Waldsassen
29.03.2019 - 19:29 Uhr

Kondrauer in aller Munde

Die Verlagerung der Produktion von Kondrauer Mineralbrunnen nach Naila hat für mehr als einen Sturm im Wasserglas gesorgt. Trotzdem sind die Pläne für geschäftsführenden Gesellschafter Jonas Seidl alternativlos.

Bis Ende 2019 läuft noch die Produktion des Kondrauer Mineralwassers in Kondrau. Bild: tr
Bis Ende 2019 läuft noch die Produktion des Kondrauer Mineralwassers in Kondrau.

"Die Entscheidung hat mich überrascht", kommentiert Bürgermeister Bernd Sommer. Es sei schade, dass nun eine Tradition zu Ende gehe, vor allem auch mit Blick auf die betroffenen 37 Arbeitsplätze. Der Rathauschef hat auch erst am Donnerstags von den Plänen des Unternehmens erfahren. Kondrauer sei in Waldsassen fest verankert gewesen. "Vielleicht kann man ja noch einen kleinen Teil der Produktion erhalten", so der Rathauschef. Da kann aber geschäftsführender Gesellschafter Jonas Seidl keine Hoffnung machen: "So etwas ist betriebswirtschaftlich nicht darstellbar."

In den sozialen Medien herrscht größtenteils Unverständnis für die Entscheidung, die Getränke künftig nur noch in Oberfranken abzufüllen. Grundtenor: Das ist kein Kondrauer Wasser mehr. Auf der Facebook-Seite von "Onetz" äußert sich das Unternehmen sogar mit einem Post: "Wir verstehen eure Aufregung. Auch uns fällt es schwer. Doch mit dieser Zukunftsoption können wir Arbeitsplätze erhalten und das Gesamtunternehmen sichern. Außerdem: Unternehmenssitz, Verwaltung und Werksverkauf bleiben in Waldsassen."

Die Reaktionen der Bürger kann Seidl nachvollziehen: "Auch für mich ist das ein sehr emotionales Thema. Man muss aber klarstellen, dass es keine andere Lösung gibt. Wir würden nicht mit der Tradition brechen, wenn es nicht absolut notwendig wäre." Die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und die zu geringe Schöpfmenge der Quellen in Kondrau würden ihn zu diesem Schritt zwingen. Der Standort Naila eröffne für die Firma neue Möglichkeiten und sei ein "großes Glück", sonst würde es nicht weitergehen. "Die Alternative wäre zu schließen."

Natürlich lägen ihm vor allem die Mitarbeiter am Herz, 37 sind von der Verlagerung betroffen. "Unmittelbar nach der Bekanntgabe sind einige auf mich zugekommen und haben Verständnis für die Entscheidung geäußert", sagt Seidl. "Sie haben erkannt, dass die Maßnahme auch große Chancen bietet. Ein sehr erfahrener Mitarbeiter wolle sich bis nächste Woche entscheiden, ob er künftig in Naila arbeiten will. "Das war für mich ein Erlebnis, das mir Hoffnung macht."

Nichtsdestotrotz würden viele Dinge in der Klosterstadt bleiben. "Wir sind weiterhin ein Waldsassener Unternehmen", betont der Geschäftsführer. Die Marke Kondrauer stehe seit Jahrhunderten für hochwertiges Mineralwasser und dies werde auch weiterhin so bleiben. Der Name sei schließlich nicht an eine bestimmte Quelle gekoppelt.

Waldsassen28.03.2019
Hintergrund:

Wachstumskurs fortsetzen

Die Verantwortlichen bezogen bei einer Pressekonferenz am Freitag in Naila noch einmal Stellung. Bereits seit 1980 füllt Kondrauer in Oberfranken ein Teilsortiment ab. Mit der geplanten kompletten Produktion in Naila könne das Unternehmen seinen Wachstumskurs der letzten drei Jahre fortsetzen. Entlassungen seien nicht geplant. Sowohl den beiden Geschäftsführern von Kondrauer, Jonas Seidl und Ralf Brodnicki, als auch Johannes Wiede von der Geschäftsleitung von Höllen-Sprudel war es besonders wichtig zu betonen, dass ihre Unternehmen völlig eigenständig bleiben: „Wir arbeiten vertrauensvoll und auf Augenhöhe zusammen“, sagte Wiede, „aber ansonsten agieren wir völlig autark und autonom.“

Dass der Standort Waldsassen nicht mehr genug Wasser für die Firma Kondrauer Mineralbrunnen hergibt, hat übrigens mit der zunehmenden Trockenheit nichts zu tun: „Eine Trockenheit darf sich per Definition nicht auf die Produktion von Mineralwasser auswirken“, sagte Seidl. Mineralwasser sei viel älter als der Niederschlag eines Jahres. „Wir haben auch in Hölle nichts von der Trockenheit gemerkt“, sagte Johannes Wiede. „Vermutlich würde es Jahrzehnte dauern, bis sich mangelnder Niederschlag auf unsere Quellen auswirkt.“ Fünf Quellen liefern in Hölle (Ortsteil von Naila) Mineralwasser. Zwei davon stammen vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts, der Rest sei später gebohrt worden. Auch Kondrauer Mineralbrunnen hat bisher nicht nur aus einer Quelle in Kondrau gefördert. Je nach Sorte stammt es aus der Gerwig- beziehungsweise Antonien-Quelle. Ab dem Jahresbeginn 2020 aber kommt das Kondrauer Mineralwasser aus der bisher nicht genutzten Kondrauer-Quelle in Naila. (fph)

Die Produktion in Kondrau läuft nur noch bis Ende 2019. Archivbild: tr
Die Produktion in Kondrau läuft nur noch bis Ende 2019.
Diese Flaschenetiketten gibt es nur noch bis Ende 2019. Dann werden in Kondrau die Gerwig- und Antonien-Quelle abgeschlossen. Bild: fph
Diese Flaschenetiketten gibt es nur noch bis Ende 2019. Dann werden in Kondrau die Gerwig- und Antonien-Quelle abgeschlossen.
 
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