Weiden in der Oberpfalz
18.01.2021 - 16:04 Uhr

Bomben-Verdacht in Weiden: Fast-Evakuierung gerät günstiger als gedacht

Der Fliegerbomben-Verdacht in Weiden und die Fast-Evakuierung sorgten 2020 für Aufregung. Alles lief glimpflich ab, sollte aber satt Geld kosten. Von 300000 Euro war die Rede. Nun ist es doppelt so viel – und die Stadt hat trotzdem gespart.

Was daherkommt wie ein paniertes XXL-Schnitzel, war im September 2020 der Grund für die Aufregung rund ums Wasserwerk in Weiden: Dieser leere Abwurfbehälter ließ lange eine scharfe Fliegerbombe im Untergrund vermuten, eine Evakuierung eines Stadtteils stand unmittelbar bevor. Archivbild: Stadt Weiden
Was daherkommt wie ein paniertes XXL-Schnitzel, war im September 2020 der Grund für die Aufregung rund ums Wasserwerk in Weiden: Dieser leere Abwurfbehälter ließ lange eine scharfe Fliegerbombe im Untergrund vermuten, eine Evakuierung eines Stadtteils stand unmittelbar bevor.

Es ist eine Bekanntmachung aus nichtöffentlicher Sitzung, die im Verwaltungsbericht zur Finanzausschusssitzung am Dienstag, 19. Januar, aufhorchen lässt. Demnach gibt es außerplanmäßige Ausgaben in Höhe von 600.000 Euro an verschiedenen Haushaltsstellen der Stadt wegen des Fliegerbomben-Verdachts, dem Weiden 2020 nahe des Stadtfriedhofs, der Integrierten Leitstelle und des Klinikums nachgehen musste. Ursprünglich war mal von der Hälfte der Summe die Rede. Sind die Kosten also explodiert, obwohl es am Ende gar nicht zur Evakuierung eines Stadtteils kommen musste? Von wegen.

Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien erklärt das Finanzdezernat der Stadt, dass dieser Kostenansatz nicht allein Evakuierungsmaßnahmen enthalte. Diese direkten Kosten, die bei der Aktion im September 2020 anfielen, beliefen sich derzeit auf nur 180.000 Euro und gerieten damit niedriger als veranschlagt (minus 20.000 Euro). Die Ersparnis ergebe sich unter anderem dadurch, dass die nötige, kurzzeitige Umsiedelung der Integrierten Leitstelle (ILS) nach München mit 135.000 Euro um gut 40.000 Euro günstiger war als gedacht. Vielleicht wird's noch erschwinglicher für die Stadt: Ein Gespräch mit dem Innenministerium sei wegen weiterer Ausgleichszahlungen von dort geplant. "Nach aktuellem Stand sollten [bei den direkten Kosten für die Maßnahmen im September 2020] inzwischen alle Rechnungen beglichen sein und nichts mehr nachkommen", teilt die Stadt mit. Größere Einsparungen seien zudem vor allem dadurch möglich gewesen, weil die Evakuierung der 1425 Weidener eben schlichtweg ausgefallen ist. Vieles an Kosten wie für den Transport der Bürger, unter anderem aus einem Seniorenheim, und die für die Unterbringung seien somit hinfällig gewesen.

BildergalerieOnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz25.09.2020

Doch wofür braucht es dann den restlichen Batzen Geld? Den Großteil der 600.000 Euro verschlingt die Altlastenbeseitigung – und das völlig unabhängig von den Evakuierungsmaßnahmen, betont die Stadt. Wurden doch die Bombentrichter in den Nachkriegsjahren als wilde Deponien für die Entsorgung verschiedenster Materialien aus dem Stadtgebiet Weiden genutzt. "Allerdings wurde damals noch nicht über mögliche Spätfolgen nachgedacht", heißt es seitens der Stadt. Nun wird's teuer. Denn die Kosten für die Entsorgung und Wiederauffüllung schätzt Weiden auf voraussichtlich insgesamt 400.000 Euro. "Diese Entsorgungskosten wären aber auch ohne die oben genannten Maßnahmen angefallen", räumt das Finanzdezernat ein.

OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz14.01.2021

An der Stelle der Kampfmittelräumung und Altlastenbeseitigung entstehen übrigens Kunstrasenplätze für die SpVgg SV Weiden.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.