"Portabel-Betrieb aus Naturschutzgebieten fördert den Blick für so manches Kleinod, welches sich oft in unmittelbarer Nähe befindet", erklärt Manfred Meier, Vorsitzender der Amateurfunker im Stiftland. Vor 10 Jahren startete der Verein mit Sitz in Waldsassen ihre Portabel-Amateurfunk-Aktivitäten. Häufig wird von historischen Orten wie Burgen und Schlössern aus Funkbetrieb durchgeführt. Dort soll etwas auf die Geschichte dieser jahrhundertealten Bauwerke hingewiesen werden.
Auf den Schlossberg
Für die 2018er Freiluftsaison war kürzlich "als kleines Warm-up", wie Meier sagt, zum Test der Ausbreitungsbedingungen und einiger Antennen eine Aktivität vom Schlossberg in Flossenbürg angesagt. So waren Konrad Schuller mit dem Rufzeichen DH6RAE, Felix Saalfrank (DE3DKW) und Manfred Meier (DF6EX) mit zwei vollbepackten Trolleys und rund 80 Kilo Ballast auf den Schlossberg gezogen: An den "Fahrzeugen" angeflanschte Glasfiebermasten, die ein Ausfahren der Antennen um zusätzliche 6 Meter ermöglichten, sowie Halter für die 100Ah-Batterien und Funkgeräte mit jeweils 100 Watt Sendeleistung.
Am Pfingstsonntag sollten anlässlich des Projekts "Green 1000" innerhalb eines Tages aus verschiedenen Naturschutzgebieten 1000 Funkverbindungen unter Notfunk-Bedingungen hergestellt werden. Primärziel war das Dreiländereck in der Nähe von Regnitzlosau. Diesmal wurde das Dreierteam unterstützt von Karl Dorner (DL1JKK), der aus Mylau in Sachsen angereist war. Das am weitesten entfernteste Vereinsmitglied Peter Kummerlöwe (DJ2OS) aus Osnabrück beteiligte sich aus seinem Urlaubsdomizil in Holland an der Aktion.
Frühmorgens begann auf dem Parkplatz Dreiländereck der Aufbau der Basisstation im Naturschutzgebiet "Südliche Regnitz und Zinnbach bei Hinterprex". Mit Solar-Panel und Batterien waren hier Saalfrank und Schuller den ganzen Tag über aktiv. Nach dem Start der Basisstation machten sich Dorner und Meier auf den 500 Meter langen beplankten Weg über Zinnbach und Regnitz hinweg ins tschechische Gebiet Bystrina. Hier treffen auch ein europäischer Radwanderweg, sowie mehrere Fuß-Wanderwege aus Sachsen, Bayern und Tschechien aufeinander. Nachdem auch hier der Mast mit den beiden Antennen ausgefahren war und alles betriebssicher verankert, begann hier parallel zur deutschen Station der Betrieb unter dem tschechischen Rufzeichen OK8WFF.
Morsetaste interessant
Sehr schnell füllten sich die Logbuchseiten, viele Stationen waren an einer Verbindung interessiert. 33 Länder konnten von hier erreicht werden. Als Höhepunkt gelang eine Verbindung nach Australien - mit einer Antenne, bestehend aus zwei Mal 10 Meter Draht mit Einspeisung in einem umgedrehten Joghurt-Becher. "Dies macht auch den Reiz solcher Aktionen aus", sagt Meier. Denn mit relativ geringen Aufwand sind hier erstaunliche Ergebnisse zu erzielen. Immer wieder kamen Fahrradgruppen vorbei. Einen tschechischen Besucher hatte es die Morsetaste angetan, da er zu früheren Militärzeiten täglich damit beschäftigt war.
Auch Peter Kummerlöwe war mit dem Rufzeichen PA/DJ2OS aktiv. Mit Bollerwagen zog er seine Ausrüstung - ebenfalls bestehend aus Akku und Solarpanel, Funkstation und mehren Antennen - durch die beiden Gebiete Westerwolde und Ennemaborgh. Von dort aus steuerte Kummerlöwe mehrere Stunden Funkbetrieb und zahlreiche Verbindungen bei. Am frühen Nachmittag bauten Dorner und Meier die tschechische Station ab. Nach einem kurzen Stopp im Basiscamp wurden nur die wichtigsten Sachen mitgenommen. Gepäck war auf ein Minimum reduziert, da man noch eine kurze improvisierte Aktivität in Sachsen anstrebte: Dort wurden auf einer freien Wiese weitere 20 Länder erreicht.
Am Ende waren die Stiftland-Funker ihrem gesteckten Ziel sehr nahe gekommen: 977 Verbindungen gelangen nur mit Batterie- bzw. Solar-Stromversorgung. "Zahlreiche Kontakte in insgesamt 40 Länder mit vielen guten Freunden stellten wieder einmal den völkerverbindenden Charakter des Amateurfunk eindrucksvoll dar", freut sich Meier. Wer sich näher informieren möchte, der kann gerne die monatlichen Vereinsversammlungen in Waldsassen besuchen.
Kurz vor der Lizenzprüfung nach Israel
„Auf dem Plateau unterhalb der Hauptburg wurden die beiden Stationen im Abstand von 50 Meter aufgebaut“, erzählt Manfred Meier über den Einsatz in Flossenbürg. Damit habe man sich nicht gegenseitig beeinflusst. Als Besonderheit hatte man an diesem Tag erstmalig die Lizenz für das neue Stiftländer Ausbildungs-Rufzeichen DN5CQ dabei: Felix Saalfrank ist zwar kurz vor der Lizenzprüfung, darf aber derzeit nur hörend am Amateurfunk teilnehmen. Mit dem Ausbildungs-Rufzeichen war es Saalfrank möglich, erstmalig unter Begleitung aktiv auf den Bändern tätig zu werden, was er mit seinen ersten 40 Verbindungen an diesem Tag mit der weitesten Verbindung nach Israel mit Bravour meisterte. Neben dem Funkbetrieb am Vormittag hielten sich nach den Worten von Meier zahlreiche Besucher auf dem Schlossberg auf. „Immer wieder weckte die Funkstation Interesse, vielen Besuchern wurden Hintergrundinformationen zum Thema Amateurfunk näher gebracht.“ Nach rund 3-stündigen Betrieb und mit 250 Verbindungen in 30 Länder wurden die Stationen abgebaut und für die Rückreise verpackt. (exb)
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