Das Verständnis der alten Ägypter von der Natur und ihrer Erscheinungen war das einer vom Göttlichen durchdrungenen Welt. Es fuhr der Sonnengott Re am Tag mit seiner Barke über den Himmel und durchquerte in der Nacht die Unterwelt. Roxane Bicker, Ägyptologin vom Staatlichen Museum der ägyptischen Kunst München sprach im Internationalen Keramikmuseum zum Thema „Weißt du, wieviel Sternlein stehen? – Altägyptische Astronomie“.
Die Astronomie im alten Ägypten war untrennbar mit der ägyptischen Mythologie und Religion verbunden, berichtete sie. Die Interpretation des Sternenhimmels war der Anblick der Göttin Nut, an deren Körper die Sterne prangten. Sie sahen den Phönix Benu und Horus den Roten sowie einen Rinderschenkel. Der Himmel war für die Ägypter ein Abbild des Göttlichen. Sie machten nicht den Versuch, Himmelserscheinungen naturwissenschaftlich zu erklären.
Vielfältig ist die Sicht auf die Welt in der ägyptischen Kultur und die Erklärung für die Existenz mit einer Vielzahl an Schöpfungssystemen. Laut astronomischen Texten gab es erstaunlich modern anmutende Vorstellungen, dass es im Kosmos eine Himmelszone gibt, die als Entstehungsort des Sonnenlichtes gilt. Die Geburt der Sonne wird analog zu der von Lebewesen gedeutet - mit Fruchtwasser und Blut als Morgenröte.
Die sichtbaren Planeten,so führte Bicker weiter aus, seien den Ägyptern durch lange Beobachtungen bekannt gewesen. Nahe der Sonne gehörten Merkur und Venus als innere Planeten zusammen. Die äußeren Planten Mars, Jupiter und Saturn, die hoch am Himmel stehen, waren allesamt als Verkörperung des Gottes Herus anzusehen.
Zahlreiche Bilder des Sternenhimmels sind uns in Pyramiden und Grabkammern überliefert, es handele sich aber um keine exakten Sternkarten sondern religiöse Darstellungen. In altägyptischen Bezeichnungen waren Sterne als die „Oberen“ oder Lampen bezeichnet worden. Das Sternbild des uns bekannten „Großen Wagens“ deuteten die Ägypter als Rinderschenkel, er wird in historischen Abbildungen der nilpferdgestaltigen Göttin Ipet-em-pet an einem Seil festgehalten. Die Sterne, die sich in der Nähe der Himmelpole befanden, halfen bei der Bestimmung der Nordrichtung. Heute sehen wir den Polarstern am Ende der Deichsel des Sternbildes „Kleiner Wagen“, um 3000 vor Christus war dies Thuban, der hellste Stern im Sternbild des Drachen.
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