Waldthurn
28.06.2024 - 12:04 Uhr

Szenischer Spaziergang zur Fürstin und zum Richter in Waldthurn

Geschichte kann richtig Spaß machen und nebenbei informativ sein. Das zeigte sich bei der einstündigen „LANDkulTour“ durch geschichtsträchtige Orte in Waldthurn.

Zu Wasser und Brot verurteilt Amtsrichter (Georg Schmidbauer, rechts) den Übeltäter, (Thomas Bergmann mit Hut) der den heiligen Josef beleidigte. Die Landsknechte (Hans-Peter Reil und Josef Pflaum) führen ihn ab. Im Hintergrund die Moderatorin der "Landkultour", Magd Andrea (Andrea Götz). Bild: fvo
Zu Wasser und Brot verurteilt Amtsrichter (Georg Schmidbauer, rechts) den Übeltäter, (Thomas Bergmann mit Hut) der den heiligen Josef beleidigte. Die Landsknechte (Hans-Peter Reil und Josef Pflaum) führen ihn ab. Im Hintergrund die Moderatorin der "Landkultour", Magd Andrea (Andrea Götz).

„Wir wollen euch heute in eine andere Zeit entführen, spazieren markante Punkte der Marktgeschichte ab und lassen uns überraschen, wer uns begegnet“. sagte die Magd Andrea (Andrea Götz) am Lobkowitzschloss in Waldthurn. Zusammen mit dem Landkultur-Team ließ sie an mehreren Stationen des Marktes Momente aus dessen reicher Geschichte für die über 50 Teilnehmer szenisch erlebbar werden.

An der Rückseite des Schlosses tauchte die wohltätige Fürstin Augusta Sophie von Lobkowitz (Manuela Grünauer) auf. Nach der Hochzeit mit Wenzel Eusebius von Lobkowitz war ihr Lieblingsaufenthaltsort das Schloss. „Ich wünsche Ihnen viel Freude in meinem Herrschaftsgebiet“, sagte sie und verschwand in den Gemächern.

Maut und Zoll

An der ehemaligen unteren Mautstelle an der Straße zirka 100 Meter unterhalb der Dreifaltigkeitssäule warteten zwei hartgesottene Landsknechte (Hans-Peter Reil und Josef Pflaum senior). Sie berichteten, wie sie sicherstellten, dass hier sowie an der oberen Mautstelle auf Höhe des jetzigen Gesundheitszentrums Maut und Zoll bezahlt und abgeführt wurden. Außerdem erhoben sie nach der Markterhebung 1527 Gebühren für den Handel.

Knecht Hans-Peter erzählte vom Ablauf eines Markttages in alter Zeit, der heute immer noch ähnlich wäre. Die Marktordnung schrieb vor, wie man mit Zechprellern und Raufern umzugehen hatte.

Am alten Schloss

Weiter ging es ein Stück am ältesten Teil des Ortes, dem Schlossgraben. Der Blick ging auf den ehemaligen Gänsweiher, von dem die Waldthurner ihren Namen "Gänsbürger" haben, zum Hopfengarten. Dort wurde der Hopfen für die Brauereien des Marktes angebaut. Hier stand 1536 das erste von Friedrich von Waldau erbaute Waldthurner Schloss. 1647 wurde es abgebrochen.

Amtsrichter Georg (Georg Schmidbauer) sprach schaurig über die Strafen für Vergewaltiger, Brandstifter, Mörder, Diebe und Ehebrecher. Da die Reichsherrschaft sowohl die hohe wie auch die niedrige Gerichtsbarkeit innehatte, hatte der Richter sogar das Recht, die Todesstrafe zu verhängen. Der Galgen stand oberhalb der herrschaftlichen Schäferei. Zur Verschärfung der Todesstrafe stand das Schleifen zur Richtstätte bei Verurteilten im Raum.

Beleidigung nach Zechgelage

Vor den Besuchern wurde eine Szene verhandelt, bei der ein Straffälliger (Thomas Bergmann) nach einem großem Zechgelage Beleidigungen gegen den heiligen Josef ausgesprochen und „furchtbar sakramentiert“ habe. Am Ende führten ihn die beiden Landsknechte ab. Der Amtsrichter hatte den einsichtigen Straftäter zu acht Tagen bei Wasser und Brot in Ketten im Waldthurner Fronfeststüberl verurteilt.

Zwei Kellnerinnen (Annika Pankotsch und Hannah Reil) stellten anschließend am Marktplatz mit kühlem Bier im Krug das seit 1390 nachgwiesene Brauwesen vor. „Da das Bier neben Brot zu den wichtigsten Nahrungsmitteln zählte, wurde es in größeren Mengen gebraut. Die Biersuppe wurde im 19. Jahrhundert häufig als Frühstück verwendet“, erfuhren die Zuschauer. Wer während des Gottesdienstes im Wirtshaus angetroffen wurde, wurde früher bestraft.

Den Schlusspunkt setzte am Eingang zur Pfarrkirche der Türmer (Felix Griesbach). Schon von weitem waren seine Trompetenklänge zu hören. Er berichtete, dass schon 1582 das erste Mal sein Berufsstand erwähnt wurde. Sein Hauptaufgabe war der Wach- und Musizierdienst. Nach diesem von Andrea Götz und Georg Schmidbauer kreierten Geschichtsspaziergang bot die Kolpinggruppe Würstel und Getränke zum Nachgespräch an.

Info:

Nächste Landkultur-Veranstaltung

  • Was: Tanzkultur Waldthurn
  • Wann: Samstag, 6. Juli, 13 bis 17 Uhr
  • Wo: Wiese am Lobkowitzschloss in Waldthurn
 
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