Der Waldsassener Kammermusikkreis (WKK) hält seit Jahren einen Termin im Konzertprogramm für den Nachwuchs frei. Im "Podium für junge Künstler" dürfen sich Musizierende einem größeren Publikum präsentieren.
"Die Programme reichen nicht", erklärte Andreas Sagstetter: Der WKK-Vorsitzende und Künstlerische Leiter der Reihe war erleichtert und froh über den guten Besuch am Samstag im Harmoniesaal. Denn im Vorverkauf gingen nur wenige Karten weg, während zum Konzertbeginn die Reihen annähernd alle besetzt waren.
Mit Mutter und Oma
Das Publikum durfte einen außergewöhnlichen Konzertabend miterleben. Zwei Werke interpretierte das erst 17-jährige Nachwuchstalent, das aus Berlin zusammen mit seiner Mutter und Oma nach Waldsassen gekommen war. Vor der Pause stand ein besonders anspruchsvolles Solowerk von Johann Sebastian Bach auf dem Programm: Die Partita II in d-Moll hatte der Komponist 1720 unter dem Eindruck des plötzlichen Todes seiner Frau Maria Barbara verfasst und setzte ihr damit ein "musikalisches Grabmal", wie es dazu im Programmzettel hieß.
Vor allem das letzte Stück des fünfteiligen Werks – mit 256 Takten länger als die vier Sätze zuvor – gilt als eines der technisch schwierigsten der Violinliteratur; Maurice Pappé meisterte die Herausforderung mit gefühlter Leichtigkeit und Perfektion. Vor allem beeindruckend: Der mehrfache Bundespreisträger von "Jugend musiziert" spielte ohne jede äußerlich sichtbare Anspannung und vor allem aus dem Gedächtnis.
Harmonisches Zusammenspiel
Der zweite Teil gehörte dem Violinkonzert in e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy, das zu den großen romantischen Violinkonzerten und beliebtesten Werken für die Geige gehört. Dabei wurde der Nachwuchskünstler, der seit 2017 auch zusätzlich Orgel- und seit 2020 Klavierunterricht nimmt, am Steinway-Flügel des WKK im Harmoniesaal von Edgar Wiersocki unterstützt.
Der junge Violinist und sein Klavierbegleiter, in Weißrussland geboren und Gewinner etlicher internationaler Musikwettbewerbe, beeindruckten in den drei Sätzen ihr Publikum mit harmonischem Zusammenspiel und glänzenden Solo-Passagen. Nach dem langen Beifall gab's eine Zugabe: Maurice Pappé interpretierte solo ein Stück von Paganini.
Autogramm
Eine Konzertbesucherin sicherte sich auf dem Programmzettel ein Autogramm des Künstlers – im Hinblick darauf, dass dem jungen Mann womöglich eine große Karriere bevorstehen könnte. Tatsächlich wäre der junge Berliner nicht der erste Nachwuchskünstler, der zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn in Waldsassen gastierte – und Jahre später weltweit auf großen Bühnen präsent ist.
Klassikstar Jonas Kaufmann etwa war einst im Harmoniesaal Waldsassen zu Gast – am 7. Juni 1994, als Mitglied der Liedklasse von Helmut Deutsch. Der bekannte Pianist war zu dieser Zeit Professor für Liedgestaltung an der Musikhochschule in München und wurde wiederholt bei WKK-Konzerten als Klavierbegleiter umjubelt.
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