„Merkt euch: In Deutschland ist Judenhass nicht erlaubt! Juden sind bei uns okay!“ In einer Theaterszene werden zwei jungen Geflüchteten die Regeln eingebläut, sie nicken eifrig. Was ist Antisemitismus, was kann man dagegen tun? „Damals wie heute?“ heißt das Theaterstück, das 2021 im Zuge des Projekts „ReMember“ entstanden ist und im Jugendzentrum vor Schulklassen aufgeführt wurde. Die Akteure, elf Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsschule, hatten viel Freizeit geopfert, um so weit zu kommen.
Zusammen mit einem Team von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und der Berliner Initiative „MIND prevention“ haben sie sich in Workshops, Gedenkstättenbesuchen und gemeinsamen Wochenenden mit ihrer eigenen und der deutschen Geschichte beschäftigt. Die Inszenierung zeigte, welche Reise sie zurückgelegt haben, und forderte die Zuschauer kritisch-provokant zum Streitgespräch auf: Wie wirkt das, was im Nationalsozialismus geschehen ist, heute noch weiter? Und wie ehrlich sind wir uns als Gesellschaft in der Auseinandersetzung damit?
Die halbstündige Darbietung warf Fragen über Zivilcourage damals und heute auf: Wer schaut hin, wer mischt sich ein – und wer bleibt unbeteiligt und tut nichts, obwohl sich das Leid direkt vor den eigenen Augen abspielt? Besonders eindrücklich ist das Stück auch deswegen, weil die Schauspieler darin eigene Erfahrungen aufgreifen und verarbeiten. Alle sind bereits mit Ausgrenzung und Diskriminierung in Berührung gekommen. Gerade die Geflüchteten in der Projektgruppe haben Gewalt und Verfolgung hautnah erlebt.
Im Anschluss an die Aufführung gaben die Darsteller Raum zum Gespräch über das Stück, ihre persönlichen Motivationen, Geschichten,und Lernprozesse. Die Fragen aus dem Publikum zeigten, dass die Aufführung etwas bei ihnen ausgelöst hatte: Die Neugier auf die Themen und die Auseinandersetzung mit Geschichte war spürbar.
Die Gruppe plant mit ihrem Theaterstück nun eine Tournee in Bayern und nächstes Jahr in ganz Deutschland. Mina Ahmadi aus dem Projekt sagt, was sie vermitteln will: „Wir müssen die Stimmen der anderen sein. Jeder von uns soll die Wahrheit wissen und immer gegen Hass, Diskriminierung und falsche Theorien kämpfen“.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.