Waldsassen
10.03.2020 - 18:00 Uhr

Heikle Bürgermeisterwahlen in Waldsassen

Zur Kommunalwahl am 15. März hat Stadtheimatpfleger Robert Treml in der Chronik geblättert. Der Rückblick zeigt: Es war ein weiter Weg, bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein Stadtoberhaupt dauerhaft im Amt bleiben konnte.

Der Stadtrat von Waldsassen um 1951 im Bibliotheksaal mit Bürgermeister Andreas Bernreuther (vorne, Mitte). Links von ihm Georg Ponnath (kommissarischer Bürgermeister von 1945 bis 1946); rechts von ihm Jakob Welsner, SPD, und Michael Kunz, CSU (Bürgermeister von 1946 bis 1948). Die als Porträts abgebildeten Stadtratsmitglieder unten dürften damals zum Fototermin verhindert gewesen sein. Traditionell im Bibliothekssaal lassen sich die jeweils neu gewählten Stadtratsgremien fotografieren. Die Bilderreihe hängt im Rathaus vorm großen Sitzungssaal. Bild: Archiv Treml
Der Stadtrat von Waldsassen um 1951 im Bibliotheksaal mit Bürgermeister Andreas Bernreuther (vorne, Mitte). Links von ihm Georg Ponnath (kommissarischer Bürgermeister von 1945 bis 1946); rechts von ihm Jakob Welsner, SPD, und Michael Kunz, CSU (Bürgermeister von 1946 bis 1948). Die als Porträts abgebildeten Stadtratsmitglieder unten dürften damals zum Fototermin verhindert gewesen sein. Traditionell im Bibliothekssaal lassen sich die jeweils neu gewählten Stadtratsgremien fotografieren. Die Bilderreihe hängt im Rathaus vorm großen Sitzungssaal.

Die erste Kommunalwahl nach dem Krieg war für den 27. Januar 1946 angesetzt. Dazu waren drei Listen eingereicht worden: Von der CSU, der SPD und der Kommunistischen Partei. Von den gültigen Stimmen errang die CSU 52,1 Prozent, also 8 Sitze, die SPD 27,7 Prozent und 4 Sitze und die KP 20 Prozent, somit 3 Sitze.

Der Bürgermeister wurde damals noch nicht vom Volk gewählt, sondern aus den Reihen des Stadtrats. Es war dies zunächst Georg Ponnath, der jedoch im April 1946 zurücktrat. Am 8. Mai 1946 wurde Stadtrat Franz Josef Maenner (CSU) zum neuen Bürgermeister gewählt, der aber schon im September 1946 seinen Rücktritt erklärte. Daraufhin wurde Ende Oktober 1946 Michael Kunz vom Stadtrat zum Bürgermeister gewählt. Er hatte das Amt dann bis 1948 inne, als die erste, zweijährige Wahlperiode zu Ende ging.

Volk wählt Stadtoberhaupt

Die zweite Kommunalwahl nach dem Krieg fand am 25. April 1948 statt, wobei neben dem Stadtrat nun auch der Erste Bürgermeister vom Volk gewählt werden sollte. Zur Durchführung der Wahl hatte man in Waldsassen sieben Wahllokale gebildet. Bei der Auszählung erhielten die beiden Bewerber Michael Kunz (CSU) und Franz Josef Maenner (Gruppe Parteilos) zwar die meisten Stimmen, erreichten aber nicht die absolute Mehrheit, da Splitterstimmen auf andere Persönlichkeiten entfielen. So kam es am 9. Mai 1948 zu einer Stichwahl, bei der nun Franz Josef Maenner mit 54,12 Prozent mehrheitlich zum neuen Bürgermeister gewählt wurde und sein Amt sogleich antrat.

