Waldsassen
30.08.2020 - 13:42 Uhr

Tansania in Corona-Zeiten: "Feuerkinder"-Hilfe schwer gefragt

Die Corona-Pandemie hat auch Tansania hart getroffen. Hilfe vonseiten des Projekts „Feuerkinder“ um die Waldsassenerin Dr. Annemarie Schraml ist schwer gefragt.

Das Desinfizieren der Hände nehmen die Kinder und Jugendlichen in Tansania laut Dr. Annemarie Schraml sehr genau. Bild: Dr. Annemarie Schraml/exb
Das Desinfizieren der Hände nehmen die Kinder und Jugendlichen in Tansania laut Dr. Annemarie Schraml sehr genau.

Dr. Annemarie Schraml aus Waldsassen, die Initiatorin des Projektes „Feuerkinder“, ist mit den Mitarbeitern im Nkoaranga-Krankenhaus und dem Usa-River-Reha-Center in Tansania ständig in Kontakt. Im Zusammenhang mit der auch dort grassierenden Corona-Pandemie erreichten sie in jüngster Zeit nicht gerade beruhigende Nachrichten. Deshalb will sie mit ihrem Projekt und im Rahmen der Möglichkeiten unterstützend tätig werden. Natürlich ist sie weiterhin auch auf die Hilfe aus Deutschland angewiesen.

Infolge der Corona-Maßnahmen hatten in Tansania alle Schulen, alle Universitäten, die Kindertagesstätten und die Behinderteneinrichtungen geschlossen. Der Tourismus ist vollständig ausgefallen, was gleichzeitig für viele Menschen Arbeitslosigkeit bedeutet und natürlich weitreichende Folgen hat. Viele Menschen leben in Not, auch ehemalige Patienten von Dr. Schraml. Für so manchen Menschen geht es buchstäblich um Leben und Tod.

Warme Kleidung gefragt

Seit Ende Juni sind Schulen, Universitäten und Behinderteneinrichtungen in Tansania wieder geöffnet. Es ist laut Schraml beeindruckend, wie gerade behinderte Kinder und Jugendliche sehr sorgfältig die regelmäßige Händedesinfektion und das Tragen und die Pflege der Mund-Nase-Masken durchführen. Durch finanzielle Unterstützung der Aktion „Feuerkinder“ werde das Essen der Schüler im Reha-Center Usa River mit Gemüse und Obst verbessert.

So wurden und werden mit Unterstützung tansanischer Mitarbeiter und besonders mit Hilfe von Mona Behninger, deutsche Sozialpädagogin und Leiterin des SETU-Projektes (Special-Education-and-Training-Unit) in Usa River, und Sophia Moshi, mit der die Aktion schon 20 Jahren zusammenarbeitet, weiterhin bedürftige Familien mit Lebensmitteln (Reis, Mais, Zucker, Öl, Bohnen), Wasserbehältern, Seife, Decken und mit Mund-Nase-Masken versorgt. Mit Unterstützung von Pastoren wurden schon mehrmals Lebensmittel (Mais, Reis, Öl, Zucker, Tee) sowie warme Decken und Sweater, da es derzeit in Tansania sehr kalt ist, in den Dörfern um das Nkoaranga-Krankenhaus an Bedürftige verteilt. Auch zwei geistig und körperlich behinderte Frauen, die auf dem Boden schlafen mussten, wurden mit Betten versorgt.

Bub überlebt Hyänenangriff

Der für Juni/Juli geplante Operationseinsatz der Ärzte aus Deutschland konnte nicht stattfinden. Die Einweihung des neuen OP-Traktes wird deshalb auf das Frühjahr 2021 verschoben. Das Nkoaranga-Krankenhaus wird nochmals finanziell zur Beschaffung von Schutzkleidung, Handschuhen, Mund-Nase-Masken, Medikamenten und Sauerstoff-Konzentratoren unterstützt. Auch werden Stipendien für die Weiterbildung von drei Mitarbeitern (Röntgenassistent und Mitarbeiterinnen der Apotheke und der Verwaltung) des Krankenhauses übernommen, um die Qualifizierung der Mitarbeiter zu verbessern und um sie an die Einrichtung zu binden.

