„Die Pandemie hatte auch Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt." Das stellt der Vorsitzende der Agentur für Arbeit Weiden, Thomas Würdinger in einer Pressemitteilung fest – und geht ins Detail: "Schulen waren zeitweise geschlossen, wir konnten nicht mehr persönlich beraten, Messen und Orientierungsveranstaltungen sind ausgefallen. Hinzu kam eine gewisse Unsicherheit bei Unternehmen, die teilweise zu Verzögerungen im Auswahlprozess geführt haben.“
Die Folge: Aktuell gibt es knapp 2300 Ausbildungsstellen, aber nur rund 1300 Bewerber. Durch den Lockdown im Frühjahr habe sich der diesjährige Bewerbungsprozess am Ausbildungsmarkt um ungefähr acht Wochen nach hinten verschoben. Daher müsse die diesjährige Ausbildungsbilanz erstmals auch nach dem offiziellen Ende des Ausbildungsjahres – 1. Oktober bis 30. September des Folgejahres – als vorläufig betrachtet werden.
Insgesamt wurden der Agentur für Arbeit Weiden von Oktober 2019 bis Ende September diesen Jahres 2335 Ausbildungsstellen gemeldet. Das waren 74 Stellen beziehungsweise 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Bewerber für eine Ausbildungsstelle um 75 beziehungsweise 5,4 Prozent auf 1302 Personen. Das Verhältnis zwischen Ausbildungsstellen und Bewerbern gestaltete sich folglich noch günstiger als im Vorjahr für die Bewerber. Auf einen gemeldeten Bewerber kamen statistisch gesehen 1,79 Stellen.
Die IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim verzeichnet laut Agentur für Arbeit Weiden für die Nördliche Oberpfalz im Oktober 2020 einen durchschnittlichen Rückgang an neuen Ausbildungsverträgen von 11,97 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Nachholeffekte sind jedoch bereits wirksam. Im August 2020 lag der Rückgang gegenüber dem Vorjahr noch bei minus 15,92 Prozent“, sagt Ralf Kohl, Bereichsleiter Berufsbildung bei der IHK. Ursächlich hierfür seien neben der Corona-Pandemie vor allem zwei Entwicklungen: Zum einen stehen dem Ausbildungsmarkt durch den demographischen Wandel weniger Jugendliche zur Verfügung als noch vor einigen Jahren. Zum anderen hält die Tendenz hin zur Akademisierung an.
Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge bei der Handwerkskammer wider. So wurden bis Ende September von den Handwerksbetrieben in der Nordoberpfalz 535 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen – dies entspricht einem Rückgang von 5,48 Prozent. Die Ausbildungsbereitschaft der Handwerksbetriebe sei ungebrochen hoch gewesen, viele freie Stellen konnten aber nicht besetzt werden. „Das Handwerk bietet hervorragend Perspektiven und qualifizierte Fachkräfte werden nach wie vor dringend benötigt“, wirbt Hans Schmidt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz.
Nicht alle Jugendlichen, die als Bewerber bei der Agentur für Arbeit gemeldet sind, haben mittlerweile einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Ein Teil der Jugendlichen hat sich laut Arbeitsagentur für einen alternativen beruflichen Weg entschieden. Teils wiederholten Jugendliche, die als Bewerber für den diesjährigen Ausbildungsbeginn gemeldet waren, die letzte Jahrgangsstufe, um im nächsten Jahr mit besseren Noten eine Ausbildung anzutreten, oder sie besuchen eine weiterführende Schule.
Um den Fachkräfteengpässen in vielen Branchen zu begegnen und voraus-schauend das eigene Unternehmen fit für die Zukunft zu machen, zeigten die Unternehmen ein großes Engagement bei der Personalgewinnung. Das Angebot an gemeldeten Stellen ist erneut gewachsen, wenn auch nur geringfügig um 74 Stellen. Die aus Bewerbersicht verbesserte Situation am Ausbildungsmarkt sowie der Einsatz von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sorgten dafür, dass mit zwölf als unversorgt geltenden Jugendlichen für nahezu alle Bewerber ein passendes Angebot gefunden werden konnte.
Durch die Verschiebung im Frühjahr geht der Ausbildungsmarkt in die Verlängerung. „Die Kammern tragen Ausbildungsverhältnisse noch bis in den Januar nächsten Jahres ein und wir haben noch jede Menge freie Stellen, es gibt also noch viele Möglichkeiten für beide Seiten. Ich möchte an die jungen Menschen appellieren, diese Chancen zu nutzen. Unsere Berufsberatung hilft bei der Orientierung und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, mittlerweile auch über Videokommunikationen. Darüber hinaus haben wir eine direkte Hotline zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit Weiden unter der 0961/409-2530 eingerichtet, so dass Anrufe direkt bei den zuständigen Beratern/innen ankommen.“, sagt Agentur-Chef Würdinger.
Kein Ausbildungsplatz? So hilft die Agentur für Arbeit
Den Jugendlichen, die aus individuellen Gründen keinen Ausbildungsvertrag abschließen konnten, bietet die Agentur für Arbeit verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten an.
- 128 Jugendliche können ab Herbst in eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) eintreten. Die Maßnahme enthält Praktikumsphasen und zielt darauf ab, Jugendlichen möglichst noch in diesem Jahr zu einem Ausbildungsplatz zu verhelfen.
- Für besonders benachteiligte Jugendliche besteht die Möglichkeit der Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE). Hier können insgesamt fünfzehn Jugendliche eine von der Agentur für Arbeit geförderte Ausbildung antreten. Ziel ist die Übernahme in ein reguläres Ausbildungsverhältnis nach dem ersten Ausbildungsjahr.
- Zudem steht eine Einstiegsqualifizierung auch im kommenden Jahr zur Verfügung. Die Betriebe vermitteln hier im Rahmen eines Langzeitpraktikums vorwiegend praktische Kenntnisse, sodass in der Regel im Folgejahr die Aufnahme einer Ausbildung möglich ist.
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