Was Oberpfälzer Landwirte zum "Zukunftsvertrag" sagen

Waldsassen
15.09.2023 - 10:03 Uhr
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Staatsregierung und Bauernverband haben einen Pakt geschlossen, um die bayerische Landwirtschaft zukunftsfest zu machen. Zwei Oberpfälzer, die am Vertrag mitgearbeitet haben, zeigen sich zufrieden – trotz der Kritik von außen.

Eine Stärkung der Beratung in der Teichwirtschaft (mit bis zu 2 Millionen Euro pro Jahr), wirksames "Wildtiermanagement", Fokussierung auf regionale Lebensmittel – egal, ob bio oder konventionell – und mehr Schutz für landwirtschaftliche Flächen – künftig soll es sogenannte "Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft" geben, die nicht bebaut werden dürfen: Das sind nur einige Ziele, die nun im "Zukunftsvertrag" festgehalten sind, den BBV und Staatsregierung zu Beginn der Woche unterzeichnet haben.

Der Waldsassener Ackerbauer Hubert Schicker, stellvertretender Kreisobmann beim BBV Tirschenreuth, ist zufrieden mit dem Vertrag. Besonders wichtig für die Landwirte aus der Region, betont Schicker, sei das im Vertrag enthaltene "Bekenntnis zum landwirtschaftlichen Familienbetrieb": "Das sind genau die Strukturen, die wir hier in der Region haben." Auch Bürokratie soll abgebaut werden. "Bisher müssen Landwirte ihre Daten an den unterschiedlichsten Stellen abliefern – die Daten sind aber quasi zu 98 Prozent deckungsgleich", sagt Schicker. Künftig sollen die landwirtschaftlichen Daten zentral an einer Stelle gesammelt werden. "Und jede Behörde kann die benötigten Datensätze anfordern."

Großes Potential – in der Theorie

Die Staatsregierung will sich das alles bis zu 120 Millionen Euro jährlich kosten lassen. "Das ist ein klares finanzielles Bekenntnis", sagt Schicker. Die Voraussetzungen seien gut – nun müsse der Vertag noch mit Leben gefüllt werden. "Jetzt beginnt die Arbeit." Einige Landwirte seien nun erstmal skeptisch, erzählt Schicker. Gerade jetzt so kurz vor der Wahl könne die Politik ja viel versprechen. "Aber jeder, mit dem ich bisher gesprochen habe, war der Meinung: Wenn das so umgesetzt wird, hat der Zukunftsplan großes Potential."

Noch keine konkrete Umsetzung festgelegt

Dass im Vertrag zunächst über 60 Maßnahmen formuliert – aber nicht ausformuliert – sind, ist laut dem Kemnather Ely Eibisch, Oberpfälzer Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV) und stellvertretender BBV-Präsident, der erste Schritt. Deshalb könne er auch noch nichts Konkretes dazu sagen, wieviel Geld und Maßnahmen am Ende in der Region ankommen. "Das ist alles noch nicht festgelegt", sagt Eibisch. Zunächst müsse der Vertrag in den bayerischen Haushalt eingearbeitet werden. Ihm sei aber zum Beispiel im Frühjahr bei Stallbesuchen in der Oberpfalz aufgefallen, dass es hier nur einen einzigen Berater für jene Landwirte gibt, die zum Beispiel Fragen zum Bau eines neuen Schweinestalls haben. "Nun soll es laut Vertrag für ganz Bayern 50 Stellen für die Beratungsteams an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geben. Eibisch hofft auf eine Handvoll Berater für die Oberpfalz.

Naturschutzverbände und die Grünen kritisierten, dass die Staatsregierung sich alleine auf den Bauernverband als Partner für den Vertrag beschränkt und zum Beispiel Verbände des Öko-Landbaus nicht mit einbezogen hat. Auch von Seiten der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, dem Bund Naturschutz und vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz gab es Kritik bezüglich der laut einer Mitteilung "unzureichend berücksichtigten" gesetzlichen Vorgaben aus dem Volksbegehren Artenvielfalt. Eibisch hat dazu eine klare Meinung: "Ein Dialog mit dem Naturschutz ist wichtig – und selbstverständlich werden wir uns mit den Naturschützern in Verbindung setzen", sagt er. Vertragspartner könne aber nur sein, wer direkt betroffen ist. "Wir sind die, die etwas tun müssen. Wir sind also der richtige Ansprechpartner – und im BBV wirtschaften auch gut 7700 der Mitglieder ökologisch."

Hintergrund:

"Wildtiermanagement" im Zukunftsvertrag

  • Man will laut Vertrag "faktenbasiertes und ideologiefreies" Wiltiermanagement für jene Tierarten, die nachhaltiges Wirtschaften in Land, Forst - und Weidewirtschaft gefährden (unter anderem: Bär, Fischotter, Biber, Wolf).
  • Für die Oberpfalz geht es dabei vor allem um den Fischotter, sagt BBV-Kreisobmann Hubert Schicker. "Der Fischotter ist eines der Tiere, die in den Teichen massive Schäden anrichten. Uns geht es nicht um dessen Ausrottung, sondern um ein Miteinander mit der Natur."
  • Es sollen rechtliche Grundlagen dafür geschaffen werden, sogenannte "Problemtiere" schnell zu entnehmen.
  • Wildtier-Schäden sollen vollständig ausgeglichen werden.
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