Leider zeigte sich aber Maenner schon nach wenigen Monaten nervlich sehr angegriffen und legte auf ärztlichen Rat noch im September 1948 sein Amt nieder. Er starb am 20. Oktober 1948. Vom Landratsamt Tirschenreuth wurde nun für den 24. Oktober 1948 eine neuerliche Bürgermeisterwahl angesetzt. Diesmal kandidierten Otmar Renner für die CSU, Jakob Welsner für die SPD, Andreas Bernreuther für die Gruppe Parteilos und Ludwig Schedlbauer für die KPD. Da keiner der Bewerber die nötige Mehrheit erreichte, kam es am 7. November 1948 zu einer Stichwahl, aus der Andreas Bernreuther mehrheitlich als Sieger hervorging und umgehend die Amtsgeschäfte aufnahm.

Gelernter Bäcker und Konditor

Somit mussten die Bürger im Jahre 1948 nicht weniger als vier Mal zu den Wahlurnen schreiten, um einen "dauerhaften" Bürgermeister zu gewinnen. Der neue Amtsträger war jedoch kein Verwaltungsmann, sondern gelernter Bäcker und Konditor und daher zunächst auf die Unterstützung beziehungsweise Anleitung durch die Fachleute im Rathaus angewiesen. Doch gab er sich redlich Mühe, in die Aufgaben hineinzuwachsen.

Als die vierjährige Amtsperiode im Frühjahr 1952 zu Ende ging, sollte am 30. März 1952 die nächste Kommunalwahl stattfinden. Doch nun war das allgemeine Interesse so groß, dass sich jetzt sogar fünf Kandidaten für das Bürgermeisteramt bewarben. Neben dem Amtsinhaber Andreas Bernreuther von der Gruppe Parteilos traten an er Rentner Jakob Welsner für die SPD, der Schneidermeister Josef Zwerenz für die CSU, der Elektriker Bruno Meingast für die KPD sowie der kaufmännische Angestellte Josef Holm für die Gruppe der "Rechtssuchenden".

Bei der Wahl erhielt Bernreuther gleich im ersten Wahlgang 57,4 Prozent und blieb damit Bürgermeister. Für den Stadtrat hatte es mehrere Vorschlagslisten gegeben, und zwar von der Gruppe Parteilos sowie von der SPD, der CSU, dem "Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten" (BHE) , der KPD, dem Werkvolk und den Haus- und Grundbesitzern, Gruppe Handel, Handwerk und Gewerbe. Die KPD und das Werkvolk gingen bei der Wahl leer aus, während die SPD 3 Sitze, die CSU 5 Sitze, der BHE 3 Sitze, die Gruppe Parteilos 4 Sitze und die Haus- und Grundbesitzer 1 Sitz errangen. Die Wahlbeteiligung lag bei 89,5 Prozent, ein Beweis für das große öffentliche Interesse.

MdL Otto Freundl Kandidat

Es folgte am 18. März 1956 die nächste Kommunalwahl. Dabei wollte nun die CSU den Sieg erringen und nominierte MdL Otto Freundl als Bürgermeisterkandidaten, während Bernreuther wieder für die Gruppe Parteilos und Jakob Welsner für die SPD antraten. Für den Stadtrat waren diesmal 4 Listen eingereicht worden.

Da MdL Otto Freundl im ersten Wahlgang 47,6 Prozent errang und Andreas Bernreuther 42,1 Prozent, erfolgte am 25. März 1956 die Stichwahl, aus der Bernreuther diesmal mit 53,9 Prozent als Sieger hervorging. Otto Freundl hatte nur knapp 46 Prozent erhalten und noch am Vortag zur Wahl die Bevölkerung durch Presse und Plakatanschlag ersucht, von der Wahl seiner Person Abstand zu nehmen. Aus der Kommunalwahl 1960 samt Stichwahl ging schließlich der Finanzbeamte Franz Fischer (CSU) als neuer Bürgermeister hervor. Er übte dieses Amt durch fünf Perioden hinweg bis 1990 aus.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.