Weiden in der Oberpfalz
03.03.2023 - 13:44 Uhr

Architekt Heiner Schreml gestorben

Als Architekt prägte er über Jahrzehnte das Baugeschehen in der Stadt Weiden. Doch der im November 2018 verstorbene Heiner Schreml (81) war viel mehr. Er sorgte mit seinen Visionen immer wieder für Gesprächsstoff.

Architekt Heiner Schreml mit dem Entwurf des Abatay-Towers. Erst vor knapp drei Wochen hatte er sich ausführlich über die „Behandlung“ des Vorhabens durch die Stadt Weiden beschwert. Bild: Gabi Schönberger
Architekt Heiner Schreml mit dem Entwurf des Abatay-Towers. Erst vor knapp drei Wochen hatte er sich ausführlich über die „Behandlung“ des Vorhabens durch die Stadt Weiden beschwert.

Der renommierte Weidener Architekt lebte auch im hohen Alter noch den Mythos des Extrem-Sportlers, des Komödianten und des Musikus. Vor allem aber des kritischen Beobachters und Kommentators der Stadtentwicklung. Unvergessen bleibt für viele seine selbst erklärte Oberbürgermeisterkandidatur. Sein "Regierungsprogramm" gab er 1995 - hüpfend auf einem Trampolin, denn "das hält den Geist wach" - im Haus der Evangelischen Gemeinde bekannt. Aus Protest besetzte er einst den historischen Pranger am Alten Rathaus, lieferte sich Scharmützel mit den Oberbürgermeistern Hans Schröpf und Kurt Seggewiß. Nicht nur mit Narrenkappe und Clownsnase hielt er der Zeit und den Zeitgenossen den Spiegel vor.

Er liebte den öffentlichen Auftritt, inszenierte sich und seine Projekte. Viele von ihnen - wie etwa die Überdachung der Max-Reger-Straße, die Verlängerung der Südosttangente nach Tröglersricht oder die Fortsetzung der Weigelstraße in den Hetzenrichter Weg - blieben Vision. Dazu zählt der von ihm entworfene Abatay-Tower auf dem Areal des Josefshauses.

Doch Schreml, der Tausendsassa und Non-Konformist, der sich einst in die Weltrangliste der Marathon- und Extremlangläufer (100 Kilometer) lief, hat beruflich eine exzellente Bilanz vorzuweisen. Gerne erinnerte er an die rund 700 "Bauaufgaben", die er realisieren konnte. Über Jahrzehnte setzte er dabei in Weiden und der Region, in Nürnberg, Mannheim, Düsseldorf, Dortmund, Münster und Köln oder auch in Südindien architektonische Zeichen. Er plante Wohnhäuser und Reihenhaus-Siedlungen, Möbelhäuser, Banken, Versicherungsbüros, Geschäftshäuser, Altenheime, Schulen, Kapellen. Typisch für seine Handschrift ist das Kinderhaus Tohuwabohu. Er gönnte sich den Luxus, "anders" bauen zu wollen, zeigte sich dabei durchsetzungsstark gegenüber seinen Bauherren und den Genehmigungsbehörden. Er verstand es auch - wie etwa beim Wöhrl-Bau am Unteren Markt - tragfähige Kompromisse mit dem Landesamt für Denkmalpflege zu finden.

Nach dem Studienabschluss und Diplom an der TU München (1962) machte sich Schreml bereits 1966 selbstständig, beschäftigte in zeitweise zwei Büros bis zu 20 Mitarbeiter. 30 Jahre später nahm er sich die Freiheit, Büro und die Verantwortung für die Beschäftigten aufzugeben. Und hatte dann als "freischaffender Rentner mehr interessante Planungsaufträge als je zuvor", wie er oft behauptete. Sein fachliches Urteil war vielfach als Preisrichter und Preisgerichtsvorsitzender gefragt.

 
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