Waldsassen
28.02.2022 - 11:14 Uhr

Tricks gegen den Sägeblatt-Effekt bei Realschülern in Waldsassen

Was genau passiert, wenn bei den Hausaufgaben das Smartphone stört und immer wieder unterbricht, erfuhren jetzt die Buben in den fünften Klassen der Realschule im Stiftland. Bei dem Workshop wurden außerdem Regeln aufgestellt.

Als Medienreferenzschule vermittelt die Realschule im Stiftland mit ihrem neu geschaffenen Medientag lebensnahe Alltagskompetenzen für alle Fünftklässler. Dabei gliederte sich der Vormittag in das Unterrichtsprogramm „Dein Smartphone – deine Entscheidung!“ der Polizei und in einen Workshop, durchgeführt von Medientutoren der achten Klassen.

Organisiert durch die Lehrerin Cornelia Legath wurden vorab interessierte Achtklässler mittels Onlineschulung des Jugendmedienzentrums T1 zu Tutoren ausgebildet. Am Medientag gaben die Jugendlichen ihre erworbenen Medienkompetenz an die Fünftklässler weiter. Dafür sollten nach Möglichkeit alle Schüler ihr Mobiltelefon mitbringen.

Im Modul 1 standen Privatsphäre und Sicherheit im Umgang mit den Social Media Apps im Zentrum des Geschehens. Die Medientutoren verdeutlichten den Mitschülern, wie wichtig es ist, dass nicht grundsätzlich alle in der App registrierten Leute Kontakt zu ihnen aufnehmen können, und wo sie in der jeweiligen App Häkchen setzen bzw. besser rausnehmen sollten. Im Anschluss wurden Kennzeichen und Tipps eines sicheren Passwortes vermittelt: Anhand eines frei erfundenen Satzes mit Groß- und Kleinschreibung, Zahlen und Sonderzeichen durfte sich jeder Schüler auf einem Blatt Papier im Entwickeln sicherer Passwörter üben.

Energie und Zeit

Wenn man bei den Hausaufgaben und beim Lernen immer wieder durchs Handy gestört und unterbrochen wird, tritt der sogenannte Sägeblatt-Effekt ein: Jede Unterbrechung – und sei sie auch noch so kurz – lässt die Konzentration komplett zusammenfallen. "Bis man nach dem Blick aufs Handy erneut das Konzentrationslevel wie vor der Störung erreicht hat, ist eine Wiederanlaufzeit nötig", heißt es dazu in der Mitteilung der Realschule. "Bei der nächsten Störung passiert dasselbe von vorne." Das Smartphone wirkt dabei wie ein Trigger, das ständige Auf und Ab der Konzentration gleicht den Zähnen eines Sägeblattes. "Dieser Sägeblatt-Effekt kostet nicht nur viel Energie und Zeit, sondern bringt darüber hinaus eine enorm hohe Fehlerquote der gedanklichen Arbeit mit sich."

Wesentlich zeitsparender und effektiver wäre es, das Handy während der Erledigung der Hausaufgaben in einen anderen Raum zu legen, betonten die Medientutoren. Dies gilt auch für Lernzeiten, wenn sie nicht an Lern-Apps gekoppelt sind, wie etwa das Vokabellernen mit einem Lernprogramm. Außerdem sei die Aktivierung des Flugmodus bzw. Offline-Modus sinnvoll.

Fake News und Kettenbriefe

Ferner ging es um das Erkennen von "Fake News": "Meldungen sollten immer auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden." Dabei lohne sich ein Blick auf die Quelle. Öffentlich-rechtliche Medien oder staatliche Institutionen zählten zu den seriösen Quellen. Diese seien verpflichtet vor der Veröffentlichung Wahrheitsgehalt und Richtigkeit einer Nachricht zu prüfen, so die Medientutoren gegenüber den Unterstufenschülern. Auch das Thema Kettenbriefe wurde behandelt.

Das gesamte Modul 2 widmeten die Medientutoren dem Klassenchat. "Segen und Fluch zugleich bringt er Kinder schnell an ihre Grenze des Zumutbaren", heißt es in der Mitteilung dazu. Die Weitergabe von Informationen, das Klären von Verständnisfragen bei Hausaufgaben oder Terminabsprachen wurden als Nutzen genannt. "Leider sieht die Realität oft deutlich anders aus", heißt es dazu weiter mit dem Hinweis auf die gemeinsam aufgestellten Regeln für den Klassenchat.

Verhaltensregeln

Das polizeiliche Unterrichtsprogramm „Dein Smartphone – Deine Entscheidung!“ setzt auf Aufklärung und fordert von den Heranwachsenden die Übernahme von Verantwortung. Polizeihauptmeisterin Diana Lenz und Polizeihauptkommissar Daniel Ulrich wiesen in ihrem Vortrag darauf hin, dass das Handy leider allzu häufig in Verbindung mit Straftaten benutzt wird. Dabei ging die Schulverbindungsbeamtin auf Bilder und Fotos auf dem eigenen Handy ein.

Entlang verschiedener Fallbeispiele beteiligten die beiden Polizeibeamten die Schüler mithilfe diverser Abstimmungskarten an der rechtlichen Einordnung der jeweiligen Situation. Mit den Schülern wurden Verhaltensregeln erstellt. Präventionsbeamtin Diana Lenz appellierte an die Schüler, auf angemessene Sprache und höflichen Umgang untereinander zu achten. Das gelte auch im digitalen Raum der sozialen Medien.

OnetzPlus
Waldsassen17.02.2022
Hintergrund:

Regeln für den Klassenchat

  • In die Klassengruppe gehört nur, was auch wirklich alle aus der Klasse wissen müssen. Privatgespräche gehören in den Privatchat!
  • In der Klassengruppe wird über niemanden gelästert und niemand wird beleidigt.
  • Ernste Themen wie Streit oder Ärger werden
    persönlich und offline besprochen, nicht im Chat.
  • Kettenbriefe werden gelöscht und nicht weitergeleitet.
  • Es werden keine gelösten Hausaufgaben verschickt.
  • Bevor ein Bild verschickt wird, werden alle auf dem Bild nach ihrem Einverständnis gefragt.
  • Niemand, der sich an die Gruppenregeln hält, wird aus dem Klassenchat geworfen.
  • Es gibt nur einen Klassenchat, in dem alle sein dürfen. Die Teilnahme ist freiwillig!
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.