„Der Fachkräftebedarf der Wirtschaft ist aus dem Potenzial der Arbeitslosen nicht zu befriedigen“, stellte der Leiter der Arbeitsagentur Weiden Thomas Würdinger einleitend bei einer Online-Veranstaltung zum Thema Weiterbildung fest. Arbeitsagentur und Vereinigung der bayrischen Wirtschaft (VBW) hatten eingeladen. Dabei ging es vor allem darum, wie es trotz leergefegtem Arbeitsmarkt für Fachkräfte gelingen kann, zusätzliche qualifizierte Mitarbeiter für den Betrieb zu gewinnen.
Dass dies sehr wohl möglich ist, wurde anhand von zwei Beispielen von der BAM GmbH in Weiden aufgezeigt. In beiden Fällen handelt es sich um Beschäftigte, die als angelernte Mitarbeiter im Unternehmen schon tätig waren. So wie der 40-jährige Matthias Gäckle, der nach Bundeswehr und mehreren Helfertätigkeiten in Industriebetrieben vor gut drei Jahren zur BAM kam. Zunächst arbeitete der Windischeschenbacher als angelernter Maschinenbediener, doch schnell entdeckten die Führungskräfte seine Eignung auch für anspruchsvollere Tätigkeiten. Eine ähnliche Situation ergab sich beim 33-jährigen BAM-Mitarbeiter David Fular. Seit 2017 arbeitet der Weidener bei BAM. Im Unterschied zu seinem Kollegen verfügte er zwar über eine vor vielen Jahren abgeschlossene Berufsausbildung als IT-Systemelektroniker. Bei BAM stand er als angelernter Mitarbeiter an einer Fräsmaschine.
„Gerade im Metallbereich sind wir als stark wachsendes Unternehmen dringend auf Fachkräftenachwuchs angewiesen“, berichtet BAM-Personalreferentin Sabine Gallitzendörfer. So war es naheliegend, für beide Mitarbeiter eine Umschulungsmaßnahme mit dem Ausbildungsabschluss Zerspanungsmechaniker zu planen. Mit Unterstützung des Arbeitgeberservices der Arbeitsagentur Weiden und unter Inanspruchnahme der Fördermöglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes ist dies zwischenzeitlich auch gelungen. Seit Januar dieses Jahres gibt es unter den über 150 Mitarbeitern der BAM GmbH jetzt zwei neue Facharbeiter.
„Ich fand die Maßnahme super“, sagte Zerspanungsmechaniker Gäckle und sein Kollege stellte fest: „Ich kann so etwas unbedingt weiterempfehlen.“ Gelobt haben beide auch die „Flexibilität“ im Ablauf der Maßnahme, denn häusliche Verpflichtungen wegen Kindererziehung in der Corona-Zeit hätten nicht gelitten. „Als definitiv richtige Entscheidung“, bezeichnete die Personalreferentin die Umschulungsmaßnahme. Vorteile ergeben sich für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Und diese und andere Qualifizierungsmaßnahmen seien bei der BAM bestimmt keine Ausnahme.
„Wenn nicht jetzt, wann dann“ sagte VBW-Geschäftsführer Hermann Brandl und verwies darauf, dass Betriebe vor allem auch in Zeiten der Kurzarbeit ihre Arbeitnehmer weiterqualifizieren sollten. Die Coronakrise beschleunige den technologischen Wandel, „ Bedarf an und Anforderung bei Fachkräften steigen weiter“, sagte Brandl. Dass weiteres Wirtschaftswachstum kaum mehr durch zusätzliche Beschäftigte sondern nur über Produktivitätssteigerung erreicht werden müsse, machte Arbeitsagenturleiter Würdinger deutlich. Und dazu diene die Weiterqualifizierung der vorhandenen Beschäftigten.
Was sind die wichtigsten Elemente des Qualifizierungschancengesetz?
- Qualifizierungsberatung, die individuell auf das Unternehmen abgestimmt ist
- Förderleistungen für Beschäftigte bei Teilnahme an beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen
- Förderung für geringqualifizierte Beschäftigte, die einen Berufsabschluss nachholen
- Zu Förderleistungen zählen prozentuale Zuschüsse zu Lehrgangskosten oder deren vollständige Übernahme sowie Zuschüsse zum Arbeitsentgelt während der Weiterbildung















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