Waldsassen
31.03.2019 - 11:20 Uhr

Getarnte rechtsextreme Umtriebe

Wie arbeiten rechtsextreme Organisationen und wie leicht kann man in ihre Fänge geraten? Ein ehemaliger Angehöriger der Szene klärt im Kunsthaus Waldsassen auf.

Manuel Bauer präsentierte im Kunsthaus Waldsassen einen spannenden Vortrag. Bild: exb
Manuel Bauer präsentierte im Kunsthaus Waldsassen einen spannenden Vortrag.

Seit diesem Schuljahr kooperieren die Waldsassener Realschulen ganz offiziell. Vor allem bei Themen, welche den Grundsätzen beider Schulen entsprechen - wie etwa Toleranz, Offenheit und demokratisches Handeln - bietet sich eine intensive Zusammenarbeit an. Daher luden die Schulen einen Referenten von "Exit Deutschland" ins Kunsthaus ein. Dabei handelt es sich um eine Initiative, die Menschen dabei hilft, mit dem Rechtsextremismus zu brechen und sich ein neues Leben aufzubauen.

Bildreich und wortgewaltig

Manuel Bauer, jahrelang aktiv in der rechten Szene, macht sich inzwischen stark gegen Rechts und führte den Zehntklässlern in einem 90-minütigen Vortrag anschaulich, bildreich und wortgewaltig Grundeinstellungen und Verhaltensmuster Rechtsradikaler vor Augen. Ausgehend von seiner eigenen Biografie schilderte er, wie leicht man in die Szene abdriften kann, welche Mittel und Wege sich für rechte Gruppierungen durch das Internet eröffnen und wie versteckt dabei agiert wird. So werben Rechtsextreme heute kaum mehr offen, sondern eher als Tierschutz- und Umweltorganisation oder in Form von Sportvereinen. "Bomberjacke, Springerstiefel und Glatze - das war einmal", betonte Bauer. Heute unterscheide sich ein ,Nipster', eine Wortschöpfung aus Neonazi und Hipster, äußerlich nicht von vielen anderen. Umso aufmerksamer müssten sich die Jugendlichen bewegen - vor allem im Netz. "Wenn euch etwas komisch erscheint, dann recherchiert, statt zu liken", gab der Ex-Neonazi den Jugendlichen mit auf den Weg. Ohne "Exit Deutschland" hätte er selbst den Ausstieg wohl nie geschafft. Vor allem die offenen Begegnungen mit Menschen, die er früher verachtet habe, hätten ihn zum Umdenken gebracht. "Inzwischen esse ich gerne multikulturell", merkte er mit einem Zwinkern an und klopfte sich dabei auf seinen Bauch.

Ungeschönte Darstellung

Die Schüler erreichte Manuel Bauer durch seine jugendnahe, ungeschönte Darstellung eigener Erlebnisse - Ausgangspunkt für die anschließende Aufarbeitung des Themas in den beteiligten Klassen. Hierbei wurden offene Fragen geklärt und die Vortragsergebnisse zusammengefasst. Gemeinsam wurde überlegt, wie man handeln kann, wenn ein Nahestehender in die rechte Szene abzurutschen droht oder mit rechten Parolen um sich wirft.

"Ernsthaft-konstruktiv diskutierten die Zehntklässler Lösungsvorschläge und reflektierten dabei eigene Handlungsmuster, vor allem im Internet", hieß es vonseiten der beteiligten Lehrkräfte. "In Zukunft werde ich bei Instagram genauer hinschauen, anstatt einfach zu lachen", merkte ein Schüler am Ende an.

 
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