Axel Bunt und Christoph Bartolmais, zwei stilistisch und medial äußerst konträre Maler aus Berlin, stehen seit längerem mit dem Kunstverein Weiden in Kontakt. Seit Samstag zeigen die beiden unter dem Motto "the missing link" in der Galerie in der Ledererstraße zahlreiche Arbeiten zum Thema Akt und Weiblichkeit. Wie Wolfgang Herzer bei der Vernissage am Abend betonte, handelt es sich bei der Titelwahl um den Übergang vom Tier zum Menschen, vom Regelwerk der Natur zu dem der Kultur. Die beiden Künstler gehörten zum festen Bestand der Berliner Junge-Kunst-Szene und würden seit längerem gemeinsam auftreten.
Bunt fertigt aus psychedelisch bemaltem Sperrholz monumentale Bild-Kästen, in denen freie und figürliche Formen mit Kraft den Rahmen sprengen und in den realen Außenraum dringen. Hierbei ließen sich seine exaltierten Ausführungen auch als Macht-Metaphern der Erotik und ihrer Domestizierung lesen, betonte Herzer. Bartolmais dagegen nehme auf seinen sensiblen Ölgemälden die Position des magischen Realismus ein. Dabei würden im ikonographischen Rahmen des Coming-of-Age junge Frauen gezeigt, die ihre erwachende Geschlechtlichkeit erfuhren und den Weg zur authentischen Selbstfindung suchten.
Der Maler zeige, wie sie vor dem "männlichen Blick" im privaten Intimbereich Schutz suchten. Gleichzeitig arrangiere er den Bildaufbau auf subtile Art dergestalt, dass hier der maskuline Voyeurismus und seine Projektion der tradierten Weiblichkeitsmythen ins Licht feministischer Fragestellungen rückten. So spüre der Betrachter, dass er selber dem Geschlechter-Mythos unterliege, dass er die Frau zum Objekt patriarchalischer Projektionen mache und dabei wiederum selber zum Objekt werde, "das über sein Sosein nicht entschieden hat".
So betrachtet reflektierten beide Künstler auf einander ergänzende Art die uralte Frage nach der geschlechtlichen Natur des Menschen und seiner Ursprünglichkeit überhaupt. Eine Frage, auf die diese Ausstellung mit besonderen Bildern antwortet. Gezeigt wird der Blickwechsel von Mensch und Tier. Wie Herzer beschrieb, finde sich der Mensch auf rätselhafte Weise wieder in den Tieren als Mitgeschöpfe. Stadtrat Hans Forster formulierte in Vertretung des Oberbürgermeisters weniger abstrakt, dass ein Maler Bilder schaffe, weil er damit etwas ausdrücken wolle. "Und er wünscht sich, dass seine Absicht vom Betrachter auch erkannt wird."
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