Stadtpfarrer führt an Halloween durch Basilika-Unterwelt in Waldsassen

Waldsassen
02.11.2022 - 10:59 Uhr
OnetzPlus

Unter der Basilika Waldsassen liegt eine Gruft, die landesweit als die größte Klostergruft gilt. In ihr befinden sich Ruhestätten von Mönchen, zu denen man über lichtarme Gänge gelangt. An Halloween gab es dort unten eine besondere Führung.

Nur Kerzenlicht erleuchtet die dunklen Gänge unter der Basilika. Hexen, Gespenster und ein Sensenmann huschen die Pfade entlang, begleitet von Stadtpfarrer Dr. Thomas Vogl. Er zeigt Kindern und ihren Familien an diesem Abend das „originale Halloween“ – in der Gruft der Waldsassener Kirche.

Als die Kirchenglocke 19 Uhr schlägt, hat sich schon eine Gruppe Menschen auf dem Basilikaplatz zusammengefunden. In den Händen halten sie brennende Kerzen, die zuvor verteilt worden sind. Ihr Licht ist schon von Weitem zu sehen. Viele der jungen Besucher sind verkleidet und auch einige Erwachsene haben sich maskiert. Alle folgen Thomas Vogl den Weg seitlich an der Basilika vorbei. Nach einigen Metern geht es durch eine Tür hinein in ihre Unterwelt.

Halloween: Ursprung in Irland

Vor den Besuchern liegt ein langer unbeleuchteter Flur, den der Kerzenschein erhellt. Er hüllt die lichtarmen Kellerräume in eine heimelige Atmosphäre, auch die Luft im Gewölbe ist angenehm mild. Nach wenigen Minuten Fußmarsch bleibt Pfarrer Vogl stehen. Auf dem Boden ist eine Stoffdecke als Altar arrangiert, auf dem mehrere Heiligenfiguren stehen.

„Halloween ist ein sehr junger Brauch und wird in unserem Land erst seit circa 20 Jahren gefeiert. Das Brauchtum ist aber schon sehr alt und hat seinen Ursprung in Irland. Dort ist am Abend vor dem ersten November der Heiligen gedacht worden – und das steckt noch in ,Halloween' drin: ,All Hallows Eve', also der Abend vor dem Allerheiligenfest“, erzählt der Pfarrer der Gruppe an der ersten Station des Abends.

„Kennt ihr einen Heiligen?“, fragt Vogl die Menge. „Der Heilige Sankt Martin“, weiß eines der Kinder. „Die Heilige Maria“, sagt ein anderes. „Heiliger Wolfgang“, ergänzt ein erwachsener Teilnehmer. „Und da ist jetzt auch eine ganze Reihe von Heiligen“, sagt der Pfarrer und deutet auf dem Altar am Boden. „Erkennt ihr einen?“, fragt er. „Der Heilige Josef“, tippt ein Kind. „Ja, der ist da und er ist ganz klein, der steht bei mir auf dem Schreibtisch“, erzählt Vogl und fragt: „Was hat der auf dem Arm?“ „Das Jesuskind“, vermutet ein junger Besucher richtig.

Kinder erraten Heiligenfiguren

„Was sehen wir denn noch? Vorhin ist der Heilige Wolfgang getippt worden – wo steht er denn?“, fragt der Pfarrer. „Da“, sagt der 8-jährige Armin und deutet auf eine Figur mit einem Gebäude im Arm. „Genau, ihn erkennt man an der Kirche, die er dabei hat“, stimmt Vogl zu. Er zeigt die Figur des Heiligen Wolfgang, die ein kleines Kirchengebäude trägt. „Und da haben wir einen, der hat einen Pilgerstab in der Hand, eine Tasche und Muscheln“, beschreibt Vogl. „Heiliger Jakob“, rät ein Kind. „Der Heilige Jakobus, genau. Der Patron der Pilger, deshalb ist er mit der Pilgermuschel dargestellt“, stimmt der Pfarrer zu.

„Alle Heiligen tragen ein Attribut“, fasst er zusammen. „Und dazu hören wir jetzt ein Lied.“ Aus dem Mobiltelefon des Pfarrers ertönt „Attribut, Attribut, jeder hat sein Attribut. Und an diesem Gegenstand wird er sofort erkannt.“ Die Gruppe bewegt sich zu dem fröhlichen Lied, manche singen mit.

Nach der musikalischen Einlage navigiert Vogl die Besucher zur zweiten Station, die vor einer Wand liegt. In ihr sind quadratische Tafeln mit Namen eingefasst – die Gruppe steht vor einer Gräberwand. „Es ist ein Friedhof hier, aber was ist anders?“, fragt der Pfarrer. „Die Menschen sind in der Wand drin – am Friedhof sind sie unter der Erde“, antwortet eines der Kinder. „Es sind welche von der Kirche“, sagt ein anderes.

Allerheiligen-Spitzl zum Abschluss

„Dieser Friedhof befindet sich unter der Kirche und oben drüber ist unsere große Basilika. Und hier sind die beigesetzt worden, die oben immer zum Gebet oder zum Gottesdienst zusammengekommen sind und die zum Kloster gehört haben. Sie nennt man Mönche“, erzählt Vogl. „Hier ist auch der Tod“, bemerkt ein Kind, nachdem der Pfarrer eine Geschichte dazu erzählt hat. Es deutet auf einen jungen Besucher, der eine Totenkopfmaske und einen schwarzen Umhang trägt – es ist der 10-jährige Max, der als Sensenmann verkleidet ist.

An der dritten Station zeigt der Pfarrer ein besonderes Grab, das mit mehreren Symbolen verziert ist. „Jetzt sind wir beim Engel mit der Posaune. Der will die Begrabenen aufwecken. Es ist ein Symbol für das Leben und die Auferstehung“, erklärt er. „Zu Allerheiligen besuchen wir die Gräber. Und dazu gehört auch, dass man miteinander isst und trinkt, weil das ein Zeichen der Gemeinschaft ist. Deshalb gibt es den Brauch des Allerheiligen-Spitzls.“

Um den Kindern das Hefegebäck zu demonstrieren, verteilt der Pfarrer zum Abschluss der Tour eines an jedes Kind. „Ich fand es schön“, resümiert die 7-jährige Laura, die als gruselige Prinzessin verkleidet ist. Das sieht auch der als Sensenmann kostümierte Max so. „Vor allem hat mir gefallen, dass ich in einer Geschichte vorkam.“ „Alles hat mir gefallen“, sagt die 8-jährige Lena, die an dem Abend als Horrorkatze verkleidet ist. „Das Antworten geben hat mir am meisten Spaß gemacht“, ist das Fazit des 8-jährigen Armin.

 
 

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