Waldsassen
02.07.2019 - 15:50 Uhr

Waldsassener Geist bewahren

Die Stimmung war bei dieser Feier gedrückt. Aber das war nicht auch anders zu erwarten. Die Mitarbeiter der Akutstation des Krankenhauses Waldsassen nahmen Abschied von "ihrem" Krankenhaus.

Mit einem gemeinsamen Essen verabschiedeten sich Mitarbeiter und Ehemalige am Samstagabend vom Krankenhaus Waldsassen. Bild: jr
Mit einem gemeinsamen Essen verabschiedeten sich Mitarbeiter und Ehemalige am Samstagabend vom Krankenhaus Waldsassen.

Rund 60 ehemalige und aktuelle Mitarbeiter waren gekommen, um mit einem gemeinsamen Abendessen Abschied von der akutstationären Versorgung zu nehmen. Längst haben sich die Mitarbeiter mit dem Ende abgefunden.

"Die Tränen sind bereits getrocknet", sagte eine Frau. "Aber jetzt, wo es soweit ist, fällt einem der Abschied schon schwer, zumal eine Ära endet", war zu hören. Gefeiert wurde im Garten der BRK-Bereitschaft Waldsassen, die ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.

Nadine Zeis, Stationsleiterin für den Pflegedienst, freute sich, dass viele Kollegen gekommen waren. "Wir alle sind emotional niedergeschlagen", sagte sie auf Nachfrage. Allen wird jetzt klar, dass dies ein letztes Zusammentreffen der Belegschaft ist. "Unsere Wege trennen sich", bedauerte sie die Schließung. Die meisten Mitarbeiter wechseln ans Krankenhaus Tirschenreuth, einige gehen nach Weiden, informierte Zeis. Sie berichtete davon, dass eine Krankenschwester insgesamt 40 Jahre am Krankenhaus Waldsassen gearbeitet hat und jetzt das Ende miterleben muss. Sie hat nur noch einige Monate zu arbeiten, ehe sie im Herbst in Rente gehen wird. Sie kann ihre letzten Arbeitsmonate in der Reha Waldsassen hinter sich bringen. Viele der "Ehemaligen" haben im Waldsassener Krankenhaus gelernt und dem Haus seitdem die Treue gehalten. Da fällt der Abschied nicht leicht. Klar, dass bei den Gesprächen die Erinnerungen immer wieder hochkommen. "Aber Tränen fließen heute keine mehr", sagte eine Mitarbeiterin, "die haben wir schon in den vergangenen Monaten und Wochen vergossen".

Die Stimmung war sichtlich gedrückt. Nadine Zeis dankte noch einmal ihrer "super Mannschaft" und dem "super Team" für den großen Zusammenhalt und das familiäre Miteinander. Dieses wird jetzt künftig fehlen".

Organisiert hatten den Abschlussabend die Mitarbeiter der aufgelösten Station. Die Bierzeltgarnituren wurden von der Stadt Waldsassen zur Verfügung gestellt. Die Kosten für das Essen und die Getränke übernahm die Kliniken Nordoberpfalz AG. Unter den Gästen waren auch ehemalige Mitarbeiter, die so ihre Solidarität zeigten, auch einige Ärzte, wie Dr. Josef Pova, Dr. Wolfgang Fortelny und Dr. Bertram Völkl waren gekommen.

Schon am Freitagabend hatten sich die Mitarbeiter in der Mitterteicher Stadtpfarrkirche zu einer Trauerandacht getroffen. Dabei wurde deutlich gemacht, dass nach 147 Jahren eine Ära zu Ende ging. Trauerbegleiterin Carmen Roose erinnerte sich an den Beginn ihrer Arbeitszeit in Waldsassen im September 2012. "Ich wurde dort mehr als nur freundlich aufgenommen, es war, als hätte mich eine große Familie adoptiert." Sie sprach von Zusammenhalt und Geborgenheit, wie in einer großen Familie. "Man hat aufeinander geachtet, man hat sich geholfen, man hat gemeinsam etwas unternommen. Es war ein Zusammenhalt, der das Arbeiten leichter machte."

Umso schwieriger sei es jetzt, einen Schlussstrich zu ziehen. "Wir alle trauern", sagte Roose in der Andacht. Sie meinte, dass die über viele Jahre gewachsene Freundschaft auch diesen großen Einschnitt überdauern werde und sie bat: "Tragt den Waldsassener Geist in eure neuen Arbeitsstätten." Zum Zeichen der Trauer entzündete Carmen Roose eine Kerze, die sie in die Grotte des Krankenhausgartens stellte.

Waldsassen28.06.2019
Die Stimmung war durchaus gefasst, wenngleich die Tränen des Abschieds längst getrocknet sind. Bild: jr
Die Stimmung war durchaus gefasst, wenngleich die Tränen des Abschieds längst getrocknet sind.
Unter den Gästen auch Dr. Bertram Völkl (2. von links), der sich unter seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen mischte. Bild: jr
Unter den Gästen auch Dr. Bertram Völkl (2. von links), der sich unter seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen mischte.
 
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