Noch bevor die 15 Kinder im Grundschulalter zum Ferienprogramm des Gerwig-Kreises ins Museum gekommen waren, hatte der Pumuckl dort schon wieder Unfug angestellt. Er wollte nämlich heimlich auch etwas ausstellen, hatte seine Exponate aber dort hingebracht, wo sie überhaupt nicht hinpassten. Diese sollten die Kinder laut Mitteilung auf dem Weg durchs Museum entdecken.
Da mussten sie schon in jeder Abteilung genau hinsehen, um diese nicht zur Ausstellung gehörenden Gegenstände herauszufinden. Gerwig-Kreis-Vorsitzender Manfred Brunner, der die Kinder durchs Museum führte, wusste aber, dass der Pumuckl gerne Buchstaben auf seine Sachen klebt. So konnten die Kinder leicht überprüfen, ob man wirklich den nicht passenden Gegenstand gefunden hatte.
Elektrohobel fällt sofort auf
Der Weg durchs Museum führte zuerst in die Handwerksabteilung. Dort erfuhren die kleinen Besucher, wie lange es dauerte, aus einem Baum einen glatt gehobelten Balken oder sogar ein Wasserrohr zu fertigen, als es noch keine elektrischen Geräte gab. Dass da zwischen den Holzhobeln ein elektrischer Hobel versteckt war, sahen die Kinder natürlich sofort.
Viele Fragen hatten die Kinder bei der Schusterwerkstatt, wo früher in Handarbeit mit Hilfe von Holzfüßen Schuhe angefertigt wurden. In der Chodauer Stube entdeckten sie viele seltsame Dinge, darunter eine Furcht einflößende Stehhilfe für kleine Kinder und Bügeleisen, die mit glühender Kohle gefüllt wurden. Das elektrische Bügeleisen passte da gar nicht dazu.
Große Familie auf engstem Raum
Dass eiserne Türen, Porzellangeschirr, Tongefäße und buntes Glas aus Steinen, Kies, Lehm und Erde hergestellt werden, darüber staunten die Kinder in den nächsten Abteilungen sehr. Viel zu reden gab es auch über die Wohnverhältnisse früher, wo so manche Großfamilie mit manchmal mehr als zehn Kindern in kleinen, engen Räumen wohnen und schlafen musste.
Im alten Rasp-Laden, dem Kaufhaus in früheren Zeiten, wunderten sich die Kinder, was es da alles zu kaufen gab. Neben Lebensmitteln in Säcken und Flüssigkeiten in großen Behältern waren viele Gebrauchsgegenstände angeboten, die ihnen völlig unbekannt waren. Nachdem sie sich im alten Klassenzimmer der Schule in Münchenreuth umgesehen und es mit heutigen Klassenzimmern verglichen hatten, überprüften die Kinder anhand der Anzahl von gefundenen Klebebuchstaben, ob sie alle Pumuckl-Gegenstände entdeckt hatten. Aus dem Buchstaben-Wirrwarr sollten sie letztendlich ein Lösungswort bilden, und das schafften sie auch alle: "Ferien"!
Extra-Führung
Gerne wären sie noch länger in der alten Schule geblieben, hätten auf den Schiefertafeln die alte Sütterlin-Schrift ausprobieren wollen. Doch die Zeit war wie im Flug vergangen und die Eltern warteten schon vor dem Museum auf ihre Kinder.
Vor ein besonderes Problem gestellt war Gabriele Achmann. Die Schriftführerin im Gerwig-Kreis sollte einen Teil der eineinhalb Stunden dauernden Führung übernehmen. Zwei ukrainische Buben im Mittelschulalter waren aus Neualbenreuth gekommen und verstanden kaum ein Wort Deutsch, dafür etwas Englisch.
So gab es doch eine Verständigungsmöglichkeit und sie machten sich mit ihrer Begleiterin separat auf den Weg durchs Museum. Sie durften dann auch Gegenstände und mechanische Geräte in die Hand nehmen und konnten so ohne große Erklärungen ihre Eigenschaften oder Funktionen erfahren. So wurde auch für sie der Museumsbesuch ein besonderes Erlebnis.
Stiftlandmuseum Waldsassen
- Regionales Schwerpunktmuseum des Landkreises Tirschenreuth, auf vier Etagen Exponate zu über 50 Themen. Größte Sammlung alter Werkstätten und Handwerksgeräte in der Oberpfalz
- Aktuelle Sonderausstellungen anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Gerwig-Kreis Waldsassen e.V. als Zweigverein im Oberpfälzer Waldverein (Bilder, Literatur und Exponate über Engagement und erfolgreiche Arbeit in einem halben Jahrhundert) - "Stoffdruck als altes Handwerk – neu entdeckt" (Landfrauen aus Hatzenreuth präsentieren per Hand kunstvoll bedruckte Textilien für jeden Gebrauch, eben wie früher mit Druckstempel – eine Gegenreaktion auf uniformierte Industrieprodukte) - „Wir sind wieder Nachbarn! – Erinnerungen an 30 Jahre Grenzöffnung“ unter anderem mit Berichten von deutschen und tschechischen Zeitzeugen über das Leben vor und nach der Grenzöffnung
- Geöffnet aktuell Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr, 13 bis 16 Uhr, ab Mitte September 13 bis 16 Uhr
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