Der Name Hans Beimler ist in Waldthurn ein fester Begriff. Denn der bedeutende Mann der Zeitgeschichte ist am Fuße des Fahrenberg aufgewachsen. Vor fast 84 Jahren verstarb der kommunistische Freiheitskämpfer in Spanien. Nun konnte eine interessante Verbindung des Waldthurners zu einem Mann in Kalifornien hergestellt werden.
Ende des vergangenen Jahres, im November 2019, erhielt Hilde Beimler, die Waldthurner Bürgermeistersgattin vom Gursnhof im beschaulichen Woppenrieth, einen Anruf aus der amerikanischen Filmmetropole Los Angeles. Am anderen Ende der Telefonleitung war Georgette Weihrauch, eine in Kalifornien lebende Österreicherin, die sich für den Waldthurner Freiheitskämpfer Hans Beimler interessiert.
Anfrage aus Kalifornien
Die überraschte Bürgermeisterfrau, die mit dem Freiheitskämpfer weder verwandt noch verschwägert ist, verwies die Anruferin an den Oberbernriether Heimatpfleger Georg Schmidbauer, einen ausgesprochenen Hans-Beimler-Spezialisten. Dem erklärte die fließend deutsch sprechende Amerikanerin mit österreichischen Wurzeln, dass ihr Kollege Hans Anthony Beimler, der Enkel des früheren Waldthurners Hans Beimler sei. Der 67-Jährige wolle laut Weihrauch mehr über seinen Opa und dessen Leben erfahren.
So wurden die Mail-Adressen ausgetauscht und Petra Reil von der Waldthurner Marktverwaltung schnürte Anfang 2020 ein Paket mit einer Festschrift "800 Jahre Waldthurn" aus dem Jahr 2017, in der der "berühmte, in Waldthurn aufgewachsene Mann" ausführlich vorgestellt wurde. Auch ein Bild von der Enthüllung einer Gedenktafel im Dezember 2016 am Waldthurner Rathaus war beigelegt. Als das Päckchen ankam, löste es riesige Freude bei Weihrauch und natürlich Hans Anthony Beimler aus. Dieser studierte die von Weihrauch übersetzten Unterlagen aus der Oberpfalz über seinen Großvater ausführlich.
Filmgeschäft prägt Familie
Dabei ist die Geschichte von Hans Anthony Beimler nicht weniger interessant. Sein Vater Johann Beimler, (geboren am 28. April 1921, gestorben am 12. November 2013 in New York), flüchtete mit dem berühmten Großvater Hans, nach dessen Entkommen aus dem KZ Dachau in den 30er Jahren nach Moskau, später weiter nach Mexiko. Dort machte sich der junge Mann als Fotograf und Kameramann einen Namen. Aus der Verbindung mit einer amerikanischen Malerin und Autorin wurde schließlich am 10. Juli 1953 in Mexiko City, Hans Anthony Beimler geboren.
Hans Anthony besuchte in den 1970er Jahren die Universität South California und promovierte 1972 im Fach Film-Produktion. Während dieser Zeit arbeitete er - wie schon sein Vater - als Dokumentarkameramann. In den 80er-Jahren arbeitete er als Assistenz-Direktor an Science-Fiction Filmen. Daneben schrieb Hans Anthony Genre-Drehbücher und wurde durch die "Star Trek"-Serien ("Raumschiff Enterprise", "Das nächste Jahrhundert" oder "Deep Space Nine") bekannt. 1997 wurde Hans Anthony Beimler für den "Hugo-Award" - einem berühmten Leserpreis für beste dramatische Präsentation nominiert.
Beim Studium der aus der Oberpfalz übersandten Unterlagen stellte Hans Anthony fest, dass sein Opa Hans ein imposanter und raubeiniger Geselle war. Der "Beimlerschlosser-Hans" - wie er damals in der Oberpfalz genannt wurde -, wurde vor 125 Jahren, am 2. Juli 1895 in München als Johann Baptist Beimler geboren. Er war das ledige Kind der Köchin Rosina Beimler aus Waldthurn, die in der Landeshauptstadt in fremden Diensten stand. Drei Wochen alt kam er bis zu seinem 16. Lebensjahr zu seinen Großeltern, einer Schlossermeisterfamilie nach Waldthurn. Nach der erfolgreich bestandenen Schlosser-Gesellenprüfung begab sich Beimler auf Wanderschaft, kehrte der Oberpfalz den Rücken und ließ sich in München nieder.
Die Parteispitze der KPD berief den guten Redner im Juni 1925 in die KPD-Bezirksleitung Südbayern. Seine erste Frau, Magdalena Müller, brachte zwei Kinder, Rosemarie (geb. 28. September 1919) und Johann jun. (den Vater von Hans Anthony) auf die Welt. Beimler leitete in Augsburg die KPD, wurde im Dezember 1929 in den Stadtrat gewählt, kam im April 1932 als kommunistischer Abgeordneter in den Bayerischen Landtag. Am 31. Juli des gleichen Jahres schaffte er sogar den Sprung in den Reichstag.
Überzeugter Gegner der Nazis
Beimler war hellwach und erkannte schnell die Gefährlichkeit der Nazidiktatur. Er wetterte gegen die Nazis und ging mit der Parteiführung in den Untergrund. Schließlich wurde Beimler festgenommen und in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Der damals 38-Jährige befreite sich aus den Fängen der "Braunen" und brach aus. Beimler floh über Berlin nach Prag, dann nach Moskau. 1935 wurde Beimler nach Zürich ins Exil geschickt. Im August 1936 traf Beimler in Spanien ein und sammelte die freiwilligen deutschen Kommunisten, als Teil der "Internationalen Brigade" in Spanien beim Kampf gegen Franco. Er wurde politischer Kommissar des "Thälmann-Bataillons" und half bei der Verteidigung Madrids.
Am 1. Dezember 1936 starb der Waldthurner Freiheitskämpfer unter ungeklärten Umständen vor Madrid. Im Westen war der "raubeinige Mann der Tat mit dem harten Schlossergesicht" lange vergessen oder bewusst als Kommunist totgeschwiegen. Der Mann mit Waldthurner Wurzeln war einer der ersten Zeugen, der öffentlich im In- und Ausland über die Machenschaften der Nazis und den Terror in den KZs informierte. In der ehemaligen DDR hatte man den Kämpfer für die Arbeiterklasse gegen den Faschismus geradezu als Held verehrt. In Augsburg befindet sich ein "Hans-Beimler-Zentrum", dort und in München-Moosach ist auch heute jeweils eine Straße nach Hans Beimler benannt.
















Hans Beimlers Tagebuch wurde im ARD 3-Teiler Krieg der Träume: 13 reale Schicksale verfilmt
Sehr sehenswert!
https://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=281132091488445
Hans Beimler (Jan Krauter), geboren 1895, dient im Ersten Weltkrieg als Obermaat in der Kaiserlichen Marine
Krieg der Träume - Frieden 1
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Krieg der Träume - Crash 2
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Krieg der Träume - Verrat 3
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Teil 3 Die Episode als er in Dachau war (https://programm.ard.de/?sendung=28106874318142)
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