Weiden in der Oberpfalz
08.12.2020 - 16:15 Uhr

Amtsgericht Tirschenreuth: Quartett malträtiert Nebenbuhlerin

Aus Eifersucht wollten zwei Frauen und deren Männer einer 41-Jährigen eine "Abreibung" verpassen. Das Opfer leidet seitdem unter extremen Hörschäden. Das Quartett muss sich nun vor dem Amtsgericht Tirschenreuth verantworten.

Wegen gefährlicher Körperverletzung stehen seit Dienstag zwei Frauen und zwei Männer aus einer Stadt im nordöstlichen Landkreis Tirschenreuth vor Gericht. Symbolbild: Oliver Berg/dpa
Wegen gefährlicher Körperverletzung stehen seit Dienstag zwei Frauen und zwei Männer aus einer Stadt im nordöstlichen Landkreis Tirschenreuth vor Gericht.

Wegen gefährlicher Körperverletzung stehen seit Dienstag zwei Frauen und zwei Männer aus einer Stadt im nordöstlichen Landkreis Tirschenreuth vor Gericht. Staatsanwältin Jaclyn Zäch klagt das Quartett an, Mitte September 2018 eine Frau übel malträtiert zu haben. Diese leidet immer noch an den Folgen. Aufgrund der Hörschäden, die die 41-Jährige durch die Schläge auf den Kopf und ins Gesicht erhalten haben soll, verlor sie ihren Job als Telefonistin.

Richterin Janina Leinhäupl versucht, den Hergang der Geschehnisse akribisch aufzuklären. Das Tirschenreuther Amtsgericht musste wegen der Vielzahl der Zeugen und Angeklagten in den Weidener Schwurgerichtssaal ausweichen.

Opfer in eine Falle locken

Die Angeklagten trafen sich am 15. September 2018 in der Wohnung eines mittlerweile verheirateten Paares. Dort sollen sie beschlossen haben, die 41-Jährige in eine Falle zu locken und ihr eine „Abreibung“ zu verpassen. Der Grund dafür soll Eifersucht der beiden weiblichen Angeklagten gewesen sein, weil die Frau in der Vergangenheit sexuelle Kontakte mit deren Lebensgefährten gehabt hatte.

Die Idee für den Hinterhalt soll die 36- Jährige gehabt haben, deren ein Jahr jüngerer Freund wenige Tage zuvor mit dem Opfer Verkehr gehabt haben soll. Ein 21-Jähriger, der ein Jahr zuvor eine sexuelle Affäre mit der 41-Jährigen gehabt hatte, soll sie per SMS zum Parkplatz des Stadtparks gelockt haben. Dort habe sich der junge Mann zu ihr ins Auto gesetzt und die anderen verständigt, dass sie jetzt da sei. Anschließend soll er den Zündschlüssel abgezogen haben, um zu verhindern, dass die 41-Jährige flüchtet.

Nur noch 40 Prozent Hörvermögen

Dann, so die Anklage, trat die Älteste der Angeklagten an das offene Fahrerfenster heran, packte die Frau und schlug mehrfach mit den Fäusten – gezielt auf Kopf und insbesondere auf das linke Ohr – auf sie ein. Zwischenzeitlich soll auch die jüngere Frau, eine 23- jährige Hausfrau, an das Opfer herangetreten sein und ihr mindestens eine Ohrfeige verpasst haben. Erst als die Hauptakteurin, deren Lebensgefährte sie immer wieder angefeuert habe, der Ansicht war, dass es genug sei, hörte man auf und gab den Autoschlüssel zurück.

Die Geschädigte empfand mehrere Tage heftige Kopfschmerzen. Sie erlitt Prellungen und Hämatome im Gesicht sowie einen Tinnitus im linken Ohr, aufgrund dessen sie ihr Hörvermögen weitgehend einbüßte. Eine Tirschenreuther Ohrenärztin, ein Weidener HNO-Arzt und weitere Behandler berichteten am Dienstag von ihren Untersuchungsergebnissen. Etwa noch 40 Prozent betrage das Hörvermögen der Patientin jetzt.

Die von den Rechtsanwälten Bernhard Schlicht, Dominic Kriegel, Stephan Müller und Richard Ducheck vertretenen 36, 35, 21 und 23 Jahre alten Angeklagten gaben die Beschuldigungen teilweise oder etwas beschönigend zu oder schwiegen in der Verhandlung. Da die Geschädigte, vertreten durch Rechtsanwältin Dr. Christiane Bardenheuer, wegen Erkrankung nicht erscheinen konnte, wird die Verhandlung am Dienstag, 22. Dezember, fortgesetzt. Dann sollen die – teils nicht unerheblichen Vorstrafen der Angeklagten – verlesen werden. Am Freitag, 8. Januar 2021, ist dann mit den Plädoyers und dem Urteil zu rechnen.

Tirschenreuth07.12.2020
 
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