Reinhold und Petra Horrer haben ihr Brillenhaus in der Schulgasse in Weiden zum Januar an einen Nachfolger übergeben. Nach 40 Jahren Selbstständigkeit ist Schluss – das Paar hat sich in den Ruhestand verabschiedet.
Der Name "Horrer" bleibt aber über der Eingangstür stehen – darauf legt der 69-Jährige viel Wert. "Wir sind kein Einheitsbrei", sagt er. Schließlich steckt im Namen "Horrer" auch ein erfolgreiches Konzept – ganze 36 Jahre war das Paar in Weiden tätig. Reinhold Horrer blickt mit Stolz auf seine Jahre als Augenoptikermeister zurück.
Der "Hingucker" in Weiden
Die Idee, ein Brillengeschäft zu eröffnen, war schon immer da. "Ich arbeite gern mit Menschen und bin großer Fan von kaufmännischen Berufen", sagt Horrer. Angefangen hat aber alles in Weißenburg in Bayern. Dort absolvierte Reinhold Horrer seine Ausbildung zum Augenoptiker.
Anfang der 1980er Jahre zog es ihn nach Berlin zum Studieren, wo er auch seine Frau kennenlernte. Sie leitete zu der Zeit eine Modeboutique am Kurfürstendamm. Zwei Jahre später ging es für die beiden nach Amberg, 1983 eröffneten sie in Sulzbach-Rosenberg ihr erstes eigenes Geschäft.
1986 folgte das zweite Brillenhaus in der Bahnhofstraße in Weiden – und 1994 zogen sie mit ihrem Geschäft in die Schulgasse um. Ausschlaggebend dafür sei die Anfrage des Augenarztes gewesen, der im gleichen Gebäude seine Praxis hat. Der Laden in Sulzbach-Rosenberg wurde geschlossen.
Tiefpunkte gab es in den vielen Jahren nicht. "Wir waren der Hingucker in Weiden. Wir liefen nicht in weißen Kitteln 'rum, und meine Frau konnte den Kunden nahebringen, dass eine Brille mehr als nur Sehhilfe ist – eben auch ein Modeaccessoire", sagt Horrer. "Der Optikerberuf ist schon etwas Handwerkliches, aber eine Frau an der Seite zu haben, die sich mit Modetrends auskennt, bringt nur Vorteile mit sich."
Name und Mitarbeiter bleiben
Seine treuesten Mitarbeiterinnen, die bereits seit 20 und zwölf Jahren im Brillenhaus arbeiten, sind auch nach dem Abschied der Horrers geblieben. "Die beiden leiten jetzt das Geschäft. Der Eigentümer ist jemand anderes. Uns war es wichtig, dass unsere Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz nicht verlieren, nur weil meine Frau und ich in Rente gehen", erläutert Horrer. "Schließlich haben wir Stammkunden. Ein neuer Name und eine ganz neue Belegschaft könnten abschrecken."
Die Nähe zu den Kunden stand für das Paar schon immer an erster Stelle – sie war Teil des erfolgreichen Konzepts. "Natürlich ist der Online-Handel eine Konkurrenz. Aber bei Brillen legen die Menschen noch Wert auf einen guten Service direkt vor Ort. Sie wollen mit den Mitarbeitern reden und sich beraten lassen", erklärt Horrer.
Die Qualität spielt ebenfalls bis heute eine große Rolle: "Die Brillen werden in Weiden vor Ort zusammengebaut; nicht schon fertig aus weit entfernten Ländern angeliefert", informiert er. "Die Gläser und Brillenfassungen kommen hauptsächlich aus Italien, Deutschland, aber auch aus Japan."
Mehr Zeit für Radtouren
Auf der einen Seite ist Reinhold Horrer traurig über den Abschied vom Erwerbsleben, auf der anderen Seite sehnt er sich nach so vielen Jahren Selbstständigkeit auch nach etwas Ruhe. "Ich bin froh, dass wir dieses Jahr aufgehört haben und nicht schon vor zwei Jahren. Da unser Geschäft systemrelevant ist, durfte es während der Lockdown-Phasen geöffnet bleiben. Daheim hätten wir uns nur gelangweilt", sagt er.
Geplant haben er und seine Frau für den Ruhestand nichts Großes. "Wir reisen viel und fahren gerne Rad. Jetzt haben wir ausgiebig Zeit dafür. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken."
Ihre Leidenschaft für Brillen führen sie als Rentner aber fort – schließlich tragen beide eine. "Meine Sammlung ist groß. Im Gebrauch sind aktuell etwa 15 Brillen, aber von den alten, die ich nicht mehr trage, kann ich mich nicht trennen. Meine Frau hat noch mehr", merkt Horrer an. "Ich brauche die Auswahl; schließlich kann ich mit einer sportlichen Brille nicht in die Oper gehen."
Für die Zukunft wünscht er sich, dass mehr junge Menschen den Beruf des Optikers ergreifen. "Mittlerweile ist es kein reiner Männerberuf mehr – und der Fachkräftemangel ist auch in unserer Branche deutlich zu spüren. Wir brauchen Leute – Männer wie Frauen – die mehr als nur am Schreibtisch sitzen wollen. Handwerkliche Berufe machen Spaß", appelliert er: "Optiker ist einer der schönsten Berufe der Welt."
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