Bereits am Mittwoch steht ein Termin am Arbeitsgericht an. Die Geschäftsführung des traditionsreichen Mineralbrunnen-Betriebs hat die Einsetzung einer Schlichtungsstelle beantragt.
"Ja zum Standort Kondrau", fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Verbund mit dem Betriebsrat. "Wir wollen eine sichere Zukunft", steht auf dem Logo, das eine Mineralwasserflasche in einem roten Kreis wie auf einem Verkehrsschild zeigt. Hunderte Flugblätter verteilten Mitarbeiter von Kondrauer am Montag in ihrer Freizeit in Waldsassener Geschäften und auf der Straße, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. "Arbeitslosigkeit droht!", steht darauf.
"Nicht einfach ruhig sein"
Margit Rahm, Vorsitzende des fünfköpfigen Betriebsrats, hält den Erhalt des Standorts Kondrau für möglich und wirtschaftlich sinnvoll. Die tägliche Fahrt nach Naila sei für viele Kollegen nicht zumutbar. "Manche haben pflegebedürftige Angehörige. Viele sind schon um die 60 Jahre, arbeiten schon seit Jahrzehnten für Kondrauer", tritt die Betriebsratsvorsitzende für die Kollegen ein.
Unterstützt werden die Arbeitnehmervertreter von Michael Grundl, dem Geschäftsführer von NGG Oberfranken. "Die Beschäftigten werden nicht einfach ruhig sein und den Verlust ihres Arbeitsplatzes in Waldsassen hinnehmen", sagt der Gewerkschafter. 75 Kilometer beträgt laut Routenplaner die kürzeste Entfernung zwischen Kondrau und Naila, die einfache Fahrzeit liegt bei über einer Stunde.
Nach Oberfranken pendeln soll etwa die Hälfte der rund 70 Mitarbeiter - spätestens ab Januar 2020. Bis dahin sollen Produktion und Innenlogistik nach Naila verlagert sein, wie die Firmenleitung vor zwei Monaten überraschend bekannt gegeben hat. Der Grund: Am alten Standort seien Investitionen im zweistelligen Millionenbereich nötig, und das sei trotz zuletzt positiver Geschäftsentwicklung betriebswirtschaftlich nicht möglich. Außerdem verfüge man in Kondrau nicht mehr über genügend hochwertiges Mineralwasser.
Die Geschäftsführung verwies bei einer Pressekonferenz darauf, dass Kondrauer bereits seit vielen Jahren in Naila einen Teil des Sortiments abfülle. Am Standort der Frankenwald-Mineralbrunnen produziere eine von drei Quellen so viel wie alle vier Quellen in Kondrau.
Termin am Arbeitsgericht
Entlassen will die Firma nach eigenem Bekunden keinen Mitarbeiter, sondern Arbeitsplätze in Naila anbieten. Dem Betriebsrat wurde ein Interessensausgleichsplan vorgelegt, den die Betroffenen hätten unterschreiben sollen, sagt Margit Rahm. Doch es habe danach keinerlei Verhandlungen über sozialverträgliche Lösungen gegeben: "Ich bin enttäuscht, dass nach dieser Ankündigung Gespräche durch das Verwehren anwaltlicher Unterstützung verhindert wurde."
Stattdessen habe die Firmenleitung das Arbeitsgericht in Weiden angerufen, um eine Einigungsstelle einsetzen zu lassen. Dieses Vorgehen ist auch für NGG-Geschäftsführer Grundl schwer nachvollziehbar. "Wir scheuen uns nicht vor einer Einigungsstelle, aber erst einmal muss der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat verhandeln. Das hat er bis heute nicht ernsthaft gemacht." Auch ein angedachter Shuttle-Fahrdienst nach Naila sei nicht konkretisiert worden. Am Mittwoch, 29. Mai, ist die Verhandlung in Weiden anberaumt.
Die Mitarbeiter kündigen zum Erhalt der Produktion in Kondrau ein konkretes Konzept an und fordern laut Flugblatt "fairen Umgang mit den Beschäftigten und umfassende Transparenz". Letztlich sei eine Verlagerung eine unternehmerische Entscheidung, räumt Michael Grundl ein. "Aber wir glauben fest daran, dass am Standort Kondrau weiter produziert werden kann. Wir wollen uns nicht dem Vorwurf aussetzen, nicht gekämpft zu haben", sagt der Gewerkschafter. "Wir wollen zumindest einen ordentlichen Sozialplan."



















 
 
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