Das nennt man wohl Paukenschlag: Am Montag hebt das Impfzentrum Weiden die Beschränkungen für die Anti-Corona-Auffrischungsimpfungen auf. Das bedeutet, dass jeder Erwachsene, dessen Zweitimpfung sechs Monate oder länger zurückliegt, sofort eine dritte Spritze bekommt, wenn er oder sie das will. Für 12- bis 15-Jährige sind die Unterschriften beider Erziehungsberechtigten notwendig. Wer den Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson intus hat, sollte vier Wochen bis zur Auffrischung vergehen lassen.
Die Verantwortlichen des Impfzentrums Weiden-Neustadt gehen dabei einen Schritt weiter als die Ständige Impfkommission des Bundes (Stiko), die solche Booster-Spritzen erst für Menschen über 70 empfiehlt. Die Entscheidung sei in enger Abstimmung mit dem Ärztlichen Leiter Gerhard Wührl gefallen, teilt Verwaltungsleiter Sebastian Seibert mit. Bei einer anschließenden Videokonferenz hätten auch das Weidener Rathaus und das Landratsamt Neustadt Zustimmung signalisiert.
Genug Personal
Seibert nennt dafür eine Reihe von Gründen: Erstens sprang die Krankenhausampel, die die Auslastung der Intensivbetten anzeigt, in Weiden auf Rot. Zweitens sei Impfstoff in ausreichender Menge da. Drittens wolle man mit der Maßnahme das Risiko schwerer Krankheitsverläufe weiter nach unten drücken.
Besonders interessant ist der vierte Punkt: Die Aufgabe sei personell gut zu stemmen. "Wir haben das große Glück, dass Weiden und Neustadt entgegen dem bayerischen Rahmenplan das zusätzlich zu Beginn der Impfkampagne eingestellte Personal nicht gleich entlassen haben", sagt Seibert. Genügend Ärzte und medizinische Helfer stünden bereit.
Das zahle sich auch in anderer Hinsicht aus, denn seit Ende vergangener Woche zieht die Impfbereitschaft in der Bevölkerung in der Nordoberpfalz wieder an, hat Seibert beobachtet. Das habe unter anderem mit der Angst etlicher Ungeimpfter vor weiteren Einschränkungen zu tun, Stichwort 2G.
Hausärzte genervt
Vielen Hausärzten komme dagegen das Vorpreschen des Impfzentrums zu früh, sagt der Koordinator der niedergelassenen Mediziner in Weiden, Dr. Matthias Loew: "Bislang sind alle einheitlich der Stiko gefolgt, aber es ist schwierig, sich mit wissenschaftlicher Evidenz gegen die Kakophonie der Politik durchzusetzen", seufzt der Allgemeinarzt. Will heißen: Wenn sich der etwas über 40 Jahre alte Gesundheitsminister Jens Spahn die dritte Spritze setzen lässt, will das Otto Normalpatient auch. Es gebe aber keine aussagekräftigen Daten, ob diese Drittimpfung bei Jüngeren überhaupt notwendig sei, sagt Loew, der nicht als Impfskeptiker gilt. Er erinnert an Biontech-Chef Ugur Sahin. "Der hat gesagt, dass der Immunschutz wahrscheinlich 12 bis 18 Monate vorhält." Das Hin und Her verunsichere die Hausärzte. "Du musst dich doch eigentlich immer genau an die Zulassung von Medikamenten halten, dazu gibt es genaue Leitlinien." Dennoch empfiehlt auch der Bayerische Hausärzteverband seinen Mitgliedern, die Stiko-Empfehlungen nicht als Dogma anzusehen, sondern individuell zu entscheiden, wobei beim Boostern nach sechs Monaten Über-60-Jährige und Menschen in Pflegeberufen Vorrang haben sollten.
Hilfreich wäre Information zu:
Welche Impfstoffe sind vorhanden?
Kann auch kreuzgeboostert werden?
Kann der Abstand zur letzten Impfung bis zu vier Monaten sein,
um sich vor der Weihnachtszeit bis März noch besser zu immunisieren?
Vielen Dank!
Karl-Werner Schramm
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