Ehemalige Patienten wie Peter (nach Klumpfuß-Operationen) und Joel (nach Löwenangriff) und mehrere in den vergangenen Jahren operierte Kinder aus armen Familien werden bei der Fortsetzung ihrer Ausbildung unterstützt. Erst vor kurzem kam wieder ein dringender Hilferuf von Pastor Temba aus Karatu. Er kam nach Usa River und bat um finanzielle Unterstützung für die plastische Operation eines neunjährigen Jungen. Dieser hatte in seinem Heimatdorf einen Hyänenangriff überlebt, bei dem zwei Kinder getötet wurden. Er hingegen erlitt sehr entstellende Verletzungen im Gesicht mit Verlust der Nase, die nun plastisch korrigiert werden sollten, aber es fehlt am notwendigen Geld.

Mittlerweile waren Sophia Moshi und Mona Behninger in Karatu, um die finanzielle Unterstützung durch das Projekt „Feuerkinder“ zu überbringen und um die Situation der armen Familie konkret zu sehen. So erhält die Familie zunächst für ein Jahr monatlich Geld, um der Mutter den Aufbau eines kleinen Geschäfts zum Verkauf von Eiern und Gemüse zu ermöglichen.

Im Juli hat Annemarie Schraml zudem die Nachricht der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erhalten, dass das "Feuerkinder"-Projekt im Rahmen der Initiative Klinikpartnerschaften des Entwicklungshilfeministeriums wiederum als förderwürdig bewertet wurde. Sehr erfreulich ist auch, dass die „Klumpfußeinheit“ in Usa River eine Auszeichnung für die Fortsetzung der Behandlung der Klumpfußkinder auch während der Corona-Pandemie erhielt. Für die Unterstützung, auch aus dem fernen Landkreis Tirschenreuth, erhält die Ärztin viele Dankesschreiben der Betroffenen aus Afrika.

Tirschenreuth05.04.2020
Eine Auszeichnung erhielt das „Klumpfuß-Team". Bild: Dr. Annemarie Schraml/exb
Eine Auszeichnung erhielt das „Klumpfuß-Team".
Hintergrund:

Projekt "Feuerkinder"

  • Die Bezeichnung "Feuerkinder" kommt von den Kindern, die in den einfachen Hütten, in denen viele tansanische Familien leben, immer wieder in die offenen Feuerstellen geraten. Dabei erleiden sie oft schwere Verbrennungen, die meist nicht medizinisch versorgt werden. Die Folgen sind häufig gravierende körperliche Behinderungen.
  • Seit vielen Jahren kommen Ärzte und medizinisches Fachpersonal zum Teil mehrmals jährlich während ihres Urlaubs nach Tansania und operieren kostenlos diese "Feuerkinder". Darüberhinaus werden Kinder mit Klumpfüßen, Unfallopfer und Kinder mit Fehlstellungen von Knochen (X- und O-Beiner) operativ und konservativ behandelt. Durch diese Maßnahmen sind die betroffenen Kinder wieder in der Lage, die Schule zu besuchen und einen Beruf zu erlernen. So können sie der Armutspirale entkommen.
  • "Feuerkinder"-Initiatorin Dr. Annemarie Schraml ist sehr dankbar, durch die digitalen Medien mit den Helfern in Tansania nahezu täglich kommunizieren und konkret helfen zu können. Trotzdem hofft sie weiter auf die Hilfe der Menschen in Deutschland, damit sie noch viele Notleidende in Tansania unterstützen kann. Spendenkonto: Projekt Feuerkinder, Evangelische Bank Kassel BIC: GENODEF1EK1, IBAN: DE53 5206 0410 0103 5099 82.
 
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