchtsort Jerusalem. Dieser stehe für alle Religionen als Symbol für Gott. "Wir wollen die Menschen, die unterwegs sind und pilgern, gerne empfangen", sagte Äbtissin Laetitia Fech und freute sich, dass zur Eröffnung viele Gäste gekommen waren – unter anderem aus Österreich, die die Zisterzienserin während ihrer Ausbildung zur zertifizierten Pilgerbegleiterin kennengelernt hat. Ihre Ausbilderin Christine Dittlbacher aus Linz war ebenfalls dabei. "Sie wollten mal sehen, wo die Äbtissin wohnt und was sie so treibt", sagte Sr. Laetitia über die Gruppe, die es sich unter den Sonnenschirmen des Gästehauses St. Joseph gemütlich gemacht hatte.

"Pilgern ist immer ein äußerer und innerer Weg", erklärte die Äbtissin. Bewegung, das Zur-Ruhe-Kommen, einsame Stunden, ungewohnte Stille, das Draußensein, das Naturerlebnis – dies alles habe nachhaltige Wirkung. "Die unbeantworteten Fragen des Lebens kreuzen den Weg und suchen nach Antwort." Und das Wunder der Schöpfung ringsum bringe zum Staunen und erde gleichzeitig. "Wer oder was bin ich in dieser großartigen Welt Gottes?"

Segensgebete

Kurz ging die Äbtissin auf das Symbol des Jerusalemwegs auf dem Brunnen im Pfortenhof ein: "Die Friedenstaube ist heute ein global verständliches Zeichen", so die Zisterzienserin und hoffte, dass im Kloster Waldsassen die Friedenstaube die Herzen der Menschen berühre. "Mögen immer mehr Menschen angeregt werden zu Friedensbereitschaft, Versöhnung – was notwendiger ist denn je seit Februar 2022 – und zu entsprechenden Taten bereit sein."

Im Anschluss sprachen mehrere Religionsvertreter Segensgebete – für das Judentum Rabbiner Dr. Dannyel Morag, danach folgten die Anglikanische Pfarrerin Dr. Elisabeth Ring sowie Ulrike Köhler aus Volkenroda für die evangelischen Christen sowie für den Islam Imam Faouzi Slama. Sie alle sowie Äbtissin Laetitia Fech, Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl, Bürgermeister Bernd Sommer, Landrat Roland Haberkorn und Johannes Aschauer halfen mit, als die Friedenstaube enthüllt wurde. Die Aktion verlief aber nicht ganz nach Plan.

Aschauer rettet Situation

Die bunten Ballons, die um das Symbol für den Jerusalemweg auf dem Brunnen gebunden waren, sollten mit Schnüren gelockert werden – was aber nicht funktionierte. Selbst Versuche mit dem Pilgerstab, die Ballons zu lösen, scheiterten. Am Ende stieg Johannes Aschauer auf den Brunnen – mit Unterstützung von Bürgermeister Bernd Sommer, der Hilfestellung mit der "Räuberleiter" leistete. Mit der Schere schnitt der Jerusalemweg-Initiator die letzten verbliebenen Ballons ab, worauf sie in den Himmel steigen konnten.

Etwas verspätet traf Klosterfreunde-Vorsitzende Monika Hohlmeier zur Feierstunde ein. Die EU-Abgeordnete unterstrich den Wert von Frieden, Freiheit und Demokratie. "Uns ist das oft gar nicht bewusst."

Bürgermeister Sommer, der auch die Grüße des mit anwesenden Landrats Roland Grillmeier überbrachte, sah den Weg als Angebot für Menschen, die ein Ziel auf dem Weg durchs Leben suchen. "Da helfen wir gerne." Johannes Aschauer schilderte kurz seine Eindrücke, als er am 24. Juni 2010 mit zwei weiteren Pilgern in Oberösterreich nach Jerusalem aufbrach und Heiligabend in Betlehem ankam.

Waldsassen17.06.2022
Hintergrund:

Das weitere Programm zur Europawoche

  • Friedensgebete bis Donnerstag, 30. Juni, täglich um 18 Uhr, Friedenssäule Schwanenwiese; für Kinder am Freitag, 1. Juli, 18 Uhr, Basilika
  • Zeitzeugengespräch Grenzöffnung Mittwoch, 29. Juni, 19 Uhr, Kunsthaus (Voranmeldung im Rathaus, Telefon 09632/88-160)
  • Enthüllung Stele der Toleranz Freitag 1. Juli, 17 Uhr, Grenzübergang Waldsassen-Eger
  • Vorträge und Fragerunde "Europa für Alle", Freitag, 1. Juli, 19 Uhr, Kunsthaus (Voranmeldung im Rathaus, Telefon 09632/88-160)
  • Schlagernacht Cityband Waldsassen Samstag, 2. Juli, Rathaushof
  • Bürgerfest Sonntag, 3. Juli, Altstadtgebiet
 
 

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