Ende des Monats geht der Waldsassener Kinder- und Jugendarzt und Allergologe mit Schwerpunktpraxis für ADHS, Dr. Bernd Seybold, in den Ruhestand. 28 Jahre wirkte der gebürtige Sachse in der Klosterstadt. Nun hört er aus Altersgründen, er ist 67 Jahre alt, auf. Seine Angestellten haben bereits eine neue Tätigkeit gefunden oder haben Angebote, freut sich der Mediziner.
Das Leben genießen
Seybold ist gerührt von den Äußerungen vieler Mütter, die er vor allem in letzter Zeit erfahren hat. Viele bedauern es sehr, dass er nun aufhört. Er hätte nicht gedacht, dass die Anerkennung so groß ist. Der Arzt kam 1991 mit seiner Ehefrau Sonja nach Waldsassen. Am 2. Januar 1992 eröffneten sie ihre Praxis in der Egerer Straße. Keine zehn Jahre nach der Niederlassung bauten sie sich 2000 am Hamannsgarten ihre eigene Praxis, die dann am 12. Januar 2002 eröffnet wurde.
Bernd Seybold erklärt, dass er eigentlich schon vor etwa zwei Jahren aufhören wollte. Leider seien alle Bemühungen um eine Nachfolge bisher erfolglos geblieben. Interessenten habe es mehrere gegeben. Diese seien aber letztlich nicht bereit gewesen, "aufs Land" zu ziehen. Nun, zwei Jahre später, mache der Mediziner aber Schluss. Er wolle mit seiner Frau das weitere Leben genießen. Für ihn sei klar, dass es im Bereich der Kindermedizin in Waldsassen zukünftig eine Versorgungslücke geben werde. "Ich will aber nicht so lange arbeiten, bis ich umfalle", bittet Seybold um Verständnis. Ob in die barrierefreien Praxisräume ein Arzt einziehen wird, stehe daher noch in den Sternen.
Die Schließung der Praxis ist für viele Eltern fatal. Zumal sie erfahren mussten, dass die anderen Kinderärzte in der Region keine neuen Patienten mehr aufnehmen würden, lediglich Notfälle behandeln. Eine Mutter aus Waldsassen ist fassungslos: "Ich bin mit meinen beiden Kindern bei Dr. Seybold, mein Großer bekommt jeden Monat eine Spritze gegen die Pollenallergie, jetzt müssen wir weite Weg auf uns nehmen. Wir fühlten uns bei Dr. Seybold gut aufgehoben."
Lange Wartezeiten
Für die vielen U-Untersuchungen und Impfungen müsse man nun weite Wege bis nach Weiden in Kauf nehmen. Noch schwieriger gestaltet sich die Suche nach einem Arzt für die ADHS-Patienten, welche über die Grenzen der Oberpfalz hinaus nach Waldsassen kamen. Die jetzt zuständigen Sozialpädiatrischen Zentren haben enorm lange Wartezeiten.
Karl-Hans Hofmann von der Stadt Waldsassen sagte auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien, dass sich die Kommune massiv um einen Nachfolger bemühe, aber bis dato leider ohne Erfolg. "Das ist alles nicht so einfach", so Hofmann.
Mehr Besuche bei Kindern und Enkeln
Dr. Bernd Seybold kam 1991 nach Waldsassen. Er erinnert sich, dass sich der damalige Bürgermeister Hans Schraml und Karl-Hans Hofmann von der Stadt Waldsassen sehr eingesetzt und bemüht hatten, dass er nach Waldsassen komme - eine Stadt, die er vorher gar nicht kannte. Die Seybolds bauten sich ein eigenes Haus, in der Klosterstadt wurden auch ihre beiden Kinder groß. "Wir fühlen uns hier einfach wohl, umgeben von wunderschöner Natur", sagt der Kinderarzt, der mit seiner Frau in Waldsassen bleiben will. In Zukunft wollen die beiden ihre zwei Kinder und die vier Enkeltöchter öfters als bisher besuchen. Die Tochter wohnt an der Nordsee, der Sohn in Dubai. Reisen ist sowieso eines ihrer Hobbys, das sie nun länger und ausgiebiger genießen wollen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.