Unter den Zuhörern begrüßte der Organisator der Lesung, der stellvertretende Vorsitzende des „7er- und Kameradschaftsbunds“ Bernhard Czichon, den Kommandeur des Artilleriebatailllons 131 Oberstleutnant Sven Zickmantel. Vertreter von Soldaten- und Reservistenkameradschaften waren aus der ganzen Oberpfalz gekommen – von Wunsiedel bis Regensburg, von Vilseck bis Tirschenreuth. Die Weidener Politik war lediglich durch CSU-Stadtratskandidat Ronny Kühnel vertreten. Hauptmann Kühnel ist als Karriereberater der Bundeswehr besonders an Drexls Thema interessiert. „Interessiert die anderen Kommunalpolitiker der Zustand der Bundeswehr, die gerade hier in Weiden große Tradition hat, nicht?“ bedauerte Czichon. Zickmantel, seit sieben Monaten in Weiden, sagte, dass er als Kommandeur in der Ostmarkkaserne täglich von dem angesprochenen Thema betroffen sei. Das im Buch Drexls geschilderte Lagebild sei manchmal übertrieben, vielfach aber zu Recht so dargestellt. Die öffentliche Diskussion darüber sei aber zu begrüßen.
Oberst a.D. Drexl, der über 41 Jahre aktiven Dienst in der Bundeswehr hinter sich hatte und viele Jahre im Verteidigungsministerium arbeitete, schildert in seinem Buch den katastrophalen Zustand der deutschen Armee, was ihm Rupert Scholz, der frühere Verteidigungsminister in einem Vorwort bestätigt. Es fehle an Panzern, Hubschraubern und sogar geeigneter Bekleidung. Munition für den Verteidigungsfall sei nur für einen einzigen Tag vorhanden. Das widerspreche dem Verfassungsauftrag, das deutsche Volk verteidigen zu können. „Naiver Pazifismus“ habe dazu geführt, dass Politiker seit Langem die „Friedensdividende“ einfahren würden und das Geld segensreich anderweitig verwenden, dabei aber die Verteidigungsfähigkeit außer Acht ließen. „Ein Pazifist ist ein Mensch, der ein Krokodil füttert in der Hoffnung, dass er als Letzter gefressen wird“, zitierte Drexl Winston Churchill.
Der Referent ging auch auf weitere offenkundige Missstände ein. Der oft erhobene Vorwurf, die Bundeswehr sei durch Rechtsextreme durchsetzt, sei „maßlos übertrieben“. Niemals sei nachgewiesen worden, dass in den Streitkräften ein höheres Mass an staatsgefährdender Gesinnung herrsche als an Gymnasien, Universitäten, in Werkhallen oder Behörden. Dass jetzt der Militärische Abschirmdienst (MAD) um 300 Personen aufgestockt werde, sei „eine Zumutung allen aktiven Soldaten gegenüber“.
Drexl prangert in seinem Buch auch gescheiterte Projekte der Privatisierung an, die unter Scharping als Verteidigungsminister begonnen worden seien. 1400 Mitarbeiter müssten sich jetzt mit Zeiterfassung der Soldaten befassen, 700 Seiten Vorschriften gebe es dafür. Die „Stechuhrmentalität“, ein Bürokratiemonster, das in früheren Zeiten völlig undenkbar gewesen wäre, wie viele altgediente anwesende Soldaten bestätigten. Dass die Armeen in Europa unfähig seien, ihre Anforderungen zu koordinieren, führe dazu, dass für den Nato-Hubschrauber 20 verschiedene Typen gebaut würden und dieser „seit zehn Jahren nicht vom Boden“ weg komme. Für „sündhaft viel Geld“ müsse der deutsche „Tiger“ anders als der in Frankreich konstruiert werden. Mit großer Zustimmung wurde Drexls Abhandlung belohnt. Zahlreiche Zuhörer nahmen sich nach der anschließenden intensiven Diskussion das Buch mit nach Hause.




















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