Beim Telefonbetrug stellt die Polizei immer wieder fest, dass Regionen plötzlich besonders im Fokus der organisierten Kriminalität stehen. Grund könnte sein, dass die Täter, die oft aus dem Ausland operieren, Opfer über das Telefonbuch aussuchen. Dabei könnte es sein, dass gezielt Leute mit nicht mehr gebräuchlichen Vornamen ausgewählt werden, in der Annahme, dass es sich dabei um ältere Personen handeln dürfte.
Derzeit ist Waldsassen besonders von dieser Kriminalität betroffen. "Am Mittwoch kam es im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Waldsassen zu zahlreichen betrügerischen Anrufen", informiert Polizeihauptkommissar Daniel Ulrich. Nach seinen Angaben hätten die meisten gut reagiert: "Ein vollendeter Betrug wurde bislang bei unserer Polizeidienststelle nicht bekannt", so Ulrich.
Falsche Polizisten
In den meisten Fällen seien die Angerufenen am Telefon von einem angeblichen Polizisten mit Einbrüchen in der unmittelbaren Nachbarschaft konfrontiert worden. Den Anrufern werde bei dieser Masche weisgemacht, dass ihre Adresse bei den festgenommenen Einbrechern gefunden worden sei, was den Schluss zulässt, dass auch diese Wohnung ausgeraubt werden sollte. "Anschließend erkundigten sich die Anrufer nach Bargeld und Wertgegenständen im Haus", warnt Ulrich.
Eine zweite Masche, die immer wieder angezeigt werde, seien die Schockanrufe. Dabei gebe sich der Anrufer als Polizist oder Polizistin aus und erkläre, dass der Sohn oder die Tochter oder ein sonstiger Verwandter einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe und ins Gefängnis müsse, wenn nicht eine Kaution bezahlt werde. "Die Geschichten der Schockanrufer werden noch durch lautes Weinen oder Schluchzen der vermeintlichen Verwandten im Hintergrund dramatisiert", warnt Ulrich.
Auch die Kollegen in den anderen Inspektionen im Landkreis Tirschenreuth können ein Lied von solchen Fällen singen. Im Bereich der Kemnather Inspektion gab es im vergangenen Jahr Dutzende von Anzeigen wegen solcher Fälle. "Meistens waren es typische Schockanrufe", erzählt Inspektionsleiter Erster Polizeihauptkommissar Bernhard Gleißner. "Sogar meine Frau hat schon einen bekommen." Im Zuständigkeitsbereich seiner Inspektion sei es dabei Gott sei Dank meist bei Betrugsversuchen geblieben. Bis auf einmal. Denn obwohl vor diesen Maschen immer wieder gewarnt wird, hat vor einigen Tagen eine Bande im Westen des Landkreises Tirschenreuth damit bei einer älteren Dame Schmuck und Geld im Gesamtwert eines mittleren fünfstelligen Betrags ergaunert. Die Frau wurde auf einen Parkplatz gelotst und hat nach Angaben des Präsidiums ihre Wertsachen dort einem ihr Unbekannten übergeben, weil ihr weisgemacht worden war, dass sie damit die Inhaftierung eines Angehörigen abwenden könnte.
"Legen Sie einfach auf"
Polizeihauptkommissar Ulrich fordert alle Betroffenen auf, sich von solchen Geschichten nicht unter Druck setzen zu lassen, auch nicht durch angeblich dringende Ermittlungen. Ulrich: "Die Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen! Legen Sie einfach auf!" Zudem hat der Beamte weitere Tipps, wie sich Betroffene bei solchen Anrufen richtig verhalten.
Telefon-Betrug
- Geben Sie am Telefon niemals Auskünfte über ihr Hab und Gut, Ihr Bargeld und Ihre Wertgegenstände! Legen Sie einfach auf!
- Lassen Sie niemanden in die Wohnung, der sehen will, wo Sie Geld oder Schmuck aufbewahren!
- Rufen Sie nie über die am Telefon angezeigte Nummer zurück! Drücken Sie keine Wahlwiederholung. Legen Sie auf und wählen dann neu den Notruf 110!
- Übergeben Sie nie Geld oder Wertgegenstände an Unbekannte!
- Informieren Sie auch Ihre Angehörigen und Bekannten über dieses Phänomen und warnen Sie diese vor der perfiden Betrugsmasche!
- Setzen Sie sich mit Ihrer örtlich zuständigen Polizeidienststelle in Verbindung!
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