Äbtissin Laetitia Fech sagte, sie könne es kaum glauben, dass das Projekt Mühlenviertel Wirklichkeit geworden sei und am Fest der Hl. Gertrud von Helfta die Einweihung der sanierten und neuen Gebäude stattfinden könne.
Als besondere Herausforderung stellte die Sprecherin heraus, denkmalgeschützte Gebäude, die zum Teil mehr als 50 Jahre leer standen, barrierefrei zu sanieren und sie mit Leben zu füllen. Sie dankte den Zuschussgebern, unter anderem dem Bezirk, dem Sozialministerium und der Kommune.
Feier am 4. Oktober 2020
11,8 Millionen Euro kostete das Gesamtprojekt. Das Kloster stand mit 2,38 Millionen Euro, die es als Eigenkapital aufbringen musste, in der Kreide. Die Bayerische Landesstiftung, die Diözese, die Aktion Mensch und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz seien großzügig in die Bresche gesprungen.
"Trotzdem bleibt immer noch rund eine Million am Kloster hängen, die wir in zehn Jahren über die Mieteinnahmen refinanzieren können." Am 4. Oktober kommenden Jahres soll der Abschluss der Sanierung der Außenanlagen gefeiert werden. Die Einladung an Bischof Rudolf Voderholzer sei bereits verschickt. Und bei der Gelegenheit werde auch ein Brunnen auf dem Gelände eingeweiht - ein Herzenswunsch der Äbtissin.
Bei den Heimbewohnern und Betreuern bedankte sich die Klosterchefin dafür, dass sie das Gebäude mit neuem Leben erfüllten. Ihnen und dem Kloster wünschte sie "ein gutes Miteinander und für die Zukunft echte Inklusion". An alle Gäste überreichte die Ordensfrau ein kleines Glaskreuz zum Umhängen. Für den Eingangsbereich hatte sie ein Kreuz aus Lamberts-Glas mitgebracht. Bezirkstagspräsident Franz Löffler sagte: "Was wir hier erleben, ist an Bedeutung für die Gesellschaft gar nicht hoch genug einzuordnen." Vordergründig sei ein altes Gebäude saniert worden. Das sei das Sichtbare.
Aber der Bezirk habe auch einen Bildungs-, Kultur- und Inklusions- Auftrag zu erfüllen. Gerade letzterer läge ihm besonders am Herzen. Man habe in den vergangenen Jahren einen Weg eingeschlagen, der den Menschen noch ein Stück weit gerechter werde: Man gehe weg von übergroßen Einrichtungen und hin zu kleinen und überschaubaren Einheiten.
Wohnortnähe
Dabei habe man stets den Aspekt der Heimat- und Wohnortnähe im Blick gehabt. "Wir haben hier eine Umgebung, von der wir überzeugt sind, dass die Menschen dafür auch aufgeschlossen sind." Das Haus St. Gertrud sei von der Anlage und der Einrichtung her so konzipiert, dass Menschen mit und ohne Handicap etwas miteinander unternehmen könnten, etwa Grillabende.
Gebaut sei gleich etwas, irgendwann sei auch alles bezahlt. Aber entscheidend sei es den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Letztendlich bezahle die Miete auch der Bezirk über den Pflegesatz, stellte er dessen Engagement heraus.
Was unter Mitwirkung der Äbtissin hier in 25 Jahren passiert sei, grenze an ein Wunder. Wer die Bereiche Bildung, Begegnung, Kultur und Inklusion nicht nur baulich umsetze, sondern auch mit Leben erfülle, der habe im Himmel einst bestimmt einen ganz besonderen Platz. Der Direktor der KJF, Michael Eibl sprach von einem Tag der Freude. In der Rückschau betrachtet sei das Ergebnis geradezu märchenhaft. Es sei etwas ganz besonderes, dass zwei kirchliche Institutionen in einer wunderbaren Art und Weise zusammenarbeiteten.
Auch er, Eibl, habe höchsten Respekt vor den Leistungen der Äbtissin. Inklusion in einer Gemeinde müsse miteinander gelebt werden. Im Mühlenviertel sei ein kleines Paradies mitten im schönen Waldsassen entstanden.
Bernd Sommer sagte, er könne sich keinen besseren Betreiber als die KJF vorstellen. Es sei ein Traum für jede Stadt, wenn mitten darin so ein Kleinod entsteht, erklärte der Bürgermeister. Damit sei aber noch längst nicht alles abgeschlossen. Es werde im Umfeld noch vieles angepasst werden. In Waldsassen sei man auf einem guten Weg Inklusion zu leben.
Auch Mitterteich lebe Inklusion, sagte dessen Bürgermeister Roland Grillmeier, der gleichzeitig als Landratsstellvertreter zur Einweihung gekommen war. Die KJF bezeichnete er als Familie, zu der er sich mit den Einrichtungen in seiner Stadt zugehörig fühle. Die Äbtissin und ihr Team bezeichnete er als Segen für Waldsassen und das Stiftland insgesamt. So einen Charme so ein Ambiente könne man nicht neu bauen, deshalb sei es jeden Cent wert.
Domkapitular in Galauniform
Domkapitular und Vorsitzender der KJF, Monsignore Roland Batz, segnete die Räume und die Anwesenden. Er habe extra seine "Galauniform" angelegt. Weil immer auch die Kleidung etwas widerspiegeln soll, was das Innere bewegt. Es solle seine Wertschätzung gegenüber dem zum Ausdruck bringen, was hier geschaffen worden sei. Heimat sei ein häufig gebrauchtes Wort, womit bestimmte Orte, das Gefühl, geborgen zu sein oder dazu zu gehören, gemeint sei.
Jeder habe sein ganz eigenes Bild von Heimat. In Bezug auf die zahlreichen Flüchtlinge, die derzeit in Deutschland lebten, sagte er: "Menschen die aus ihrer Heimat, ihrem Zuhause vertrieben worden sind, wissen auf sehr schmerzliche Weise, wie wichtig es ist, eine Heimat zu haben."
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