Waldsassen
27.04.2021 - 13:39 Uhr

Gewerkschaften im Kreis Tirschenreuth: Krise gemeinsam bewältigen

Corona verdirbt den aus Sicht der Gewerkschaften wichtigsten Feiertag im Jahresablauf. Nach 2020 kann auch dieses Jahr der 1. Mai im Landkreis Tirschenreuth nicht wie üblich gefeiert werden. Es gibt aber eine Alternative.

Wie schon 2020 muss der DGB auch heuer auf seine Maikundgebungen vor Ort verzichten. Archivbild: Klaus Schuster/exb
Wie schon 2020 muss der DGB auch heuer auf seine Maikundgebungen vor Ort verzichten.

Klaus Schuster, DGB-Kreisvorsitzender, bedauert, dass es auch dieses Jahr wegen der Pandemie keine Maikundgebungen vor Ort im Landkreis Tirschenreuth geben darf. „Es ist immer eine ganz tolle Sache, wenn die Mai-Redner die Schieflagen in der Berufswelt aufzeigen und der zustimmende Applaus der Besucher einsetzt“, wird Schuster in einer Mitteilung zitiert. Als Alternative richtet der Deutsche Gewerkschaftsbund daher für alle Interessierten eine Onlineveranstaltung mit Redebeiträgen im Internet ein. Dieses Angebot kann über die DGB-Internetseiten aufgerufen werden.

Das Motto zum Tag der Arbeit 2021 lautet "Solidarität ist Zukunft". "Besser hätte das diesjährige Motto die aktuelle Lage nicht beschreiben können“, sagt Gerhard Greim, Vorsitzender DGB-Ortskartell Mitterteich. Solidarität heiße, sensibler auf Ungleichheiten zu schauen und die Stimme zu erheben für mehr Gerechtigkeit während und vor allen Dingen nach der von Corona ausgelösten Krise. Solidarität lebe von persönlichen Beziehungen im privaten- und im Arbeitsleben, bei direkten Kontakten und in unmittelbarem Austausch. Das sei den Gewerkschaften in dieser schweren Zeit leider nicht immer möglich.

Hoffen auf mehr Betriebsräte

"Das Wichtigste, was wir aus dieser Pandemie gelernt haben, ist, dass keiner alleine die Krise bewältigen kann, sondern dies ist nur in der Gemeinschaft möglich. Anders werden wir den Weg in eine sorgenfreie Zukunft nicht finden", so Greim. Als Stichworte nennt er gute Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten und Unternehmen, die ihrer gesellschaftliche Verantwortung gerecht werden und nicht auf schnelle Profite setzen.

Das Ortskartell Wiesau wird von der Vorsitzenden Gabi Grümmer vertreten. Sie fordert, dass das Renteneintrittsalter von 69 Jahren unbedingt und mit allen rechtlichen Mitteln verhindert werden muss. Als Mitglied der IG BAU wisse sie, dass kaum noch jemand mit diesem Alter noch in der Lage sei, seinen Beruf auszuführen. Dieses Renteneintrittsalter komme daher einer noch weiter gehenden Rentenkürzung gleich. Ebenso müsse die Mütterrente für alle Kinder gleich berechnet werden.

"Das Wichtigste, was wir aus dieser Pandemie gelernt haben, ist, dass keiner alleine die Krise bewältigen kann."

Gerhard Greim, Vorsitzender DGB-Ortskartell Mitterteich

Für das DGB-Ortskartell Waldsassen hofft der Vorsitzende Klaus Schuster, dass in den großen Betrieben endlich Betriebsräte eingeführt werden. Dies sei für die Arbeitnehmer nur mit Vorteilen verbunden. Der Betriebsrat habe viele Mitspracherechte bei Personalangelegenheiten, ebenso bei der Einhaltung der tariflichen und innerbetrieblichen Angelegenheiten. Die Sicherheit und die rechtliche Einhaltung der Bestimmungen obliege auch dem Betriebsrat. Ganz zu schweigen bei einer Insolvenz. Wenn ein Betriebsrat vor Ort sei, gehe der erste große Batzen Geld in den Sozialplan für die Beschäftigten. „Das muss doch den Verantwortlichen in den Betrieben das Wichtigste sein, dass die Belegschaft – die für den jahrelangen Erfolg verantwortlich war – gut versorgt wird“, sagt Schuster. Doch leider sei das nur in wenigen Vorzeigebetrieben in Waldsassen der Fall.

Einfluss der Lobbyisten

Der Kreisvorsitzende findet es bedauerlich, dass sich immer weniger junge Kollegen für die Arbeit der Gewerkschaften und des DGB interessieren. Das in mühevoller Arbeit Erreichte werde heutzutage als Selbstverständlichkeit hingenommen. "Dass es ohne Zutun der Beschäftigten so bleibt, ist ein Trugschluss", sagt Schuster.

Ein weiterer Punkt, für den die Gewerkschaft geschlossen und solidarisch kämpfen müsse, sei die Eindämmung oder gar Abschaffung der prekären Beschäftigungsverhältnisse. Wohlstand könne damit nicht erzielt werden. Dies spiegelt sich später auch in der Rentenhöhe wieder. In diesem Zusammenhang fordert Schuster, dass das Rentenniveau wieder auf mindestens 50 Prozent zurückgeführt werde. Der derzeitige Kurs mit immer weiter sinkenden Renten treibe viele in die Altersarmut. Man müsse leider feststellen, dass es die letzten Regierungen nicht verstanden hätten, für das Volk Politik zu machen. Offensichtlich hätte die wesentlich geringere Zahl der Lobbyisten mehr Einfluss als die Mehrheit der Arbeitnehmer.

Tirschenreuth05.03.2021
 
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