"Er hat sich als Vorlage eine alte Postkarte aus den 60er Jahren ausgesucht", erzählt Bernd Sommer über den Künstler Florian Thomas. Er hat das Bild extra fürs Büro des Rathauschefs im generalsanierten Gebäude gegenüber der Basilika geschaffen.
Der Bürgermeister freut sich über die gelungene Aufwertung seines Arbeitszimmers. 3,80 Meter breit ist die Leinwand mit einer einzigartigen Arbeit. Für die Gestaltung der zunächst leeren Wand hinter seinem Schreibtisch hatte Sommer schon zur Einweihung des Rathauses im vergangenen Jahr ganz besondere Vorstellungen.
Die Verwirklichung des Projekts war auch mit einem besonderen Ehrentag verknüpft: Keine persönlichen Geschenke wollte Sommer zu seinem 50. Geburtstag Ende Juli 2018. Wer ihm aus diesem Anlass eine Freude bereiten wolle, dürfe gerne etwas zum Bild fürs Bürgermeister-Zimmer beisteuern, lautete die Botschaft im Vorfeld. Und stets wies Sommer darauf hin, dass das Gemälde dann Eigentum der Stadt sei und somit auf Dauer im Rathaus bleiben wird.
Irgendwann kam Florian Thomas ins Spiel. Der Künstler, der in München lebt und dessen Arbeiten in einer renommierten Galerie dort hängen, ist in Neustadt/WN geboren und ein Bekannter des Waldsassener Bürgermeisters. Thomas bekam den Auftrag. Ende August wurde das Werk nach Waldsassen geliefert und aufgehängt. Der große Augenblick wurde im Bild festgehalten – Bürgermeister und Künstler vorm Gemälde in sommerlicher Kleidung.
"Man kann Einzelheiten erkennen", sagt Sommer über das Motiv und zeigt auf den oberen Rand in der Mitte des Bildes. "Die Sparkasse steht schon." Das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Pöllinger, so wie es Waldsassener heute kennen, ist dagegen noch nicht errichtet. "Robert Treml könnte wahrscheinlich bis auf einige Monate genau sagen, wann das Foto entstand", sagt Sommer über den Stadtheimatpfleger.
"Manches ist von ihm. Manches ist aber auch von der Postkarte übernommen." Mit dieser Aussage thematisiert Bernd Sommer Details auf dem Bild, mit denen der Künstler Florian Thomas der Postkarten-Ansicht eben seine ganz besondere Note verleiht. Dies wirkt bei den Betrachtern naturgemäß polarisierend und sie bekommen die Gelegenheit für eigene Interpretationen. Dazu gehören auch Unregelmäßigkeiten auf der fotografischen Vorlage, die der Künstler mit übernommen hat ins Gemälde. Oder eben jener rote Farbstrich. Der zieht sich über das Dach des Kloster-Südflügels hinüber zum heutigen Rathaus. Als ob die rote Linie eine Verbindung symbolisieren soll zwischen beiden Gebäuden.
"Jede Zeit hat ihre Phänomene", sagt Florian Thomas im Telefongespräch mit Oberpfalz-Medien. Im Zusammenhang mit seiner Arbeit fürs Rathaus Waldsassen spricht der Künstler von einer fremdartigen Farbigkeit: Das Motiv der Postkarte ist mit den Jahren verblasst, was sich auch in der Arbeit von Florian Thomas widerspiegelt.
Die abstrakten Elemente im Bild sind eine Art Markenzeichen in den Arbeiten des Künstlers. Florian Thomas will nicht fotorealistisch malen. Er bedient sich vielmehr fotografischer Elemente. In denen seien dann immer wieder auch solche "Störenfriede", wie Thomas sagt, zugelassen. Wie eben jener rote Strich auf dem Klosterdach.
http://www.florianthomas.land/
"Kunst am Bau" im Rathaus
Bei öffentlichen Bauten soll unter dem Titel „Kunst am Bau“ ein kleiner Teil der Investitionssumme für die künstlerische Gestaltung verwendet werden. In dieses Budget fällt auch der Erwerb des Bildes fürs Bürgermeister-Zimmer. Die Anschaffung wird zu 80 Prozent öffentlich gefördert. Der Eigenanteil der Stadt Waldsassen ist – abgesehen von einigen wenigen Hundert Euro – mit dem Geld bezahlt worden, das Bernd Sommer zum 50. Geburtstag für diesen Zweck geschenkt bekam. Für „Kunst am Bau“ im Rathaus Waldsassen standen 50 000 Euro zur Verfügung. Wirklich gebraucht werden 35 000 Euro, erläutert Bernd Sommer im Gespräch. Etwa zwei Drittel dieses Betrags entfielen auf das Bild von Florian Thomas. Der Restbetrag wird verwendet für die künstlerische Gestaltung im Büro des Geschäftsleiters – mit einer Arbeit von Susanne Neumann. Außerdem wird der kleine Sitzungssaal im Dachgeschoss mit Lamberts-Glas künstlerisch gestaltet.
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