Während Karl Valentin den Nationalsozialismus zwar ablehnte, aber kabarettistisch nicht groß dagegen aufbegehrte, schaffte es Werner Finck schon, sich den Ärger von Propagandaminister Joseph Goebbels aufzuladen. Fincks Programme waren voller Wortspiele gegen die damaligen Machthaber. Das Ensemble-Mitglied des Berliner Kabaretts "Die Katakombe" wurde deshalb auch eine Zeitlang im KZ weggesperrt, suchte später sein Heil als Freiwilliger in der Wehrmacht in der Flucht an die Front. Passend zur internationalen Woche gegen Rassismus hatte Bernd Mende am Samstagabend das Programm "Operation Heil Kräuter!" auf die Kulturbühne im Kulturbahnhof geholt.
Klar, dass das "Parapluie" aus allen Nähten platzte. Es ging ums Thema "Kabarett im Dritten Reich", aufbereitet von Sebastian Schlagenhaufer und Ramon Bessel, die vielen mutigen Kabarettisten aus der Zeit des Nationalsozialismus wieder eine Stimme gaben. „Der Herr Hitler kann froh sein, dass er nicht Kräuter heißt. Sonst müssten wir immer Heil Kräuter rufen“, so soll es Karl Valentin in den 1940er Jahren auf der Bühne gesagt haben. Ein Scherz, der zu Zeiten des dritten Reichs nicht ungefährlich war. Mit dem versprochenen Schlaraffenland hatte Valentin nichts anfangen können. "Was nützt's, wenn man das Maul nicht aufmachen kann?"
Es war eine Zeitreise. Die Protagonisten spielten Szenen nach. Sie machten deutlich, wie es einigen ihrer Vorväter trotz des Drucks und der Gefahr gelang, das Naziregime offen oder zwischen den Zeilen zum Gegenstand ihrer Satire zu machen. Nicht wenige wurden deshalb mit einem Berufsverbot belegt, was allerdings noch die glimpfliche Variante war. Einige von Valentins Filmen wurden verboten. Er verarmte. Wieder andere Künstler, meist mit jüdischem Hintergrund, verließen Deutschland, anfangs nach Österreich, was allerdings nur einen kurzen Aufschub darstellte. So finden sich deutsche Kabarettisten ab Ende der 1930er Jahre in aller Welt verstreut.
In seinem Programm präsentierte das Duo Schlagenhaufer/Bessel - "wir sind Künstler, keine Historiker" - in einem bewegten Reigen ausgewählte Chansons, Texte und kurze Szenen aus Bühnenprogrammen mutiger Kabarettisten in jener schweren Zeit. Neben Valentin und Finck auch von Helmut Käutner, Fritz Grünbaum und dem Wiener Werkel. Ergänzt wurde das Programm um die Hintergründe zum Leben, Wirken und Schicksal der Akteure. Recherchiert und zusammengetragen von Schlagenhaufer und Bessel. Letzterer ließ die 1930er Jahre am Klavier musikalisch lebendig werden. Das Ergebnis war ein Bühnenprogramm der Zeitgeschichte - humorvoll und bewegend zugleich.
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