Weiden in der Oberpfalz
08.07.2024 - 12:01 Uhr

Ein Abend im Druckzentrum von Oberpfalz-Medien

Eine Tageszeitung wird, wie der Name schon verrät, täglich gedruckt. Doch wie funktioniert das überhaupt? Zehn Leserinnen und Leser haben im Weidener Druckzentrum hinter die Kulissen geschaut.

Elisabeth Salomon aus Weiden war neugierig: Wie kommen die Nachrichten aufs Papier? Wie viele Zeitungen werden an einem Abend gedruckt? Und wie sieht eigentlich das Papierlager aus? In der Franz-Zebisch-Straße in Weiden bekam sie umfassende Antworten. Die 73-Jährige nahm an einer zweistündigen Führung durch das Druckzentrum von Oberpfalz-Medien teil. "Mich hat es interessiert, wie eine Zeitung hergestellt wird, weil man das ja sonst nicht sieht", sagte sie. "Die neue Technik hat mich angesprochen. Ich hatte das nur von früher in Erinnerung, als die Buchstaben ohne große Maschine auf Platten draufgemacht wurden. Durch die Führung habe ich mein Wissen vergrößern können."

Maximal 20 Personen können pro Führung teilnehmen, diesmal waren zehn Zeitungsleserinnen und -leser dabei. "Eine kleine Gruppe schafft ein familiäres Verhältnis. Ich habe die Möglichkeit, auf alle Fragen der Besucher einzugehen und behalte die Gruppe während des Rundgangs leichter im Blick", erklärt Sabine Lang. Sie leitet die Führungen im Druckzentrum.

Sieben Zeitungen pro Sekunde

Los geht es immer mit einem sechsminütigen Film, der den Besuchern vorab einen Einblick in die technischen Produktionsabläufe im Druckzentrum vermittelt. Eine kleine Powerpoint-Präsentation im Anschluss gibt den Teilnehmern einen Überblick über das Unternehmen Oberpfalz-Medien. Die erste Station auf dem Rundgang durchs Haus ist die Druckmaschine vor dem Andruck. Dann geht es in die Rotationsleitstände, eine Art Kommandozentrale, die sich direkt neben der Druckmaschine befindet. Über Bildschirme werde dort alles kontrolliert, was innerhalb und rund um die Maschine passiert, erklärt Lang. "Hier befindet sich die Druckplattenherstellung, ohne die kein Zeitungsdruck möglich wäre." Weitere Stationen der Führung sind das Papierrollenlager, der Papiereinzugsraum, in dem die Papierrollen in die Maschine eingehängt werden sowie die Weiterverarbeitung, wo die Zeitungen an Klammerketten hängend transportiert und danach mit Prospekten bestückt werden.

Bevor die Teilnehmer am Ende der Führung live beobachten können, wie die fertigen Zeitungspakete in der Verladehalle über Förderbänder in die bereitstehenden Lieferwagen transportiert werden, geht es zurück zur Druckmaschine. Den Andruck wollen die Besucher auf keinen Fall verpassen. Auf der Besuchergalerie habe man den richtigen Blick aufs Papier, sagt Lang. Es sei ein bisschen laut dort oben, aber es gebe Ohropax-Spender. Um 21.15 Uhr geht es los – die Maschine setzt sich in Bewegung. "Wenn alles passt, nimmt sie nach wenigen Minuten Fahrt auf. Die Geschwindigkeit erhöht sich bis auf maximal 40 km/h." Pro Stunde können 45.000 Zeitungen gedruckt werden. Das seien 7 Zeitungen in der Sekunde. "Eine Papierrolle wiegt fast 2 Tonnen und ist nach 22 Minuten aufgebraucht", erklärt Lang.

Mit dem Eintrag ins Gästebuch und der Beantwortung offener Fragen endet die Führung durch das Druckzentrum. "Ab sofort nehme ich die Zeitung besser wahr", sagt Otto Bößl. Der 70-Jährige lese den "Neuen Tag" bereits seit 40 Jahren. "Jetzt lese ich die Zeitung mit Ehrfurcht und Bedacht."

Langs 500. Führung

An diesem Abend hatte Sabine Lang übrigens ihre 500. Führung, am 13. Februar 2012 war ihre erste. Zu diesem besonderen Jubiläum gratulierte ihr Produktionsleiterin Nicola Schiffer mit einem kleinen Geschenk. "Nach der Einweihung des Neubaus am Brandweiher im November 2011 habe ich durch Zufall erfahren, dass Oberpfalz-Medien jemanden für Führungen sucht und mich daraufhin beworben", erzählt Lang. Alle Mitbewerber seien wegen der technischen Dimensionen umgehend abgesprungen.

An ihre erste Führung könne Lang sich noch sehr gut erinnern. "Es war ein extrem beeindruckender und ein schöner Führungsauftakt", sagt sie. "Rund 70 angehende Bereitschaftspolizisten in Uniform fuhren in Bussen am Druckzentrum vor. Das war kurios und erweckte für Unbeteiligte den Eindruck einer Großrazzia." Ihre Nervosität ließ sie sich aber nicht anmerken. "Erst am Ende, als alle klatschten, habe ich gestanden, dass ich das Ganze zum ersten Mal mache. Den Applaus am Ende der Führung habe ich noch heute im Ohr", erzählt Lang. "Dieses positive Feedback hat mir gezeigt, dass der Job perfekt für mich ist. Ich bin auch nach so vielen Jahren mit Herzblut und Leidenschaft dabei. Die Führungen machen mir Spaß, ich halte sie gerne."

Hintergrund:

Druckzentrums-Führungen

  • Anmeldungen sind unter Telefon 0961/85612 möglich – mittwochs von 14 bis 18 Uhr und donnerstags von 12 bis 14 Uhr – oder per E-Mail an fuehrungen[at]oberpfalzmedien[dot]de.
  • Gruppen (maximal 20 Teilnehmer) können einen individuellen Termin vereinbaren.
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