Waldsassen
14.04.2022 - 10:38 Uhr

"Frohe Ostern" kein oberflächlicher Wunsch

Ostern richtet als Perspektive und Ziel das Leben neu aus. Der Waldsassener Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl macht sich Gedanken um den Wunsch "Frohe Ostern".

Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl (52 ) aus Waldsassen.. Bild: Thomas Vogl/exb
Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl (52 ) aus Waldsassen..

In der Serie "Geistliche Gedanken zur Fastenzeit" kommt diesmal der Waldsassener Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl zu Wort: Das „Frohe Ostern!“ wird uns nicht leicht über die Lippen kommen. Waren die letzten beiden Jahre schon getrübt, so ist es mit dem brutalen und sinnlosen Krieg in der Ukraine nicht leichter geworden, das unbekümmert zu wünschen. Und doch werden wir uns auch dieses Jahr „Frohe Ostern!“ zusagen.

Vielleicht gewohnheitsmäßig wie immer oder reflexartig als Erwiderung. Sicherlich aber auch aus ganzem Herzen und voller Sehnsucht, dass es doch so werden und sein möchte. Dieser Wunsch ist alles andere als oberflächlich oder realitätsfern. Er ist weder „Augen zu und durch!“ noch ein „Wird schon wieder!“, sondern er ist mit dem Weg der zurückliegenden Fastenzeit und der Karwoche gewachsen. Ostern, der Sieg des Lebens über den Tod, richtet als Perspektive und Ziel das Leben neu aus. Das Schwere und die Fragen unseres Lebens werden nicht verdrängt, sondern in ein neues Licht gestellt.

Spuren der Fastenzeit,

Ich bin skeptisch, was das große Wort von der „Zeitenwende“ betrifft, das aktuell politisch für unsere gegenwärtigen Erfahrungen gebraucht wird. Man hatte das vor zwei Jahren schon mal so ähnlich heraufbeschworen und es ist doch so vieles beim Alten geblieben. Der Mensch ist und bleibt ein Gewohnheitstier. Und doch kann er sich ändern, wenn er denn wirklich will und entsprechend handelt.

Die vielen Formen von Hilfsbereitschaft, ehrenamtlichem Engagement, Spenden und Solidarität sind doch die besseren und richtigen Zeichen einer Zeitenwende. Es sind die Spuren der Fastenzeit, die Christen jedes Jahr vor Ostern aufspüren und ihnen in ihrem Leben folgen. Neben Verzicht und Solidarität hat wohl in diesem Jahr das „Gebet“ eine besondere Aufmerksamkeit bekommen.

Osterwunsch entwaffnend

„Friedensgebete“ waren und sind Halt und Trost, aber auch eine notwendige Erinnerung, dass diese Welt, alle Menschen und damit auch ich, einem Größeren gehören, nicht Putin oder wie auch immer sie heißen und handeln mögen. Das mag manchen naiv erscheinen oder sinnlos, weil es scheinbar nichts ändert. Und doch wird jedes vertrauensvolle Gebet Segen bringen und die Hoffnung nähren, dass nicht blinder Wahn und Waffen stärker sind, sondern die Liebe und die Versöhnung.

Darum ist auch der Osterwunsch Jesu an seine Jünger so entwaffnend: „Der Friede sei mit euch!“ sagt er als erstes zu den Jüngern. Dabei hätte er allen Grund gehabt, diesen Verrätern, Verleugnern und Feiglingen anderes zu sagen. Aber er bleibt sich selbst treu. Und so gehen sein Weg und seine Botschaft weiter. Versöhnung und Frieden zeigen Wege auf und schenken Perspektiven. Vielleicht sollten wir uns in diesem Jahr zuerst den Wunsch des Auferstandenen zu eigen machen und sagen: „Der Friede sei mit dir!“ Dann hat auch das „Frohe Ostern!“ seinen tiefsten Grund gefunden.

Tirschenreuth08.04.2022
 
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