Weiden in der Oberpfalz
15.06.2025 - 17:28 Uhr

Bäckermeister Helmut Retzer feiert 85. Geburtstag

Bäckermeister und Fußballer aus Leidenschaft: Zum 85. Geburtstag blickt Helmut Retzer auf ein erfülltes Leben zurück.

Helmut Retzer mit dem Pokal, den er vor 30 Jahren für sein 1000. Spiel beim VfB Weiden überreicht bekam. Bild: R. Kreuzer
Helmut Retzer mit dem Pokal, den er vor 30 Jahren für sein 1000. Spiel beim VfB Weiden überreicht bekam.

Im Hause Retzer war es ein stiller, aber herzlicher Festtag: Bäckermeister Helmut Retzer feierte kürzlich seinen 85. Geburtstag, nicht mit großem Pomp, sondern im Kreise seiner Liebsten. Drei Kinder, sechs Enkel und sieben Urenkel umgaben ihn. Die Namen der Kleinen – Raphael, Gustav, Toni, Louis, Lilli, Leni und Lou – erfüllen ihn mit Stolz; sie sind seine Zukunft. Doch an diesem Tag schwang auch Melancholie mit: Seine Ehefrau Christa, mit der er Jahrzehnte durchs Leben ging, ist im April verstorben. "Ohne sie ist es anders. Still. Aber ich weiß, dass sie bei uns war – auf ihre Weise", sagte Retzer leise und blickte auf das Bild seiner Frau.

Ein Leben für den Verein – und das Brot

Obwohl er dieses Jahr auf einen offiziellen Empfang verzichtete, meldeten sich viele Weggefährten aus Vereinen telefonisch oder schriftlich. Einer der Ersten war der VfB Weiden, sein Verein und seine sportliche Heimat. 35 Jahre trug er dort das Trikot: in der Ersten Mannschaft, in der Reserve und bei den "Alten Herren". "Die schönsten Spiele? Die waren auf dem alten Kiesplatz", erinnert sich Retzer mit einem Schmunzeln. "Ich erinnere mich noch gerne an die Sechzigerjahre, denn bei den Heimspielen war der halbe Pressather Wald beim Zuschauen. Die Spieler erfuhren Anerkennung und Wertschätzung", freut sich Retzer noch heute.

Seine Fußballkarriere begann bereits mit 17 Jahren beim SC Kirchenthumbach, später spielte er beim TuS Grafenwöhr. Auch nach dem Ende der AH-Mannschaft des VfB Weiden zog es ihn zehn weitere Jahre zum VfB Mantel. "Er war einer von denen, die immer kamen. Ob Training oder Spiel, auf Helmut war Verlass", erinnerte sich ein ehemaliger Mitspieler des VfB.

Handwerk, Herzblut und Ehre

Sein beruflicher Weg ist ebenso beeindruckend wie seine Vereinsbiografie. Nach der Lehre legte er mit Bravour den Meisterbrief ab. Zunächst selbstständig in Grafenwöhr, wechselte er bald nach Weiden und gründete dort die "Retzer-Bäckerei" auf dem Rehbühl. Bis vor vier Jahren half er noch in der Backstube seines Sohnes mit, ganz der Handwerker aus Leidenschaft. Für sein berufliches und ehrenamtliches Engagement bei der BÄKO erhielt er die Silbermedaille Schultze-Delitsch, eine Auszeichnung für Menschen, die Beruf und Gemeinwohl vorbildlich vereinen. Lange Jahre war er hier Aufsichtsratsvorsitzender.

Aktiv bis heute

Heute arbeitet Helmut Retzer nicht mehr als Bäckermeister, aber er bleibt ein Meister der Bewegung. Täglich geht er zehn Kilometer zu Fuß. "Wenn ich morgens gehe, höre ich die Vögel und wenn ich heimkomme, habe ich Hunger und gute Laune", sagt er mit einem Lächeln, das wohl auch seine sieben Urenkel gut kennen.

Noch bis vor drei Jahren fuhr er sein 650er-BMW-Motorrad. "Aber irgendwann war sie stärker als ich", sagt er augenzwinkernd. "Da habe ich sie verkauft, bevor sie mich abwirft."

Selbstbestimmt und bescheiden

Haushalt, Garten, Putzen – all das erledigt Helmut Retzer selbst. Hilfe von den Kindern? "Nur im Notfall", sagt er. "Solange ich kann, will ich selbstständig bleiben. Ich bin kein Pflegefall, höchstens ein bisschen eigensinnig." Einmal mehr zeigt sich: Helmut Retzer ist ein Mann, der das Leben in vollen Zügen gelebt hat – mit Hingabe, Bescheidenheit und Humor.

In seinem Hobbyraum steht ein Pokal, ein Geschenk zu seinem 1.000. Spiel beim VfB Weiden. Er erhielt ihn mit 55 Jahren. "Damals war ich stolz. Heute bin ich dankbar – für das Spiel, die Familie und das Leben", sagt Retzer.

 
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