Weiden in der Oberpfalz
16.07.2021 - 15:22 Uhr

Ausstellung im NOC Weiden: "Alles unter einem Hut!?"

Seit 1918 besteht das Frauenwahlrecht. "Seitdem ist viel passiert", sagt die Weidener Gleichstellungsbeauftragte Susanne Reinhardt. Dennoch könnte vieles besser laufen. Das zeigt auch die Ausstellung "Alles unter einem Hut!?" im NOC auf.

Gleichstellungsbeauftragte Susanne Reinhardt Bild: Lowak
Gleichstellungsbeauftragte Susanne Reinhardt

Noch bis zum 24. Juli kann die Ausstellung "Alles unter einem Hut!?" im NOC in Weiden besichtigt werden. Im Untergeschoss ist anhand verschiedener Schautafeln die Rolle der Frau in der Gesellschaft dargestellt. In den vergangenen 100 Jahren hat sich in Sachen Gleichberechtigung viel getan. Und dennoch bleibt die Frage: "Wie bekommen Frauen alles unter einen Hut?" Veranstalter sind das Frauenforum der Stadt Weiden und des Landkreises Neustadt sowie die Gleichstellungsstelle der Stadt Weiden.

"Es geht immer noch darum, die Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männer anzugleichen", sagte Susanne Reinhardt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weiden. Natürlich habe sich seit der Einführung des Frauenwahlrechts 1918 viel verändert - Reinhardt erinnerte an die Bildungsreform in den 1970er Jahren, die Diskussion um den Paragrafen 218 oder das Gewaltschutzgesetz von 2002. "Auch die Veränderungen beim Scheidungsrecht oder die Elternzeit hat noch einmal einiges verändert."

Dennoch würden immer noch viele Frauen in Teilzeit arbeiten und könnten so nicht ausreichend für ihre Rente vorsorgen. "Viele der typischen Frauenberufe sind schlecht bezahlt", sagt Reinhardt. "Frauen haben deshalb ein höheres Risiko in der Altersarmut zu landen." Davon seien auch Alleinerziehende oder ältere Frauen, die früh verwitwet wurden, betroffen. Die Gleichstellungsbeauftragte weiß aus ihren Arbeitsalltag von vielen Schicksalen. "Ich kenne eine 80-Jährige, die seit 40 Jahren von der Witwenrente lebt. Das ist nicht viel, da darf nichts Unvorhergesehenes passieren."

Die Schautafeln der Ausstellung, die das Frauennetzwerk Memmingen ins Leben gerufen hat, zeigen die Stationen und Lebensbedingungen von Frauen von der Kindheit bis ins Alter auf. Themen sind Berufswahl, Frauen im Hamsterrad, Armut ist weiblich, Work-Life-Balance, Care-Arbeit und Minijobs, Frauen in der Coronakrise. "Obwohl 40 Prozent aller Ehen geschieden werden, träumen viele Mädchen immer noch vom Heiraten und Kinderkriegen", gibt die Gleichstellungsbeauftragte zu bedenken. Sie will davon nicht abraten, aber ein anderes Bewusstsein schaffen. "Man sollte für alle Lebensentwürfe offen sein. Man kann alles wählen, aber man muss an die Konsequenzen denken." Damit meint sie vor allem die finanziellen Konsequenzen. Nach einer Trennung seien viele Frauen plötzlich Alleinerziehend. Das sei ein Dilemma. "Der Ehemann als Altersvorsorge funktioniert nicht mehr."

Um "alles unter einen Hut" zu bekommen, wünscht sich Reinhardt mehr Flexibilität im Berufsleben. In Dänemark gebe es zum Beispiel die Vorgabe, keine Meetings mehr nach 15 Uhr zu halten. Die Coronakrise habe gezeigt, dass die systemrelevanten Berufen vor allem mit Frauen besetzt sind. "Ich hoffe, das die Gesellschaft dies erkannt hat und dass es mehr Geld dafür gibt." Unterstützt wird die Ausstellung vom Rotary Club Max Reger, der am heutigen Samstag von 10 bis 14 Uhr im NOC Weiden Bürgerfesthüte verkauft.

Bildergalerie
Weiden in der Oberpfalz16.07.2021
Info:

Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weiden

  • Susanne Reinhardt arbeitet seit 2008 bei der Stadt Weiden
  • Sie ist mit sozialen Förderprogrammen betraut und hat die Chancengleichheit die Rolle der Geschlechter im Blick
  • Seit 1. Dezember 2020 ist sie als Nachfolgerin von Monika Langer teilhauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte
 
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