Waldthurn
06.07.2018 - 10:26 Uhr

Felsenkeller, Märchen und Erinnerungen

Als der Fahrenberger Wirt Ludwig Weig stirbt, nimmt er seine Wirtshausgeschichten mit ins Grab. Keiner hat sie aufgeschrieben. Damit das nicht mehr passiert, hat sich der Heimatkundliche Arbeitskreis gegründet.

Der Vorsitzende des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HAK) Waldthurn, Georg Schmidbauer (sitzend, Mitte) und sein Stellvertreter Josef Forster (sitzend, Dritter von links) tragen sich mit den Mitgliedern ins Goldene Buch der Marktgemeinde Waldthurn ein. fvo
Der Vorsitzende des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HAK) Waldthurn, Georg Schmidbauer (sitzend, Mitte) und sein Stellvertreter Josef Forster (sitzend, Dritter von links) tragen sich mit den Mitgliedern ins Goldene Buch der Marktgemeinde Waldthurn ein.

(fvo) Der neue Verein ist bereits jetzt umtriebig und unternehmungslustig: Bürgermeister Josef Beimler dankte beim Festakt anlässlich der Neugründung des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HAK) Waldthurn mit Eintrag ins Goldene Buch des Marktes vor allem den Initiatoren, den beiden Vorsitzenden Georg Schmidbauer und Josef Forster für ihr "Nichtnachgeben".

Vorstandsmitglied Steffi Daubenmerkl hatte die Seite des goldenen Buches kunstvoll vorbereitet und alle Gründungsmitglieder trugen sich dort ein. "Waldthurn hat eine 801-jährige Geschichte. Es ist wichtig, dass man jemanden hat, der einem sagt, wo man herkommt", sagte Beimler. Heimatpflege und Heimatkunde sei das zentrale Anliegen des HAK, erläuterte Schmidbauer. "Die Kunde von unserer Heimat, von den Menschen, von deren Erlebnissen. Die Aufgabe ist, alles zu sammeln und weiterzugeben, damit es der Nachwelt erhalten bleibt." Schmidbauer erinnerte an den verstorbenen Fahrenberger Wirt Ludwig Weig, der viele Geschichten erzählt hatte. Schmidbauer bedauert nun, diese schönen Wirtshausgeschichten nicht dokumentiert zu haben.

Neumitglieder willkommen

Das soll nicht mehr passieren und deshalb will der HAK Geschichten sammeln und publizieren. "Wir haben hier eine starke, motivierte Truppe, die mit Begeisterung bei der Arbeit ist." Laut Schriftführerin Angela Bodensteiner aus Albersrieth seien derzeit 23 Gründungsmitglieder beim HAK registriert. "Egal, ob als aktives Mitglied oder nur als Unterstützer, wir freuen uns über jeden", ergänzte Schmidbauer. "Jedes Neumitglied, das sich bis Ende Juli beim HAK Waldthurn registrieren lässt, gilt als Gründungsmitglied unseres neuen Vereins", lud der Vorsitzende weitere Interessierte ein.

Nach Rücksprache mit der Familie des ehemaligen Bürgermeisters und Heimatpflegers Franz Bergler könne der Verein ab Herbst auf dessen heimatgeschichtlichen Nachlass zurückgreifen. Für Schmidbauer ist die Beteiligung Forsters mit seiner heimatkundlichen Erfahrung ein Glücksfall. Als Arbeitsraum wolle man den ehemaligen Probenraum der Trachtenkapelle am Bauhof nutzen. Vonseiten der Marktgemeinde sei man laut Beimler bestrebt, eventuell andere Räume zur Verfügung zu stellen. Einzelheiten seien hier noch nicht "spruchreif".

Geschichten übersetzt

Rudolf Meißner referiert darüber, Felsenkeller in der Marktgemeinde zu erfassen und zu dokumentieren. Bürger, die wissen, wo Felsenkeller in der Marktgemeinde zu finden sind, sollten sich melden. Informationen sollten an die Marktgemeinde gesteuert werden. Wichtig sei, wer der Besitzer des Kellers ist, wie er früher genutzt wurde oder derzeit wird und wie alt dieser ist. Schmidbauer stellte abschließend die Vita des Volkskundlers und Sprachforschers Franz Xaver von Schönwerth vor, der Sitten und Gebräuche aus der Oberpfalz sammelte. Dieser habe zirka 500 Oberpfälzer Märchen zusammengetragen und stehe auf einer Stufe mit den Gebrüdern Grimm. "Er war ein echter Oberpfälzer und wurde wie unser Pfarrer in Amberg geboren."

Schönwerths zweite Heimat sei Neuenhammer (Gemeinde Georgenberg) gewesen. Märchenforscherin Erika Eichenseer aus Regensburg und Schmidbauer haben einige dieser Märchen, die in der etwas schwerverständlichen Sprache des 19. Jahrhundert geschrieben wurden, in die heutige Sprache übertragen. Diese Märchen wolle man publizieren und an den Grundschulen der Region veröffentlichen. Auch wolle man den Märchen Illustrationen hinzufügen, etwa der Geschichte "Warum der heilige Petrus eine Glatze hat". Der Arbeitskreis trifft sich wieder am Mittwoch, 5. September.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.