(pz) "Mir ist die Entscheidung sehr schwer gefallen", schreibt der Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Marcel Huber, in dem Brief, in dem er den Bürgermeister über das Ergebnis des Wettbewerbs informiert. Denn durchaus "bemerkenswert" seien die Überlegungen der Stadt Waldsassen für eine Gartenschau. Darin liege viel Potenzial, "... auch nach der Wertung des Fachbeirats", wie es heißt.
"Gerade die Wiederherstellung des historischen Klostergartens wäre für die Bevölkerung Ihrer Stadt von hohem Wert." Auch die Förderfähigkeit der Flächen wäre nach der getroffenen Überlassungsvereinbarung zwischen Kloster und Stadt grundsätzlich gegeben. Allerdings habe das städteplanerische Gesamtkonzept gegenüber den Konzepten konkurrierender Mitbewerber "leider nicht vollständig überzeugt".
Im Zuge einer Gartenschau solle die Chance ergriffen werden, die Erkenntnisse aus dem integrierten Stadtentwicklungskonzept stärker umzusetzen und ein städtebauliches und landschaftsplanerisches Gesamtkonzept zu entwickeln. "Zusammenfassend bedarf das Gesamtkonzept ... einer umfassenden Überarbeitung und Weiterentwicklung", heißt es weiter.
Die Neugestaltung des Klostergartens als besonderes Kleinod hält der Staatsminister dem Schreiben zufolge "für sehr sinnvoll und sollte auf alle Fälle, gegebenenfalls über andere Fördermöglichkeiten, weiterverfolgt werden", schreibt Huber - mit einem Hinweis darauf, dass einen Abdruck des Schreibens das Staatsministerium für Wohnen, Bau- und Verkehr erhält. "Ich will einen Runden Tisch", erklärt Bürgermeister Bernd Sommer zum weiteren Vorgehen. Auch Äbtissin Laetitia Fech will auf ein Gesprächsangebot zurückkommen des Ministers während eines Telefonats mit der Ordensfrau vor einiger Zeit zurückkommen.
Sommer findet, dass die Aufwertungen nach wie vor zu verwirklichen seien - mit einem "Essbaren Garten", der Steg über die Wondreb-Aue und die Entwicklung des Übergangs von der Stadt über den klösterlichen und den echten Naturraum. Parallel dazu nennt Sommer den Hochwasserschutz - Hügel und Dämme, die sich ins Gelände einfügen, außerdem Mauern: "Aber wir sprechen hier von Mauern in Kniehöhe", so Sommer.
Ein langer Prozess bis zur Gartenschau
"Alle sieben Städte haben tolle Bewerbungen präsentiert", so Franz Stahl am Mittwoch auf Anfrage von Oberpfalz-Medien. Der Bürgermeister von Tirschenreuth, wo 2013 "Natur in der Stadt" zum "Sommermärchen" wurde, ist Mitglied des Fachgremiums, das die Siegerorte ausgewählt hat. Die Gewinner hätten sich im Verlauf des Verfahrens immer mehr herauskristallisiert, so Stahl. Es sei keine politische Entscheidung gewesen. "Es geht um den Sinn einer Gartenschau." Stahl spricht von einem Votum "auf breiter Basis für die drei ausgewählten Städte. "Es war keine knappe Entscheidung." Laut Stahl sind die Mitglieder des Fachbeirats im Vorfeld im Hinblick auf das Ergebnis zu strenger Verschwiegenheit verpflichtet worden. "Das hat dieses Jahr enorm lange gedauert", so Stahl über die Bekanntgabe der Sieger-Städte. Der Grund dafür liege wohl bei terminlichen Schwierigkeiten auf ministerieller Ebene. Stahl hat Verständnis für Enttäuschung in Waldsassen. "Das ist wie ein Schlag in die Magengrube." Aber eine Gartenschau auszurichten sei ein langer Prozess. Tirschenreuth habe erst bei der dritten Bewerbung den Zuschlag erhalten, nachdem das Konzept immer wieder verfeinert worden ist. Der Fachbeirat sei auch jederzeit bereit neue Wege zu gehen, so Stahl zum Vorwurf von Bernd Sommer. "Aber es muss halt passen", so Stahl über das Konzept, das klaren Vorgaben zu entsprechen habe.
Seine tiefe Enttäuschung über die Mitteilung vom Dienstag nicht verbergen kann auch Landschaftsarchitekt Raimund Böhringer: Dessen Büro "Ideen finden" in Wunsiedel hatte das Bewerbungskonzept erarbeitet. "Es ist ein Jammer, dass man die europäische Dimension nicht gesehen hat." Die Bedeutung Waldsassens als grenzüberschreitendes Oberzentrum mit der Nachbarstadt Cheb/Eger sei völlig außen vor geblieben. "Das wäre eine echte Chance geblieben, aber es hat nicht interessiert." Als besonders negativ in dem Schreiben von Minister Huber bewertet Böhringer, dass das Mitterhof-Projekt als, wie es heißt, "eigenes Projekt der Städtebauförderung", so Böhringer wörtlcih, "abgekanzelt" wird. Es gehe dabei immerhin um Inklusion - Stichwort "Soziale Landwirtschaft". Aber der Fachbeirat habe nicht den Mut gehabt, solche Themen mit der Gartenschau zusammen zu bringen. (pz)
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