Christian Stahl steht im Chorraum der evangelischen Kirche St. Michael auf einer Leiter und zupft an Girlanden. Ein bisschen hierhin, ein bisschen dahin. Dann steigt der Mesner hinab und tritt zwei Schritte zurück. "Passt, oder?" Noch zögert Stahl. Für ein paar Sekunden ruht sein Blick auf den Girlanden, dann seufzt er erleichtert. "Keine Lücken."
Weihnachten naht. Da muss alles passen. Für Stahl ist das Ehrensache: In St. Michael getauft, in St. Michael konfirmiert, beim früheren Mesner mitgeholfen und seit 1989 selbst hauptamtlicher Mesner. Er spielt Trompete im Posaunenchor, ist Glockensachverständiger und Türmer. "Ich bin in die Kirche reingewachsen. St. Michael ist mein Leben", sagt er und wendet seinen Blick Richtung Altarbild, das die Weihnachtsgeschichte abbildet. An Heiligabend soll es leuchten – doch nun ist ein Leuchter kaputt. "Kein Problem. Es wird leuchten."
Zur Weihnachtszeit gibt es für einen Mesner viel zu tun. Altarraum, Chorraum und Kirchenschiff wollen geschmückt werden. Der Adventskranz soll leuchten. Das Krippenspiel gehört aufgebaut. Nicht zu vergessen der große Christbaum. Vor allem bei der Christmette sind die Kirchen voll: Rund 1000 Gläubige erwartet Stahl in St. Michael.
In die katholische Kirche St. Josef kämen sogar bis zu 1200 Leute, erzählt Mesner Josef Bäumler. Er steht im Altarraum und lässt seinen Blick am Christbaum nach oben wandern bis zur Spitze: 11,50 Meter ist er hoch, der Baum, 1,5 Tonnen schwer. Insgesamt zwölf Personen haben mitgeholfen, den Baum erst quer durchs Hauptportal geschleppt, ihn hochgewuchtet und ihn mit Stahlseilen befestigt. Rund 500 Glühbirnen, 200 Strohsterne und 80 Glaskugeln schmücken ihn. Stolz lässt Bäumler seinen Blick wieder nach unten wandern. Früher war der gebürtige Weidener einmal Schreiner, berichtet er. Doch Rückenprobleme zwangen ihn, sich umzuorientieren. Ein Jahr lang schaute er bei seinem Vorgänger zu. Seit August 2000 ist er selbst hauptamtlicher Mesner von St. Josef. Bezug zur Kirche habe er schon immer gehabt. "Die Kirche ist mein Leben."
"Die meisten Tätigkeiten eines Mesners kriegt niemand mit", sagt Bäumler und zählt auf: Altar reinigen, Krippe aufbauen und schmücken, Gottesdienste vorbereiten, Deckenleuchten auswechseln. All das kommt zur alltäglichen Arbeit hinzu. Insbesondere an Weihnachten sind Mesner wenig zu Hause. Dann bereiten sie die Festgottesdienste vor, kümmern sich um Dekorationen, Liederblätter, Tontechnik. "An Weihnachten bin ich nachts oft nur drei Stunden daheim", sagt Bäumler. Doch er ist sich einig mit Mesner Stahl: "Was gemacht werden muss, wird gemacht. Da schaut man nicht auf die Uhr." Ohne Bezug zum Glauben wäre das alles nicht möglich. "Ich heiße Christian", sagt Stahl vielsagend und schmunzelt. "Das muss Vorsehung gewesen sein."
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