Bei einem besonderen Informationsabend im Maurussaal des klösterlichen Gästehauses St. Joseph erfuhren Eltern und Schülerinnen, was konkret dahinter steckt. Der Abend war kurzfristig in den kleineren Saal verlegt worden; zunächst war die Aula des Klosters als Veranstaltungsort vorgesehen.
Wertvoller Impuls
Rektorin Kerstin Reiter sprach von einem wertvollen Impuls für die Mädchenrealschule; dieser sei von Äbtissin Laetitia Fech gewesen. Ihr, so die Rektorin, lägen die Mädchen in der klösterlichen Bildungseinrichtung sehr am Herzen. Und die Ordensfrau war davon überzeugt, dass die "Perlentaucher 2.0"
ein neues und besonderes Alleinstellungsmerkmal bedeuteten. Dies sei gerade für private Schulen im Wettbewerb mit den staatlichen wichtig. Umweltschutz und Nachhaltigkeit seien seit jeher in den Unterricht eingeflossen, so die Äbtissin und bemerkte ganz nebenbei, dass dies lange vor den "Fridays for Future" geschehen sei.
Außerdem verwies die Ordensfrau auf die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Staatlichen Realschule; dadurch sei der Schulstandort Waldsassen mit seiner großen Auswahl an Wahlpflichtfächern eine Besonderheit.
"Hildegard von Bingen wäre heute, würde sie noch unter uns sein, auf Instagram Influencerin für gutes Leben", schilderte Johanna Härtl als Leiterin der Umweltstation in ihrem Kurzvortrag die Bedeutung der "Traditionellen Europäischen Klostermedizin-Heilkunde" - kurz TEM. Natur- und Naturerfahrung, miteinander Lernen, Bewegung, Begegnung und Lebensraum/Wohnen - so lauten die fünf Säulen der TEM, auf die der Unterricht aufgebaut sein soll. Die einzelnen Bereiche seien dabei aber im Unterricht nicht voneinander starr abgegrenzt; der Übergang sei fließend.
Flüssigkeit in kleine Röhrchen
"Perlentaucher 2.0" ist für Schülerinnen der siebten bis neunten Klassen. Basis für das neue Wahlfach ist das Angebot "Perlentaucher 1.0", das bereits seit dem Schuljahr 2017/2018 für die Mädchen in den fünften und sechsten Klassen innerhalb der Ganztagsbetreuung an der Mädchenrealschule läuft.
Neben den Vorträgen durften einige Mädchen aus den Reihen der "Perlentaucher 1.0" einen kleinen Einblick in die Herstellung von Naturkosmetik geben. "Jetzt, glaub' ich, kannst' ein bisserl zurückschalten", sagte Johanna Härtl in Richtung der Schülerin bei der Herdplatte mit dem Topf, als der Inhalt leicht zu köcheln begann. Später wurde die Flüssigkeit in die vorbereiteten Röhrchen auf dem Tisch gefüllt; nach dem Erkalten sind die Sticks mit Lippenbalsam aus Kräuteröl-Auszügen und Bienenwachs sowie ätherischen Ölen fertig. Auch die Äbtissin verriet, dass sie auf das Naturprodukt schwört; es sei viel wirksamer als die im Handel erhältlichen Stifte.
Genehmigung erst nach drei Jahren
Neben dem nachhaltigen Umgang mit der Natur und der Talentschmiede ist nun das Thema Gesundheitsprävention ein weiteres Anliegen im Unterricht. "Drei Jahre habe ich dafür gekämpft", sagte Äbtissin Laetitia Fech bei dem Informationsabend und bekannte, dass sie nach dem ersten Besuch im Kultusministerium ziemlich entmutigt gewesen sei. Nun aber sei es gelungen, die Verantwortlichen zu überzeugen. "Die Mühlen mahlen nicht nur in Klöstern und in der Kirche langsam, sondern auch in den Ministerien." Zusammen mit Pater Johannes Pausch vom Kloster Gut Aich in St. Gilgen seien die Inhalte der "Perlentaucher" in den Lehrplan eingearbeitet worden. Das neue Angebot passe genau zum Ansatz von Kultusminister Piazolo, der Projektwochen zur Stärkung des "Lebenswelt- und Praxisbezugs" in der Schule stärken will. Konkret gehe es um die fünf Handlungsfelder Landwirtschaft und Ernährung, Gesundheit, selbstbestimmtes Verbraucherverhalten, Umweltverhalten und Haushaltsführung.
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