„Wir stehen als Lehrer nicht da und sagen, das war falsch“, erklärte Gerda Högl-Siegler, Leiterin der Montessori-Schule am Tag der offenen Tür. Der bessere Weg, die richtige Lösung bei einer Mathematik-Aufgabe zu finden, sei: „Dann fangen wir nochmal von vorne an.“ Schließlich sind die Lehrer in der Montessori-Schule keine Kontrolleure, sagte die Schulleiterin. Lehrer hätten eher die Rolle des Helfers auf dem Weg zum selbstständigen Lernen. Jedes Kind lerne dabei in seiner ganz individuellen Art und Geschwindigkeit. Lehrer hätten dabei die Aufgabe, zu beobachten, was das Kind fasziniere. Diese Beschreibungen kennzeichnen ein wichtiges Grundprinzip der Arbeitsmethoden in der Montessori-Schule.
Lehrerinnen und Schulleiterin zeigten den Besuchern dafür Beispiele und gaben Einblick in den Schulalltag. Gelernt werde immer mit Material. Dabei sitzen Lehrer und Schüler auch häufig auf dem Boden, denn dort kann gut mit Schablonen, Holzklötzchen, Perlen und den vielen anderen symbolischen Gegenständen hantiert werden. Deshalb darf die Schule auch nicht mit Straßenschuhen betreten werden.
Am Boden werden Sätze anhand von unterschiedlichen Farbschablonen zerlegt und zusammengebaut. Eine kleine Giraffe stellt Fragen, die Antworten lehren die Wortarten und die richtige Grammatik. „Wir sprechen bestimmt nicht von der adverbialen Bestimmung“, erklärte Lehrerin Anastasia Bachmann. Mathematik-Unterricht beginne mit dem "Sichtbarmachen, um was es bei der Addition geht". Dafür wird das „Goldene Perlenmaterial“ verwendet. Zum Beispiel werden zehn „Einsersteinchen“ gegen einen „Zehnerstein“ eingetauscht. So wird gelernt, dass verschiedene Steine bestimmte Mengen symbolisieren. „Das müsste eigentlich schon in den Vorschuleinrichtungen gelernt werden“, stellte die Schulleiterin fest. Lernen mit Materialien kennzeichnet den Unterricht in der Montessori-Schule auch in den späteren Klassen. Anhand von Gegenständen können zum Beispiel schon Achtjährige den Satz des Pythagoras lernen.
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