Damals fuhr ein 80-Jähriger mit seinem VW Cross-Polo von Albersrieth kommend zur Kreuzung und wollte sie in Richtung Georgenberg überqueren. Dabei übersah er wohl den von rechts aus Waldthurn herannahenden VW Touran des 38-jährigen Klaus Gollwitzer auf der Vorfahrtsstraße. „Er fuhr ungebremst über die Kreuzung, hat der Fahrer hinter uns später gesagt“, erinnert sich die 29-jährige Karina Humig, Gollwitzers Freundin.
Der Waldthurner wollte noch ausweichen, krachte aber in die Beifahrerseite des Polos. Nach dem heftigen Zusammenstoß schleuderten beide Fahrzeuge in ein angrenzendes Feld und rammten noch ein Stoppschild sowie mehrere Hinweisschilder. Bilanz: 15.000 Euro Schaden, der 80-Jährige schwer verletzt. Gollwitzer und Humig kamen mit Prellungen und Platzwunden ins Krankenhaus, das sie nach zwei Nächten wieder verlassen durften.
Antrag für Marktratssitzung
„Ich wünsche niemandem, auch nicht den Verantwortlichen für diese Verkehrsführung, zu erfahren, dass ihr Sohn oder Angehöriger an so einem schweren Unfall an der Lennesriether Kreuzung beteiligt ist“, sagt Erna Gollwitzer, Mutter des 38-Jährigen. Daher hat sie für die Marktratssitzung am Donnerstag, 31. Januar, auch die Wiederaufnahme der Planung und den Bau eines Kreisverkehrs an der Lennesriether Kreuzung beantragt. „Nach meinem Wissen gab es bereits drei Tote und mehrere Schwerverletzte an dieser Kreuzung. Die leichteren Unfälle und die Beinahe-Unfälle sind da nicht mitgerechnet. Ich hoffe, dass jetzt Bewegung in diese Angelegenheit kommt", betont sie und fragt: "Muss erst eine Unterschriftenaktion oder Bürgerinitiative gestartet werden, damit hier endlich etwas vorangeht?“
Nicht nur Einheimische, auch viele Auswärtige fahren auf dieser Strecke. „Ohne bauliche Maßnahmen geht’s wohl nicht“, vermutet Klaus Gollwitzer. Er schlägt aber vor, zunächst einmal mit Kameras den fließenden Verkehr zu beobachten. „Dann würde man sehen, wie das abläuft.“ Danach könnte er sich eine Informationsveranstaltung mit Vertretern von Gemeinde und Behörden sowie Anwohnern vorstellen.
Umsetzung schwierig
Die Änderung der Verkehrsführung an dieser Stelle ist seit 2001 ein Thema, seit 2005 gibt es einen Entwurf für einen sogenannten kleinen Kreisverkehr. Die Umsetzung ist aber aus mehreren Gründen schwierig. Die Zufahrt zu Lennesrieth würde wegfallen, und die Anbindung Richtung Spielberg müsste verlegt werden. Dies könnte aber wiederum für Lastwagen mit Anhänger problematisch werden. „Der Markt Waldthurn hat seit 2002 alles unternommen, um die Entschärfung der Lennesriether Kreuzung durch einen Kreisverkehr zu erreichen“, erklärt Bürgermeister Josef Beimler. Die Gemeinde habe schon viele Grundstücksverhandlungen geführt, die jedoch ergebnislos verliefen. Aber solange die zuständigen Behörden die Kreuzung nicht als Unfallschwerpunkt einstufen, könne es auch keine Enteignungen geben.
Hinzu kommt, dass „ein Enteignungsverfahren wohl zehn Jahre dauern würde“, schätzt der Rathauschef. Allerdings widerstrebt es ihm, „einen Grunderwerb zwangsweise durchführen zu müssen“. Dies könne grundsätzlich nur auf freiwilliger Basis geschehen, betont Beimler. Aber „wenn die betroffenen Eigentümer nicht bereit sind, Grund zu veräußern, sind der Straßenbauverwaltung die Hände gebunden“.
Ich wünsche niemandem, auch nicht den Verantwortlichen für diese Verkehrsführung, zu erfahren, dass ihr Sohn oder Angehöriger an so einem schweren Unfall an der Lennesriether Kreuzung beteiligt ist.
Aus Sicht der Polizei ist die Lennesriether Kreuzung kein Unfallschwerpunkt. Zwischen 1. Januar 2007 und 17. Januar 2019 kam es dort zu fünf Unfällen. Bei vier davon gab es sechs Leicht- und einen Schwerverletzten, informiert Erster Polizeihauptkommissar Martin Zehent, Leiter der Polizeiinspektion Vohenstrauß.
Er räumt allerdings ein: „Wir würden schon einen Kreisverkehr grundsätzlich befürworten, aber wie gesagt, es handelt sich um keinen Unfallschwerpunkt. Für die Beurteilung ist die Straßenverkehrsbehörde zuständig.“ Dazu teilt Claudia Prößl, Pressesprecherin im Landratsamt Neustadt, mit: „Die sogenannte Lennesriether Kreuzung (Staatsstraßen 2181 und 2396) ist aus Richtung Albersrieth und Georgenberg kommend deutlich vorfahrtsrechtlich mit ,Stop‘ beschildert. Dies wird jeweils auch ausreichend vorher angekündigt. Wegen der etwas eingeschränkten Sichtverhältnisse an den untergeordneten Einmündungen ist die Geschwindigkeit im Zuge der bevorrechtigten Straße (2181) aus beiden Richtungen auf 80 Kilometer pro Stunde beschränkt.“ Weitergehende verkehrsregelnde Maßnahmen kämen dann in Betracht, wenn eine Unfallhäufungsstelle erkannt würde. Dies liege nach Mitteilung der für die klassifizierten Straßen im Landkreis zuständigen Polizeiinspektion Neustadt an dieser Stelle aber nicht vor, so dass auch keine verkehrsregelnden Maßnahmen erforderlich seien, erläutert die Pressesprecherin weiter. Die Untere Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt werde aber die Örtlichkeit beim nächsten routinemäßigen Termin der Unfallkommission mit Vertretern des Staatlichen Bauamts Amberg-Sulzbach und der Polizeiinspektion Neustadt nochmals besichtigen, sagt Prößl.
Gerhard Kederer, zuständiger Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt, sieht die Sache ähnlich. Von einem Unfallschwerpunkt sei erst dann auszugehen, wenn es an einer Stelle innerhalb von drei Jahren drei Mal pro Jahr krache. Die Unfallkommission besichtigt den Standort demnächst aber trotzdem einmal. Dabei soll unter anderem die Einsehbarkeit geprüft und eventuell deutlicher auf die Kreuzung hingewiesen werden.
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